Coronavirus: China-Lokalen fehlen die Gäste
Es ist Wiens wohl bekanntestes China-Restaurant, das Sichuan in der typisch chinesischen Architektur an der Arbeiterstrandbadstraße in Wien-Donaustadt. Normalerweise ist sehr voll, doch seit Kurzem bleiben Gäste aus. Die Ausbreitung des Coronavirus schafft Verunsicherung.
Zwar sind die Stammgäste laut der Chefin Chunah Urban-Chao dem Lokal treu geblieben, allerdings fehlen neue Gäste, vor allem die Touristen aus China.
Am 25. Jänner fand das chinesische Neujahrsfest statt, der wichtigste chinesische Feiertag. Viele Chinesen fahren in dieser Zeit auf Urlaub. Jetzt sitzen viele in ihrem Heimatland fest. Flüge werden gestrichen, Reisen storniert. Der Wien Tourismus rechnet deshalb mit einem „Knick“ in den Tourismuszahlen, wie hoch der sein wird, ist allerdings noch nicht abzuschätzen.
Die China-Restaurants spüren diesen Knick schon jetzt – und nicht nur in Wien. Auch Hu Weijiang, Geschäftsführer des Klagenfurter Lokals „Fallidu“ sagt: „Die Neukunden bleiben aus und das spüren wir“. Aber auch Weijiang könne sich derzeit zumindest auf seine Stammkunden verlassen.
Besorgte Anrufer
1200 China-Restaurants gibt es in Österreich. Mehr als 80 Prozent der knapp 16.000 in Österreich lebenden Chinesen arbeitet in solchen Restaurants.Laut Zhu Maozou, Vorsitzender des Vereins chinesischer Kaufleute in Österreich, rufen immer wieder besorgte Gäste in den Restaurants an.
Sie wollen Reservierungen stornieren oder erfragen, ob die Waren aus China kommen – aus Angst, dass diese mit dem Virus infiziert sein könnten.
Laut Maozou müssten sich die Gäste aber nicht fürchten: 90 Prozent der Waren kämen aus EU-Ländern. Ganz abgesehen davon, dass das Virus nur von Mensch und Tier übertragen werden kann. Auch die Ages (Österreichische Agentur für Ernährungssicherheit) geht nicht davon aus, dass das Virus über aus China importierte Handelsware übertragen werden kann.
Die Einbußen für die China-Gastronomie seien trotzdem schon enorm: Laut Maozou liege der Umsatzeinbruch in den Restaurants derzeit bei 20 Prozent, erwartet sind bis zu 50 Prozent. Weil sich das Virus noch immer ausbreitet, rechnet man damit, in den nächsten Wochen noch weniger Gäste zu empfangen.
Freiwillig in Isolation
Aber nicht nur die schrumpfende Zahl der Gäste, sondern auch Personalausfälle stellen die Restaurants auf die Probe. Zwei Mitarbeiter des Sichuan-Restaurants etwa haben sich zwei Wochen in Isolation begeben – freiwillig und als Vorsichtsmaßnahme. Nachdem sie über die Feiertage ihre Familie in China besucht hatten, wollten sie auf Nummer sichergehen. Einen Grund zur Panik gebe es aber nicht.
Besonders schwierig ist die Situation für kleine Betriebe. Erstens wegen der Gästeeinbußen und zweitens, wegen der Personalausfälle. Mitarbeiter, die über die Feiertage ihre Familien in China besucht haben, stecken nun – wie die Touristen – entweder fest oder begeben sich nach der Rückkehr nach Wien freiwillig zwei Wochen in Quarantäne.
Unterstützung
Die Wirtschaftskammer prüft deshalb jetzt die Einrichtung einer Betriebshilfe. „Das ist ein Fonds zur Unterstützung der Unternehmer“, sagt Walter Freundsberger, Obmann der Fachgruppe Gastronomie.
Bis die Betriebshilfe eingerichtet ist, setzen Urban-Chao und Maozou auf Zusammenhalt inner- und außerhalb der Community.
Dass Menschen schon Angst vor Chinesen haben, glaubt die Chefin des Sichuan-Restaurants in Wien-Donaustadt jedenfalls nicht: „Ich habe bisher keinen Rassismus erfahren, nur Hilfsbereitschaft“, sagt sie.
von Sandra Schober und Nikolaus Tuschar
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