Teigtascherl-Fabrik und Rotlicht-Studio: Kriminalität "made in China"
Bereits rund ein Viertel der in Österreich ausgeforschten Menschenhändler stammt aus China. „Seit etwa fünf bis sechs Jahren“, sagt Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt, sei ein starker Anstieg aus Fernost zu verzeichnen gewesen, es seien sicher „ein paar hundert Chinesen“ illegal nach Österreich gekommen.
„Sie reisen auf die unterschiedlichsten Arten ein: Als Touristen, mit Studentenvisa oder weil sie die Familie besuchen“, erklärt der Experte. „Dann tauchen sie unter und reisen einfach nicht mehr aus.“
Kriminalamt reagiert
Das Bundeskriminalamt hat darauf reagiert, in den vergangenen zwei Jahren war sogar der stellvertretende Sektionschef des Innenministeriums in Peking zu Gast bei Tatzgern. „China hat großes Interesse an der Zusammenarbeit“, sagt er zum KURIER. Dort werden Menschenhändler sogar zu lebenslanger Haft verurteilt.
Mehr Teigtascherl
Der Polizei-Oberst glaubt, dass es noch mehr solche Fabrikationen wie die drei nun ausgehobenen Teigtascherl-Manufakturen geben dürfte. „Allerdings steckt da wohl kein Riesen-Menschenhändlerring dahinter“, meint Tatzgern. Arbeitsausbeutung seien „eher Einzelfälle“.
Die Teigtascherl-Fabriken seien „einfach die chinesische Art, Geschäfte zu machen. Sie kennen das nicht so mit Genehmigungen“, deshalb sei auch das Unrechtsbewusstsein eher gering ausgeprägt.
Das Bundeskriminalamt prüft auch regelmäßig China-Lokale, ob dort illegale Arbeitskräfte im Einsatz sind. „Das passiert, aber nicht in der Quantität, wie manche glauben. Die China-Restaurants arbeiten sauberer als viele vermuten würden.“
Schwierig sei es aber stets, die Identitäten festzustellen oder die Beteiligten zum Reden zu überzeugen. Selbst Opfer von Menschenhändlern oder Zeugen von Morden im chinesischen Milieu sprechen praktisch nicht mit den Behörden. Vor knapp zwei Jahren wurden 150 Opfer eines Menschenhändlerrings entdeckt, kein einziges sagte vor der Polizei aus.
"Asia-Studios"
Die Mehrzahl der nach Österreich geschleppten Chinesinnen landen allerdings in der Prostitution. 2014 gab es zwei chinesische Etablissements in Österreich, 2017 waren es 75 und nun sollen es um die hundert sein.
Die Chinesinnen boten einfach Preise an, die die Konkurrenz nicht mitgehen konnte – 30 bis 50 Euro pro Akt, teilweise ohne Schutz.
Vor allem ältere Frauen werden dafür nach Österreich gebracht, da Europäer ihnen das Alter nicht ansehen. Viele „Asia-Prostituierte“ sind tatsächlich zwischen 40 und 60 Jahre alt.
Ein großer Teil davon kommt als Asylwerber ins Land. Denn der Gesetzgeber verbietet diesen zwar zu arbeiten, sie dürfen aber ein freies Gewerbe anmelden – und das umfasst auch die Prostitution.
Allein in Wien sind offiziell bereits 271 chinesische Sexarbeiterinnen registriert, 216 davon sind zugleich Asylwerber. Die Hälfte davon kam im Jahr 2016 ins Land.
Dass danach weit weniger Chinesen nach Österreich eingereist sind, führt der Leiter des Prostitutionsreferats, Wolfgang Langer, auf „unsere intensiven Kontrollen zurück“.
Das habe sich „schnell herumgesprochen und deshalb gab es danach weniger Anmeldungen.“ Heuer etwa wurden nur noch 19 neue Sexarbeiterinnen aus China angemeldet. Der Boom im Rotlichtbereich scheint vorbei zu sein.
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