Erste Stornos von Impfterminen mit Astra Zeneca
„Jetzt sicher nicht“, sagt AHS-Professorin Margit S. (Name geändert): Am Wochenende hätte die Steirerin ihre erste Corona-Schutzimpfung erhalten, eine Dosis von Astra Zeneca. Doch obwohl zusätzlich als Asthmatikerin unter den Risikopatienten, will sie zuwarten.
Die Germanistin ist nicht die einzige, die die Debatte um den Impfstoff so sehr verunsichert, dass sie die zuvor ersehnte Impfung lieber vorerst ausfallen lässt.
Rund 17.000 Pädagogen sind für das kommende Wochenende in der Steiermark für ihre erste Impfrunde registriert, 300 haben sich bis jetzt wieder abgemeldet. Auffälliger ist die Summe der Rückzieher der Kontaktpersonen von Schwangeren: Rund 6.600 haben sich für die Impfungen mit Astra Zeneca angemeldet ein gutes Drittel sagte ab.
In Niederösterreich zogen bisher zehn Prozent der Interessierten, die seit Freitag einen Impftermin gebucht haben, ihre Anmeldung wieder zurück. 5.000 von den 50.000 Buchungen wurden storniert.
Doch hat das alles mit der Diskussion um den Impfstoff zu tun, der nun ja von sieben EU-Staaten ausgesetzt wurde? Michael Koren, steirischer Impfkoordinator, will die Abmeldungen nicht in diese Richtung auslegen. Vielmehr hätte sich herumgesprochen, dass streng an den Impfstraßen kontrolliert würde, etwa Kopien des Mutter-Kind-Passes der Lebensgefährtin oder das Dienstverhältnis zu einer bestimmten Schule. Stefan Spielbichler, Sprecher von Notruf Niederösterreich, betont ebenfalls, die Gründe für die Rückzieher könnten „vielfältig“ sein und müssten nicht automatisch mit der Diskussion um Astra Zeneca zu tun haben.
Der Zeitpunkt ist freilich auffällig. So gesteht der Steirer Koren ein, dass er „die Unsicherheit der Menschen nachvollziehen könne“. Wie unsicher sie sind, zeigt sich auch an den zunehmend forscher werdenden Anrufen bei Impf-Hotlines: „Es melden sich immer mehr Menschen, die sagen, sie bestehen auf einen bestimmten Impfstoff“, schildert Koren. „Aber aussuchen ist nicht drin.“
Und nach der Absage?
Das klappt auch in Wien nicht: Die vereinbarte Injektion mit Astra Zeneca absagen und auf Impfstoff eines anderen Herstellers zu spekulieren, sei nicht ratsam, mahnt ein Sprecher des Wiener Gesundheitsstadtrates Peter Hacker (SPÖ). Es sei nämlich nicht unwahrscheinlich, dass man auch bei einer späteren Impfung wieder ein Vakzin von Astra Zeneca bekommt.
Derzeit würden aber sieben bis acht Prozent der Termine in den Wiener Impfzentren storniert oder nicht wahrgenommen werden, das waren in der Vorwoche rund 890 Personen. Die überzähligen Dosen würden dann an Personen auf der Warteliste verimpft, die kurzfristig kontaktiert werden. Dass Impfstoff weggeworfen werden müsste, komme wenn überhaupt nur im Ausmaß einzelner Dosen vor, beteuert der Sprecher. „Wir rufen so lange Menschen auf den Wartelisten an, bis alles verbraucht ist.“
Medienberichte, wonach überzählige Dosen an unangemeldete Personen gehen, die abends spontan zu den Impfstraßen kommen, kann er nicht bestätigen. „Ohne Registrierung kommt man zu keiner Impfung.“
Der KURIER probiert´s: Impfen ohne Termin?
Müsste die Bundeshauptstadt nun aber doch die Impfung mit Astra Zeneca stoppen, wäre ein großer Personenkreis betroffen: Lehrer, Feuerwehrleute und Polizisten, nichtmedizinisches Gesundheitspersonal und Risikopatienten in Spitalbehandlung, etwa Dialyse-Patienten. Der Tempoverlust wäre enorm: „Die Impfleistung würde wieder auf jene vom Jänner – 7.000 Personen pro Woche – zurückfallen“, rechnet Hackers Sprecher vor.
Stornierungsgrund muss nicht genannt werden
In Salzburg und Tirol berichten die Impfkoordinatoren nur von „vereinzelten Absagen“, doch mehr aufgrund von Krankheit oder Terminkollisionen, wie es am Dienstag hieß. Klar ist aber auch dort, verschwendet wird nichts: „Wenn jemand den Impfstoff nicht verabreicht haben will, werden über Ersatzlisten kurzfristig neue Personen gefunden“, versichert ein Sprecher der Salzburger Landesregierung. Aus Oberösterreich heißt es, es sei sei „vereinzelt zu Stornierungen“, aber: „Da die Stornierung digital vorgenommen werden – ohne Angaben von Gründen – haben wir keine Kenntnis über die Beweggründe.“
In Kärnten wurden am vergangenen Wochenende 3.500 Dosen verimpft, zum Zug kamen Lehrer. Laut Gerd Kurath vom Landespressedienst sei keine einzige Dose übrig geblieben. Er räumt ein, dass es zwar in einzelnen Fällen Ablehnungen gegeben habe, aber „die Massen sind es nicht“.
In einem Bundesland stellt sich die Frage dagegen gar nicht: Das Burgenland hat nämlich derzeit kein Serum vom Astra Zeneca mehr auf Lager. Dort werden in den kommenden zwei Wochen nur noch Biontech/Pfizer und Moderna verabreicht: Sämtliches noch vorrätiges Astra Zeneca-Serum ging am Wochenende an Pädagogen.
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