Rauschgift in Österreich: So stark wie nie, neue Droge im Umlauf

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Mehr Drogentote - die Gründe dafür sind höhere Reinheitsgrade, billigere Preise und die weltpolitische Lage. Auch eine neue Droge sorgt für Probleme bei der Polizei.

Kolumbien hat im vergangenen Jahr 40 Prozent mehr Kokain als 2021 produziert, so viel wie nie zuvor. Der Präsident der "Narco-Demokratie", Gustavo Petro, erklärte den Krieg gegen die Drogen daraufhin für gescheitert. In Afghanistan haben die Taliban Geldsorgen, weshalb sie statt dem Opiumanbau nun auf synthetische Drogen setzen, die größere Gewinnspannen versprechen und leichter zu schmuggeln sind. In der Sahelzone gibt es immer mehr kriegerische Auseinandersetzungen, die mit dem Drogenverkauf finanziert werden. 

Und selbst die Abholzung der Regenwälder in Südamerika (mehr Anbaufläche), die Weigerung der EU, den Balkan rasch zu integrieren (weniger Interesse von Justiz und Polizei bei der Kriminalitätsbekämpfung) oder der Ukrainekrieg (hier gibt es andere Probleme als die Jagd nach den vielen professionellen Drogenlaboren) haben Auswirkungen auf den Rauschgifthandel in Europa und damit natürlich auch Österreich.

Rauschgift in Österreich: So stark wie nie, neue Droge im Umlauf

235 Drogentote in Österreich 

Die Folgen davon sind mehr "Stoff", mehr Konsumenten sowie durch die zunehmende Zahl an Anbietern günstigere Preise und ein höherer Reinheitsgehalt. Und all das führt zu einer Rekordzahl an Toten in Österreich. 235 Opfer gab es zuletzt, wie der aktuelle Suchtmittelbericht des Innenministeriums festhält. 

Gleichzeitig werden die Drogen immer stärker: Vor Jahren wurde Heroin mit einem Reinheitsgrad von drei Prozent verkauft heute sind es durchschnittlich 15- wobei unglaubliche 57 Prozent der Höchstwert waren. Auch Haschisch (plus neun Prozent in den vergangenen fünf Jahren) oder Kokain (um rund zwölf Prozent) haben zugelegt. In acht Prozent der Ecstasy sind laut den Testern von Check-it bereits mehr als 200 Milligramm des Wirkstoffes MDMA zu finden - für diese Menge benötigt man ein Gewicht von 133 Kilo, um die Einahme einer einzigen Tablette zu überleben. Selbst der Crack-Konsum hat sich in der EU innerhalb eines Jahres verdreifacht. 

Gab es früher viele Zwischenhändler und nigerianische Gruppen für den Straßenverkauf, so sind nun serbische Banden aktiv und organisieren etwa den Kokain-Transport von den Anden bis ins Szene-Lokal in der Wiener Innenstadt. Auch afghanische Verkäufer von Opium oder synthetischen Drogen aus ihrer Heimat sind mittlerweile in Europa in hoher Zahl verfügbar. Mittlerweile gibt es sogar schon in den Niederlanden oder Tschechien Labore für die Herstellung von Kokain.

Lebenslange Haft für Drogenhändler

Doch nicht nur für die Drogenkartelle herrschen goldene Zeiten, auch die Polizei verbucht Erfolge. Brigadier Daniel Lichtenegger vom Bundeskriminalamt etwa verweist darauf, dass kürzlich erstmalig in Österreich ein Drogenhändler zu lebenslanger Haft verurteilt worden ist. 

"Im Zuge der seit April 2021 in Österreich durchgeführten Ermittlungen im Bereich der Kryptomessengerdienste wie ANOM und Sky ECC haben wir in Österreich einen noch nie geahnten Einblick in die Machenschaften der organisierten Tätergruppierungen erhalten", betont Lichtenegger.  "Es handelt sich eindeutig um den größten Ermittlungskomplex der kriminalpolizeilichen Geschichte Österreichs. Auch der Zusammenhang zwischen dem organisierten Suchtmittelhandel, Gewalttaten, aber auch Waffenhandel und Korruption spielen eine bedeutende Rolle. Diese Ermittlungen werden uns noch jahrelang begleiten." Rund eine Milliarde Chat-Nachrichten wurden sichergestellt.

Ketamin als neuer Problemfall 

Ein zunehmendes Problem ist in Österreich aber laut Drogenjäger Lichtenegger der Missbrauch von Benzodiazepinen und dem Narkosemittel Ketamin: "Speziell der Trend zu Ketamin hat die Sicherstellungszahlen in den letzten Monaten stark erhöht. Derzeit ist Ketamin im NPSG (Neue-Psychoaktive-Substanzen-Gesetz, Anm. ) verankert, was der Polizei jedoch nicht die notwendigen Ermittlungsmaßnahmen ermöglicht, da der Strafrahmen in diesem nicht ausreichend ist."

Eine Transferierung vom NPSG in das Suchtmittelgesetz wird laut dem Brigadier von der Polizei gewünscht, da "die Gefährlichkeit dieser Substanz aufgrund der damit schon in Verbindung gebrachten Todesfälle gegeben scheint. Hier laufen nationale Gespräche und wir hoffen als Polizei auf eine schnellstmögliche Änderung, damit wir hier effektiv gegen den Ketamin-Handel vorgehen können."

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