Urteil im Mafia-Prozess gegen „Dexter“: Lebenslange Haft

Urteil im Mafia-Prozess gegen „Dexter“: Lebenslange Haft
Der Angeklagte war bis zuletzt nicht geständig, er wurde vom Geschworenengericht voll schuldig gesprochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Mafia-Paten mit dem Spitznamen „Dexter“, der innerhalb von zwei Jahren den Verkauf von mehreren 100 Kilogramm Heroin und Kokain in Wien organisiert haben soll, ging am Freitag am Landesgericht zu Ende. Das Urteil: Lebenslange Haft.

Mehr dazu: Ausbruchsalarm vor Urteil gegen mutmaßlichen Wiener Mafiaboss

Zuvor wurden stundenlang die 333 Einzelfragen an die Geschworenen verlesen, ein Prozedere, das sich bei der Urteilsverkündung wiederholte. 

Der nicht geständige 35-Jährige wurde vom Geschworenengericht voll schuldig gesprochen. Einziger Milderungsgrund war der Umstand, dass es teilweise beim Versuch geblieben ist. Sonst fand das Gericht für den Serben lediglich Erschwerungsgründe.

Krypto-Handys

Verteidiger Werner Tomanek kündigte zuvor an, in seinem Plädoyer zu hinterfragen, was dem Staat in Sachen Telefon- sowie Messenger-Überwachung alles erlaubt sein soll. Die Kriminellen hatten nämlich zur Abwicklung ihrer Geschäfte auf sogenannte Krpyto-Handys zurückgegriffen, bei denen nicht einmal eine Standort-Peilung möglich war. Man konnte damit nicht telefonieren, aber Bilder, Videos und Audio-Nachrichten verschicken.

Unterstützung vom FBI

Die Bande flog auf, als es ausländischen Strafverfolgungsbehörden gelang, die vermeintlich abhörsichere Kommunikation der Kriminellen zu knacken und die Inhalte, die über Server in Kanada und Frankreich liefen, zu sichern. In weiterer Folge wurden die Chats mithilfe des FBI entschlüsselt, was Ermittlungen gegen Kriminelle in zahlreichen europäischen Ländern zur Folge hatte. 

Die Chats, die „Dexter“ und seine rund 200 Köpfe umfassende Gruppierung betrafen, wurden über Europol den österreichischen Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung gestellt.

Dealer-Netz

Dario D. alias „Dexter“ habe täglich Selfies und Audio-Nachrichten verschickt, berichtete ein Beamter des Bundeskriminalamts im Verlauf des Prozesses. Der 35-Jährige sei „an der Spitze“ gestanden, darunter habe es „Unterführer“ gegeben, die in Österreich ein eigenes Dealer-Netz unterhielten und gut vernetzt sowie bedingt entscheidungsbefugt waren.

Bei der zerschlagenen kriminellen Vereinigung handelte es sich um einen Zweig eines montenegrinischen Mafia-Clans, der von der Hafenstadt Kotor aus europaweit illegale Geschäfte tätigt – nicht nur mit Drogen, auch mit Waffen.

„Dexter“ hatte sich beim Prozessauftakt nicht schuldig bekannt. Dario D. wurde im vergangenen Dezember am Wiener Landesgericht wegen schweren Raubes zu elf Jahren Haft verurteilt worden.

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