Dieser Hinweis landete bereits am 8. November bei den Serben, die leiteten ihn an die österreichischen Kollegen weiter. Dexter, so heißt es, plane einen Fluchtversuch mithilfe von Insassen der Justizanstalt. Denn der Serbe genießt hinter Gittern unter seinen Landsleuten einen besonderen Status, könne sich auf Unterstützung der Landsleute verlassen. Aber auch Mitglieder des Kovacian-Clans, dem Dexter angehören soll, dürften dafür extra nach Wien gereist sein. Dexter soll davon gesprochen haben, dass er nicht ewig in Österreich in Haft sitzen werde und nicht darauf warte, bis die Prozesse abgeschlossen sind.
Ablenkungsmanöver
Konkret sei die Rede von einem „Ablenkungsmanöver“ gewesen, das die Flucht erleichtern sollte.
Auffällig: Nur wenige Tage nach diesem Hinweis begann eine ungewöhnliche Serie von entflohenen Häftlingen. Insgesamt vier Insassen gelang bei Ausführungen zum Arzt die Flucht. Darunter auch einem aus der Justizanstalt Josefstadt. Er stellte sich einen Tag später selbst.
„Während sich alle auf meinen Mandanten konzentriert haben, konnten gleich vier andere Häftlinge türmen“, sagt Anwalt Tomanek.
➤ Mehr lesen: Anklage gegen den "Paten": So brutal ist die Drogenmafia
Doch die Aufmerksamkeit dürfte Dexter beim Prozess-Finale am Freitag erhalten bleiben. In seinem Verfahren geht es um die Einfuhr von und den Handel mit 500 Kilo Kokain und Heroin. Die Staatsanwaltschaft listet in der 180 Seiten dicken Anklageschrift mehr als 300 Suchtgiftdeals auf. Die befragten Zeugen zogen es allesamt vor, zu schweigen – zu groß ist die Angst vor Racheaktionen.
Auf die Fährte von Dexter kam man durch die Operation Trojanerschild. Dem FBI gelang es, mutmaßlich abhörsichere Kryptohandys in der Unterwelt zu verteilen, und konnte live mitlesen und -hören.
➤ Mehr lesen: Der "Filialleiter" eines Drogenimperiums
Auch in Österreich gab es unzählige Festnahmen. Dexter, der seinen Spitznamen von der blutrünstigen TV-Serie hat, soll der Kopf sein. Oder wie es der Staatsanwalt ausdrückte: Der „österreichische Filialleiter einer serbisch-montenegrinischen Mafiabande“. Aufgefallen war er unter anderem durch Selfies und seine markante Stimme.
Dexter wurde in Wien bereits wegen schweren Raubes zu 13 Jahren Haft verurteilt. In seiner Heimat Serbien wurde er im Jahr 2012 wegen zwei Morden verurteilt. Aktuell wird außerdem wegen weiterer Morde und Mordaufträge – die er zum Teil aus der Haft erteilt haben soll – ermittelt.
Fleischwolf
Immer wieder taucht sein Name auch rund um einen Folterkeller in Serbien auf. Ermittler fanden einen Fleischwolf, auf dem die DNA von zahlreichen Personen sichergestellt wurde. Auch in den Chats ist der Fleischwolf immer wieder Thema: „Na bring ihn um, wen interessiert er. Und dann in den Fleischwolf“, wurde da etwa geschrieben.
Todesfälle gibt es im Umfeld des Angeklagten jedenfalls auffällig häufig. Im Dezember 2018 wurde am Wiener Lugeck ein Clan-Kollege erschossen.
Weiters wurde im März 2020 in Serbien ein Mann tot aufgefunden, der den Auftrag hatte, Dexter zu töten.
Kommentare