Die filmreife Überlebensgeschichte des Herrn Walid

Gorgy Walid, Gut Behütet
Gorgy Walid entkam der Kriegshölle im Irak. Dort geriet der Filmemacher und Journalist zwischen die schiitische Regierung und IS-Staat. Nun ist er Mitinhaber eines Hutladens im Wiener Zentrum.

Ohne Kopfbedeckung fühlt man sich von einer partiellen Nacktheit befallen. Kein Wunder, denn im kleinen Laden in der Rauhensteingasse 7 im 1. Wiener Bezirk ist das Angebot von Hüten und Hauben überwältigend. "Ich nehme meine Hüte nur zum Schlafen ab", gibt Alexandra Pomper lächelnd zu.

Sie ist Mitbesitzerin des kürzlich eröffneten Geschäfts, das einen Namen trägt, der passender nicht sein kann: "Gut behütet". Ihr Partner Gorgy Walid gehörte einst zu ihrer Kundschaft. Nachdem der Laden, in dem Alexandra Pomper zwanzig Jahre gearbeitet hatte, schließen musste, entstand die Idee, etwas Neues auf die Beine zu stellen. Die Chemie zwischen den beiden passte von Anfang an. Abgesehen von der Leidenschaft für die Kopfbedeckung verbindet sie nämlich eines - die positive Lebenseinstellung. 

Zwischen den Fronten

Diese hat Walid geholfen, am Leben zu bleiben. Dieses findet seit 2015 in Wien statt. Seine irakische Heimat musste der leidenschaftliche Filmemacher verlassen. Nachdem er sich entschieden hatte, die Wahrheit zu verbreiten. "Ich habe damals als Reporter für einen staatlichen Sender gearbeitet. Ich berichtete live von einer Demonstration gegen die Regierung. Es kam zu einer blutigen Auseinandersetzung mit vier Toten“, erzählt der ehemalige Journalist. "Die Demonstranten warfen Steine. Die Soldaten antworteten mit Schüssen. Der Regisseur wollte, dass ich das verschweige. Ich konnte aber nicht, das waren doch unschuldige Opfer."

Eine Verweigerung, die ihm fast zum Verhängnis geworden wäre. Walid wurde ins Regierungshauptquartier bestellt. "Auf der Vorladung wurde der berüchtigte Paragraf 'Terror 4' erwähnt. Das bedeutet: Du wirst ins Gefängnis herein und nicht mehr heraus, denn dort wirst du zu Tode gefoltert."

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