Der Traum vom Fliegen: Wie man Bundesheer-Pilot wird
„Zwischen 300 und 500 Frauen und Männer stellten sich jährlich der sogenannten Militärfliegertauglichkeitsuntersuchung, einem Assessment und der fliegerischen Eignungsüberprüfung. Letztendlich bestehen nur drei bis sechs diese und werden als Flugschüler aufgenommen“, sagt Brigadier Reinhard Kraft, Kommandant der Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule in Langenlebarn, zum KURIER.
Neben einer körperlichen Grundfitness und psychischer Eignung spielen auch das räumliche Vorstellungsvermögen, die Merkfähigkeit und Konzentration eine große Rolle. Ebenso wichtig ist die Fähigkeit, im Team agieren zu können. Pilot, Techniker, Flugsicherer – alle müssen sich aufeinander verlassen können. Dazu werden die Anwärter auf ihre Stressresistenz geprüft.
Harter Weg
Wer diese Tests besteht, muss noch einen fordernden Weg gehen, bevor er tatsächlich in einem Cockpit sitzen darf. Zuerst gilt es, die „Kaderanwärterausbildung 1“ zu bestehen – hier erfolgt zunächst einmal die Ausbildung zur Soldatin bzw. zum Soldaten. Fünf Monate dauert diese Ausbildung, die für werdende Offiziere und Unteroffiziere Grundvoraussetzung ist.
Danach geht es für die künftigen Piloten auf die Flieger- und Fliegerabwehrtruppenschule nach Langenlebarn und später nach Zeltweg, wo sie neben weiteren Ausbildungsschritten endlich ihre ersten 25 Flugstunden auf einer Diamond DA40 im Rahmen der fliegerischen Eignungsfeststellung am Steuerruder bekommen.
„Dabei wird ihnen genau über die Schulter geschaut, denn dieser Kurs ist der letzte Meilenstein, bevor die Anwärter tatsächlich zu Flugschülern werden“, sagt Kraft. „Wird diese Selektion nicht geschafft, so bedeutet dies nicht ein Versagen, sondern lediglich, dass man für diesen speziellen Job nicht die richtigen Voraussetzungen mitbringt“, beruhigt der Brigadier. „Es gibt in diesen Fällen noch genug andere Aufgabengebiete im Bereich der Luftstreitkräfte, in welchen man sich verwirklichen kann. Beispiele für erfolgreiche Karrieren in den Luftstreitkräften, trotz einer nicht geschafften Militärpilotenselektion, gibt es viele. Also keine Angst, sich einer Selektion zu unterziehen.“
Die Besten der Besten
Die Militärpilotenausbildung beginnt jährlich mit bis zu acht Flugschülern. Es ist daher wichtig, dass sich jedes Jahr ausreichend Bewerber melden. Oft schaffen jene den Selektionsprozess, welche gar nicht damit gerechnet haben und ein schlummerndes, unerkanntes fliegerisches Talent in sich haben.
Während der Ausbildung erhält man bereits ein Gehalt als Militärperson, Reisekosten werden abgegolten, Uniform und Unterkunft werden zu Verfügung gestellt. Nach diesem fordernden Jahr beginnt dann tatsächlich die Ausbildung zum Einsatzpiloten.
14 Monate lang werden die Soldatinnen und Soldaten an der Propellermaschine „Pilatus PC-7“ geschult. Kraft: „Mit diesem Flugzeug lernen sie alles, was auch ein ziviler Pilot können muss, daher ist diese Ausbildung auch zivil anerkannt. Nach dieser Ausbildungsphase erfolgt die Aufteilung entweder auf Hubschrauber oder Jet.“
Künftige Jet-Piloten üben noch ein weiteres Jahr mit der Propellermaschine PC-7 und absolvieren auch das Training mit Bordwaffen sowie Taktik-Schulungen. Danach geht es für etwa zwei Jahre weiter nach Italien, dort erfolgt dann die Grund- und Fortgeschrittenenschulung am Jet bevor die Ausbildung in Deutschland am Kampfjet Eurofighter abgeschlossen wird. Die Ausbildungskosten für Eurofighter-Piloten belaufen sich auf mehrere Millionen Euro.
Hubschrauber-Ausbildung
Die angehenden Hubschrauber-Piloten kommen hingegen nach Langenlebarn und absolvieren nach erfolgreicher Umschulung auf Hubschrauber die Einsatzpilotenausbildung. Diese wird noch auf der Alouette III durchgeführt, zukünftig am neuen Leonardo AW169, wobei der erste Ausbildungsabschnitt großteils auf einem modernen Simulator erfolgen wird.
„Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung erfolgt die Versetzung in eine Einsatzstaffel, wo dann die Aufgaben eines Einsatzpiloten übernommen werden. Dazu zählen das laufende Training der bereits erworbenen Kenntnisse, Vertiefung der Ausbildung in militärischen Kernthemen, Einsätze und Übungen im Ausland und im Inland, sowie taktische Weiterbildungen“, erklärt Kraft.
Für die Sicherstellung einer aktiven Luftraumüberwachung und einer Luftunterstützung mit Hubschraubern benötigt das Bundesheer genügend dieser hoch qualifizierten Piloten, die ihr Fluggerät zu jeder Zeit, bei jedem Wetter und in jedem Anlassfall perfekt beherrschen können.
Im Ernstfall könnten die Eurofighter (welche mit einer Geschwindigkeit von 2.400 Stundenkilometern durch den Luftraum rasen können) ab dem Start innerhalb weniger Minuten an jedem Punkt Österreichs sein. Derzeit gibt es beim Bundesheer über 180 Arbeitsplätze für Piloten.
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