Der neue Trend: Marihuana im Home Office
Statt zum Wirten ums Eck zu gehen, ziehen sich die Österreicher zuhause einen Joint hinein. Corona treibt die Leute ins Home Office, dort werden zunehmend auch Cannabis-Plantagen angelegt.
Zwar gibt es erst Rohdaten bei der Polizei zu den Sicherstellungen im Vorjahr, aber allein bei Marihuana und Haschisch soll es ein Plus von rund einem Drittel geben. Und das obwohl die Exekutive keine Sonderaktionen gemacht hat, sondern ermittelt hat wie in den Jahren zuvor.
Während vielerorts die Legalisierung des verbotenen Krauts fortschreitet, werden hierzulande mitunter sogar Kleinstmengen unterhalb eines Gramms mit Sanktionen belegt. Und die Gesetzgebung scheint in vielerlei Hinsicht veraltet, bietet sie doch zahllose Schlupflöcher.
Selbst bei der Polizei wird angemerkt, dass die Justiz da gar nicht mehr durchsehen kann. So gibt es vollkommen unterschiedliche Regelungen für Industrie-Hanf, für CBD-Hanf und Hanf mit dem Rauschmittel THC.
Schnell süchtig
In eine dieser Lücken stößt nun auch ein neues Problem, denn sogenannte künstliche Cannabinoide drängen auf den Markt. Das Problem ist, dass es sich dabei um chemische Keulen handelt, die in Deutschland bereits Todesfälle ausgelöst haben sollen.
Untersuchungen der deutschen Universität Freiburg haben ergeben, dass diese Stoffe sehr schnell süchtig machen.
In einem VICE-Interview behauptete ein Drogendealer, dass die Leute nach derartigen Verstärkungen extra anfragen und dann das normale Marihuana gar nicht mehr kaufen wollen, weil es ihnen zu schwach vorkommt. Jedenfalls führen diese chemischen Stoffe auch zu schnellen Abhängigkeiten, warnt etwa das deutsche Gesundheitsministerium.
Offenbar ist massiv seit vergangenen Sommer zumindest eine Gruppierung aktiv, die eigentlich nicht berauschenden CBD-Hanf mit zwei Cannabinoiden (MDMD-4en-PINACA und 5F-MDMB-PINACA) zur Chemiekeule macht.
Das Bundeskriminalamt Wien geht davon aus, dass diese von der Schweiz aus vertrieben werden. Allerdings könnte auch China als Herstellungsland eine gewisse Bedeutung haben, wurden derartige Stoffe doch der muss dann auch auf die vor Jahren beliebte Droge „Spice“ aufgebracht.
„Bisher war das in zwei Prozent der von uns sichergestellten Proben nachweisbar, einen Todesfall gab es aber noch nicht“, sagt Daniel Lichtenegger, oberster BK-Drogenbekämpfer. Er hält es aber nicht für ausgeschlossen, dass die Dunkelziffer noch höher liegen könnte.
Und die entsprechenden Stoffe sind erst seit einigen Monaten auf dem Markt. Man muss also kein Experte sein, um eine steigende Tendenz zu erwarten.
Keine Kontrolle
Das große Problem entsteht dadurch, dass diese Substanzen künstlich hergestellt und dann als Pulver bzw. Flüssigkeit aufgetragen werden. Dabei lässt sich die Menge nicht genau kontrollieren, dadurch kann es zu sehr starken Konzentrierung der Stoffe kommen.
Und diese wiederum können dann schwere gesundheitliche Folgen haben. Das „Spiel“ mit diesen Substanzen kann jedenfalls tödlich enden.
Das deutsche Bundeskriminalamt beschreibt die Wirkung so: „Die meist jugendlichen Konsumenten mussten mit Kreislaufversagen, Ohnmacht, Psychosen, Wahnvorstellungen bis hin zum Ausfall vitaler Funktionen medizinisch oder notfallmedizinisch behandelt werden. Daneben kam es in einigen Fällen zu aggressiven Reaktionen und unkontrollierten Übergriffen auf dritte Personen.“
Das grüne Gesetzeschaos
Konsum und Handel von Cannabis befinden sich in Österreich seit Jahren in einer rechtlichen Grauzone. Während man beim Besitz von nur einem Gramm einer bestimmten Sorte schon strafrechtlich verfolgt wird, sprießt auf Plantagen im ganzen Land vor den Augen der Behörden tonnenweise Gras, das dann in Shops verkauft wird.
Die Pflanzen sind prinzipiell die Gleichen. Der feine Unterschied liegt im THC-Gehalt. Dieser Stoff ist psychoaktiv, CBD hat hingegen keine bewusstseinsverändernde Wirkung, sondern soll gegen Krankheiten helfen.
Liegt der THC-Gehalt unter 0,3 Prozent dann handelt es sich um CBD-Gras. Das wird in über 300 Geschäften in Österreich verkauft. Die Zucht muss mittels bestimmter legaler Industriehanfsorten erfolgen.
Dieses Produkt ist als Räucherware deklariert, denn konsumieren darf man es eigentlich nicht. Das entsprechende Gesetz geht noch auf die ehemalige FP-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein zurück, die sich, damit am EU-Gesetz orientierte.
Darin ist auch verankert, dass CBD-Öle oder Kapseln nicht in den Shops verkauft werden dürfen, auch diese Produkte werden etwa von Schmerzpatienten konsumiert.
Verkauft werden die Waren aber weiterhin, denn Kontrolle gibt es praktisch keine. Ebenso wenig, wie bei jeder Cannabispflanze der THC-Gehalt einzeln überprüft werden kann. Auch die Trafikanten bemühen sich, das Monopol auf CBD-Rauchwaren zu bekommen – bisher erfolglos.
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