Nach Amoklauf in OÖ: 220 Hinweise auf Drexler ohne Erfolg, Polizei-Einsatz in Zug
Seit Montag rücken immer wieder Einsatzkräfte in ganz Österreich aus, da laufend Hinweise zum Aufenthaltsort des flüchtigen Roland Drexler eingehen. Drexler soll zwei Menschen im Mühlviertel erschossen haben.
220 Hinweise aus der Bevölkerung hat man seit der Bluttat am Montag zum gesuchten Mordverdächtigen entgegengenommen und abgearbeitet, erklärt der oö. Landespolizeidirektor-Stellvertreter Rudolf Keplinger gegenüber dem KURIER.
Kein einziger Hinweis hat sich bisher als "heiße Spur" entpuppt, man sei aber dankbar über jeden Ansatz. Ins Leere ging etwa auch ein Hinweis aus Tirol, der gestern Abend bei der Polizei einging.
80 Passagiere im Zug kontrolliert
Eine Frau hatte den Verdacht gehabt, den Gesuchten in einem Zug gesehen zu haben, hieß es von der Polizei auf APA-Nachfrage. In Ötztal-Bahnhof wurde die Garnitur angehalten und 80 Passagiere wurden kontrolliert, auch die Bahnhöfe zwischen Innsbruck und Ötztal-Bahnhof wurden untersucht.
Auf Videoaufnahmen wurde schließlich ersichtlich, dass es sich nicht um Drexler gehandelt hatte und der Einsatz wurde beendet. Zuvor hatte es bereits Einsätze im Bezirk Oberpullendorf im Burgenland bzw. in Wels in Oberösterreich gegeben.
Bei der Polizei in Oberösterreich hieß es Donnerstagfrüh jedenfalls, dass es keine neuen Erkenntnisse gebe. Das Fluchtauto wurde noch nicht gefunden, es gebe weder Hinweise, dass Drexler tot sei, noch, dass er noch lebe - „also müssen wir davon ausgehen, dass er noch lebt“, so ein Polizeisprecher.
Besondere Herausforderung
Besonders herausfordernd dürfte die Situation für die Polizei heute, Donnerstag, sein, weil Halloween ebenfalls mehr Polizeipräsenz erfordert.
In Linz hatte es 2022 an diesem Tag größere Krawalle gegeben. Man sei vorbereitet, hieß es dazu, aus taktischen Gründen würden aber keine Zahlen genannt.
Bis Donnerstag haben Polizeikräfte, die Spezialeinheit Cobra und Hundeführer ein Gebiet von 100 Quadratkilometern im Mühlviertel rund um Altenfelden auf der Suche nach Roland Drexler durchkämmt.
Die Rede ist zum Beispiel von Drohnen mit hoch empfindlicher Wärmebildtechnik und Sensorik. "Wir sind in der Luft, zu Fuß, mit Fahrzeugen und Booten unterwegs. Zwei Hubschrauber des Innenministeriums unterstützen ebenfalls die Suche", so Keplinger.
Tödlicher Kopfschuss aus dem Hinterhalt
Nach wie vor nicht ausgeschlossen ist, dass sich Roland Drexler als erfahrener Jäger in der Umgebung in einem Waldstück versteckt hält. Er kenne das Terrain wie seine Westentasche, meinen Jagdkollegen.
Die Polizei kontrolliert deshalb auch systematisch Hochstände sowie bekannte Jagdhütten und Unterschlüpfe im Wald. Und das mit größter Vorsicht: Wie die Kriminalgeschichte zeigt, ist ein waffenaffiner Mensch mit jagdlicher Erfahrung für die Einsatzkräfte eine "tickende Zeitbombe".
Beim Amoklauf in Annaberg im September 2013 hatte der Vierfachmörder Alois Huber in der Dunkelheit aus einem Hinterhalt aus 150 Meter Entfernung einem Rot-Kreuz-Sanitäter einen tödlichen Kopfschuss verpasst.
Personen weiter unter Polizeischutz
Zurück in die Gegenwart und ins Mühlviertel: Die 50 Personen, die mit Roland Drexler in der Vergangenheit Probleme hatten, stehen auch am heutigen Donnerstag weiterhin unter Personenschutz. Nähere Angaben machte die Polizei dazu aber keine. Aus "ermittlungstaktischen Gründen" sowie um auch weiterhin den erforderlichen Schutz gewährleisten zu können, heißt es.
Bezirkshauptmannschaft wieder offen
Nur so viel: Der Kreis sei nicht mehr erweitert worden. Die Bezirkshauptmannschaft Rohrbach, die am Tattag sicherheitshalber abgeriegelt worden war, hat mittlerweile wieder normalen Parteienverkehr. Größere Veranstaltungen in der Region waren vorerst ohnehin nicht geplant, ein kleinerer Handwerksmarkt in Altenfelden wurde allerdings vorsorglich abgesagt.
Opfer war erst kürzlich aus dem Koma erwacht
Relativ klar dürfte dagegen sein, was bisher geschah. Am Montagmorgen soll Roland Drexler zwei Personen erschossen haben: den Bürgermeister von Kirchberg ob der Donau und einen pensionierten Polizisten im nahegelegenen Arnreit.
Letzterer, so berichtet die Kronen Zeitung, soll erst kurz vor seiner Ermordung dem Tod von der Schippe gesprungen sein. Nach einem schweren Herzinfarkt hing sein Leben am seidenen Faden. Mehrere Wochen sei er im Koma gelegen, ein versteckter Schlaganfall sei dazugekommen und die Familie habe sich bereits über die Einstellung von Pflegekräften informiert. Kurz darauf sei der pensionierte Polizist aber wieder aus dem Koma erwacht.
Anschließend habe er sich in einer langen Reha zurück ins Leben gekämpft. Aus der sei er nur wenige Wochen vor dem Angriff durch Roland Drexler zurückgekommen, heißt es.
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