„Troubleshooterin“ als neue Gefängnis-Chefin
Dafür, dass mit der Amtseinführung der neuen Leiterin der Justizanstalt Wiener Neustadt ein Festakt auf dem Programm stand, wurden die „offenen Baustellen“ der Justiz sehr schonungslos angesprochen. Und das vor einem prominenten Auditorium mit Justizministerin Alma Zadić (Grüne), dem Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Wien, Johann Fuchs und dem Generaldirektor für den Strafvollzug, Friedrich Alexander Koenig.
Mit der Kärntnerin Stefanie Schmölzer hat eine Quereinsteigerin die Leitung der Strafanstalt von ihrem Vorgänger Oberst i.R. Günter Wolf übernommen. Die 42-jährige Juristin war für die Diakonie tätig, bevor sie nach Abschluss ihres Studiums 2018 das Rechtsbüro in der Justizanstalt Hirtenberg übernahm. „Die Justiz war nicht mein Kindheitstraum“, gestand sie beim Festakt am Montag in Wiener Neustadt offen ein.
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Dafür hat sie sich in kurzer Zeit allerdings im Ministerium einen Namen gemacht. Wie Zadić und Koenig feststellten, hat sich die 42-Jährige schon öfter als „Troubleshooterin“ bewiesen. Beispielsweise, als sie kurzfristig in der Justizanstalt Salzburg als interimistische Leiterin einsprang und dort mit ihren Führungsqualitäten glänzte. Oder als es im Gefängnis Hirtenberg zum Höhepunkt der Pandemie galt, einen Corona-Cluster zu managen.
Baustellen gibt es auch im Wiener Neustädter Gefängnis genügend zu bewältigen. Koenig sprach die bedenkliche Personalsituation in den Gefängnissen an, Wiener Neustadt sei keine Ausnahme. „Es ist ein Phänomen unserer Zeit, neue Mitarbeiter zu finden und dann auch zu halten“.
Planstellen sind unbesetzt
Bundesweit sei eine ganze Reihe von Planstellen unbesetzt und es sei ein Spießrutenlauf, Personal zu rekrutieren.
Das täglich neue Herausforderungen warten, zeigte sich erst vergangene Woche. Schmölzer und ihr Team mussten improvisieren und eiligst Haftinsassen aus Eisenstadt übernehmen. Wegen der großen Zahl an festgenommenen Schleppern ist das Gefängnis im Burgenland heillos überbelegt. Eine Situation, die Günter Wolf nur allzu gut kennt.
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Er war Chef des Eisenstädter Gefängnisses, als mit der Flüchtlingswelle 2015 die Lage noch schlimmer war. Auf 84 Haftplätze kamen damals 214 Insassen, erinnerte sich Wolf, der seine Verabschiedung auch für einen kleinen Seitenhieb nutzte.
Als Bestgereihter nicht zum Zug gekommen
Mit den Entscheidungen der Justiz war er nicht immer im Reinen. Bereits im Jahr 2002 hatte er sich für die Leitung der Justizanstalt Wiener Neustadt beworben. „Ich war Bestgereihter im Verfahren, die Viertgereihte ist es aber schließlich geworden.“
Erst im zweiten Anlauf 2019 wurde er zum Leiter in Wiener Neustadt bestellt. „Die Haftbedingungen waren damals katastrophal, die Motivation der Belegschaft sehr schlecht und es gab kein Vertrauen in die Leitung“, erklärte Wolf am Montag.
Wegen seines besonderen Engagements in 42 Dienstjahren erhielt er von Ministerin Alma Zadić im Zuge des Festaktes zur Anerkennung das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
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