Einheimische Kräfte seien von vornherein nicht zu bekommen. In den vergangenen fünf Jahren hätten er und seine Partnerin keine einzige vernünftige Personalzuweisung vom AMS bekommen, schildert der Hüttenwirt. „Ich habe jetzt den Antrag gestellt, einen Nepalesen im Service aufnehmen zu dürfen, die wollen nämlich wirklich arbeiten“, hofft Zeilberger bis zum Beginn der Saison Mitte Mai auf eine erlösende positive Nachricht der Behörden.
Seit vergangenem Jahr gehört nepalesisches Servicepersonal auch am Waxriegelhaus (1.361 Meter) auf der Rax zum gewohnten Bild. „Mitarbeiter aus der Region gibt es keine mehr, seit Corona ist das vorbei“, sagt Hüttenwirt Martin Tod. Selbst freie Kost und Logis sowie Bezahlung über dem Kollektiv habe an der Situation nichts geändert.
Wenn an schönen Frühlings- oder Sommertagen hunderte Ausflügler und Wanderer vom Preiner Gschaid auf die Hütte pilgern, um den legendären Topfenstrudel oder ein kühles Bier auf der Sonnenterrasse zu genießen, müssen mittlerweile Freunde und die Familie anpacken. „Meine Tochter sieht mich eigentlich kaum noch“, erklärt Tod. Aktuell habe er wieder einen Mitarbeiter aus Nepal zur Unterstützung.
Ähnlich ist die Lage am Damböckhaus in 1.810 Meter Seehöhe auf dem Schneeberg, wo man ohne zusätzliches Personal beim Ansturm im Sommer ins Straucheln kommen wird. Mit einem Aufruf via soziale Medien sucht man ebenfalls nach „Allroundern“, die ab Mai am höchsten Berg Niederösterreichs in die Hände spucken.
Die Misere macht vielen Hüttenbetreibern die Arbeit so schwer, dass sie entnervt das Handtuch werfen und beruflich zu anderen Ufern aufbrechen. Georg Oberlohr aus Kals am Großglockner ist Coach und Berater für „Hüttenmanagement und Alpintourismus“. Er wickelt für alpine Organisationen und Vereine wie den ÖTK (Österreichischer Touristenklub) Neuvergaben von Hütten ab. Im Auftrag erstellt er Betriebskonzepte und berät angehende Hüttenbetreiber.
Aktuell sucht Oberlohr für einige bekannte Hütten neue Pächter, unter anderem auch für das Karl Ludwig Haus in 1.804 Meter Seehöhe auf der Rax.
Das Wichtigste sei, Betreiber zu finden, die auch in die Region und zu den jeweiligen Gegebenheiten passen. „Wir haben viele Quereinsteiger, die gerne dort arbeiten wollen, wo andere Urlaub machen. Hüttenwirt zu sein ist aber kein Honiglecken“, sagt Oberlohr.
Seit Corona ziehe es noch mehr Menschen in die Berge, als davor. Wenn das Konzept passe und man auch jungen Leuten gastronomisch „was Cooles“ bieten kann, habe man damit auch Erfolg. „Man darf nicht alles schlecht reden. Es gibt auch sehr gute Beispiele und Projekte, die gut funktionieren. Die Personalproblematik ist leider von Tirol bis Wien dieselbe“, sagt Oberlohr.
Die Bewirtschaftung sei generell durch strengere behördliche Auflagen und die verschärften Rahmenbedingungen am Arbeitsmarkt viel schwieriger geworden als noch vor zehn Jahren.
Das spürt aktuell auch der ÖTK Wiener Neustadt, dem mitten im beliebten Ausflugsgebiet auf der Hohen Wand die Wilhelm-Eichert-Hütte gehört. Vergangene Woche hat der Pächter den Betrieb eingestellt, die Hütte ist seither geschlossen.
„Das tut natürlich mitten vor dem Start der Sommersaison sehr weh. An schönen Tagen verkauft man auf der Hütte mehr als 250 Essen. Der Platz ist extrem gut frequentiert“, erklärt Josef Zwickl, Obmann des ÖTK Wiener Neustadt. Wegen der Schlafplätze und des ganzjährigen Betriebs ist die Eichert-Hütte besonders für Geburtstagsfeiern oder Firmenevents beliebt, sagt Zwickl.
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