Eine Berghütte als Gipfel des Widerstandes
"Hunden und Nicht-Ariern ist der Eintritt verboten!" In vielen Schutzhütten des Alpenvereins wurden solche Tafeln aufgehängt – lange bevor die Nazis das Land offiziell übernahmen. Der Dachverband akzeptierte schon Ende 1921, dass seine eigenständigen Sektionen den sogenannten "Arierparagrafen" in ihre Satzungen schrieben: Jüdische Bergsteiger wurden ausgeschlossen, Betreiber von Alpenvereinshütten verwehrten ihnen den Einlass.
Hier beginnt die Geschichte der Alpenvereinssektion Donauland: Sie wurde von jüdischen Bergsteigern aus Wien begründet.
Wegen der geänderten Satzung mussten sie aus der Alpenvereinssektion Austria austreten, umgingen dies aber mit der Gründung von Donauland. Dieser Sektion gehörte bis 1938 auch die Donaulandhütte in der Obersteiermark: Diese steht seit Kurzem wieder im Besitz des Alpenvereins. Dessen größte Sektion Edelweiß – gegründet 1946 – kaufte das Objekt auf 1.450 Meter Seehöhe. "Wir planen, die Geschichte der Hütte zu publizieren und auch eine Tafel dort anzubringen", betont Christoph Weitz von der Sektion.
Eine Geschichte, die mit der braunen Vergangenheit des Alpenvereins verbunden ist. Donauland wurde 1922 allen Widerständen der antisemitischen Einstellung in der Hauptversammlung zum Trotz als Sektion zugelassen. Die Abstimmung fiel aber mit 14:12 Stimmen dafür knapp aus. Nur zwei Jahre später wurde die Sektion aber aus dem Verband geworfen. Donauland machte jedoch ab 1924 als eigenständiger Verein weiter. Eines seiner der Mitglieder war unter anderem ab 1934 auch der Psychiater Viktor Frankl. Er wechselte, als die sozialdemokratischen Naturfreunde 1934 verboten wurden.
Doch der eigene Verein war noch nicht der Gipfel des Widerstands. Donauland begann, selbst Berghütten zu bauen, etwa das Friesenberghaus in Tirol, oder zu kaufen, wie die Schliefsteinerhütte auf der Hinteralm im Mürzer Oberland in der Steiermark. Sie erhielt auch den Namen der Sektion, Donaulandhütte. Und sie entwickelte sich in kurzer Zeit zu einer gut ausgestatteten und gut besuchten Einrichtung.
Bewegte Geschichte
1938 wurde der Alpenverein Donauland von den Nazis enteignet. Während des Kriegs installierte die Luftwaffe in der Donaulandhütte Funkmessgeräte, um die Bewegungen von US-Bombern zu beobachten, danach wurden dort US-Soldaten einquartiert. Einige überlebende Mitglieder des Alpenvereins Donauland gründeten die Sektion nach dem Kriegs erneut, die Hütte wurde restituiert. 1976 löste sich der Verein aber auf, das Objekt ging zunächst an eine andere Sektion, seit 1994 war es Privatbesitz.
Schon seit Längerem hatte der Alpenverein vor, die Hütte zu erwerben. "Im Sommer 2022 war es dann so weit", erinnert sich Christoph Weitz. "Der Eigentümer hat uns informiert, er würde sie jetzt verkaufen." Die Donaulandhütte sei "sehr gepflegt, liebevoll eingerichtet und betriebsfähig", im Juni soll geöffnet werden.
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