Alpenverein: Mitgliederzahlen auf Rekordkurs

Der Alpenverein bittet seine Mitglieder bei ihren Touren um verantwortungs- und respektvollen Umgang mit der Natur.
Das „großartige Angebot“ lässt die Mitgliederzahlen in die Höhe schnellen. Aktuell verzeichnet er rund 650.000 Bergfreunde.

47.971 Mitglieder mehr verzeichnet der Alpenverein seit 2021. Ein Plus von acht Prozent. Mit aktuell 649.436 Anhängern bleibt er der größte alpine Verein Österreichs. Damit einhergehe aber auch jede Menge Verantwortung. Es sei ein Spagat einerseits die Menschen in die Natur zu bringen, andererseits die Natur zu schützen, so Alpenvereinspräsident Andreas Ermacora am Freitag in einer Pressekonferenz.

Alpenverein: Mitgliederzahlen auf Rekordkurs

Andreas Ermacora, Präsident des Alpenvereins.

Die Hüttenermäßigungen, das Versicherungspaket, die Ausbildungskurse, das Eintreten für die Natur und das ehrenamtliche Engagement – all das seien laut Ermacora Gründe, weshalb sich so viele für einen Beitritt entscheiden. Corona hätte dazu keinen Beitrag geleistet, ganz im Gegenteil: „Uns sind 2020 Mitglieder abhandengekommen.“

Das Bundesministerium für Sport hat wegen solcher Fälle den „Sportbonus“ ins Leben gerufen, um die Vereinsarbeit wieder attraktiver zu gestalten. Das kam auch dem Alpenverein zu Gute: „Diese Aktion war für Neumitglieder ein gewichtiger Beitrittsgrund“, sagt Clemens Matt, Generalsekretär des Alpenvereins. Bis zu 75 Prozent weniger kostete deshalb den Neueinsteigern der Mitgliedsbeitrag. Vor allem bei dem jungen Publikum kam das an. „42 Prozent aller Neubeitritte durch den Bonus sind unter 30 Jahre alt.“

95 Jahre Mitglied

Prinzipiell ist der Alpenverein aber ein bunter Haufen: 28,98 Prozent sind jünger als 30. Das Durchschnittsalter liegt bei 42,7 Jahren. Das jüngste Mitglied ist aktuell sechs Jahre alt, das älteste 105. Das Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen: Der Frauenanteil im Verein liegt bei 45,43 Prozent. Die längste Mitgliedschaft hat übrigens die 101-jährige Frau Gertrude Gostner aus dem Bezirk Reutte in Tirol. Seit 95 Jahren unterstützt sie den Verein.

Alpenverein: Mitgliederzahlen auf Rekordkurs

Gertrude Gostner.

„Unsere Aufgabe ist es nun, all diese Mitglieder auch im Verein zu halten“, so Ermacora. In der Vergangenheit ist das zum Großteil geglückt: „Als ich 2013 als Präsident angefangen haben, waren es etwa 450.000 Mitglieder. Jetzt fast 650.000.“

Die wenigsten Mitglieder – mit 3.568 – hat das Burgenland, die Top drei sind Oberösterreich mit 80.738, Tirol mit 123.023 und Wien mit 175.471. Dort verzeichnete man 2021 mit plus 20,8 Prozent den größten Zuwachs.

Zuwachs
20,8 Prozent betrug das  Plus 2021 in Wien. 30.225 Alpenvereinsmitglieder mehr verzeichnet das Bundesland im Vergleich zum Vorjahr.

Sektionen
Insgesamt 195 Sektionen – zwei davon im Ausland – gehören zum österreichischen Alpenverein.

95 Jahre Mitgliedschaft beim Alpenverein hat Gertrude Gostner – 101 Jahre alt – aus Tirol vorzuweisen. Sie wurde von ihrem Vater schon in jungen Jahren angemeldet.

Naturverträglich

Mit jedem Anhänger komme jedoch ein Stückchen mehr Herausforderung auf den Verein zu. Denn: Wie viele Menschen vertragen die Berge?

„Der Alpenraum ist sehr groß und deshalb verteilen wir uns sehr gut“ so die Antwort von Liliane Dagostin, Leiterin der Abteilung Raumplanung und Naturschutz. Natürlich gebe es Bereiche, wo der Nutzungsdruck sehr groß sei. Von behördlichen Verboten halte man aber nichts. Stattdessen setzte man auf „Besucherlenkung“.

„Es geht im Alpenverein mehr als nur um Sport, wir sind eine Wertegemeinschaft“, sagt Dagostin. Naturnaher Tourismus sei nur ein Etikett, wenn man ihn nicht mit Leben fülle.

So setzt man sich im Alpenverein derzeit besonders dafür ein, Bergsteiger, Tourenskigeher und Co. in Zukunft naturverträglich zu ihren Ausgangspunkten zu bringen. Auf der Homepage (alpenverein.at) findet man Tipps, wie man ohne Pkw wandern kann. Auch hier erhoffe sich der Verein Unterstützung aus dem Bund.

Optimiert soll auch das Verhältnis zwischen Mensch und Tier werden. Das fange bei der Verwendung einer Stirnlampe an, so Dagostin. „Man muss nicht im Winter zu Randzeiten mit Stirnlampe in den Lebensraum der Tiere eindringen, die ohnehin zu dieser Zeit schon auf Sparflamme leben“, mahnt Dagostin zu Respekt.

40.000 Kilometer

Generell gilt: Ist man auf den Bergen unterwegs, Ruhe bewahren. Nicht nur in Notsituationen, sondern auch was die Lautstärke betrifft. Wanderwege nicht verlassen und seinen Mist wieder selbst heimtragen, um das 40.000 Kilometer lange Wegenetz, das der Alpenverein betreut, auch sauber zu halten.

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Auf das Wild sollte Rücksicht genommen werden.

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