Ohne Attraktionen kein Rubel: Semmering rüstet sich für den Sommer
Ein Blick in die westlichen Bundesländer zeigt, wo die Reise hingeht: Beliebte Skigebiete setzen schon lange nicht mehr ausschließlich auf den Wintertourismus. Um wirtschaftlich überleben zu können, müssen auch im Sommer Attraktionen her.
Die Bikeparks in Leogang (Salzburg) mit mittlerweile 200.000 Bergfahrten, in Schladming (Steiermark) oder die Wexl-Trails in St. Corona (NÖ) sind gute Beispiele für erfolgreiche Ganzjahresdestinationen.
Seit Österreichs Berge coronabedingt auch bei den heimischen Gästen immer beliebter werden, steigt auch der Anspruch. „Es muss schon etwas geboten werden“, weiß man am Semmering-Hirschenkogel, einem der Hausberge der Wiener.
Da der dortige Bikepark als anspruchsvoll gilt und eher etwas für Hartgesottene ist, gab es dringend Nachholbedarf an Sommerattraktionen für Kinder und Familien.
Geteilter Berg
Deshalb wurde von den ukrainischen Investoren, die die Bergbahnen und mehrere (teils geschlossene) Hotels wie das Panhans besitzen, ein neues Projekt initiiert.
Der Hirschenkogel hat die Besonderheit, dass die Landesgrenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark den Berg in zwei Hälften teilt. Umso erfreulicher sei es, dass ein bundesländerübergreifendes Projekt beider Leader-Regionen geglückt ist, erklären der Bürgermeister von Spital am Semmering, Reinhard Reisinger (SPÖ), und sein niederösterreichisches Pendant der Gemeinde Semmering, Hermann Doppelreiter (ÖVP).
Klettern und Spielen
Aktuell wird am Gipfel eine neue Besucherattraktion gebaut: ein Waldseilgarten auf einer Fläche von mehr als 3.000 Quadratmetern sowie ein Waldspielplatz auf 1.300 Metern Seehöhe direkt neben der Millenium-Aussichtswarte. Das Angebot soll auch ein Ersatz für die schon vor Längerem gescheiterte Sommerrodelbahn auf dem Berg sein.
Der Kletterpark wird umweltfreundlich in einer neuartigen Technik (Treefriend) errichtet, ohne das Nägel und Schrauben in die Stämme eingebohrtwerden müssen, sagt der Geschäftsführer der Bergbahnen am Hirschenkogel, Nazar Nydza.
Baumhäuser
Die Plattformen für fünf verschiedene Parcours mit mehr als 50 Übungen werden in bis zu 15 Metern Höhe über dem Waldboden in den Bäumen angebracht. Kinder ab einer Körpergröße von 1,20 Metern dürfen selbstständig die verschiedenen Elemente des Kletterparks erklimmen.
Ein besonderes Highlight des Waldseilgartens soll eine „Chill-Area“ mit Baumhäusern in zehn Metern Höhe werden.
Wie Mobilfunkdaten im Winter gezeigt haben, kommt der überwiegende Teil der Gäste am Semmering aus dem Ballungsraum Wien und Umgebung sowie aus der nahen Steiermark.
„Trotz der Krise ist die Entwicklung der Semmering-Region unsere wichtigste Aufgabe. Dank der Unterstützung der beiden Bundesländer Steiermark und Niederösterreich haben wir eine Möglichkeit bekommen, das Angebot für unsere Gäste speziell im Sommer zu erweitern“, sagt Nydza.
Förderungen
Damit spricht der Geschäftsführer auf die angezapften Fördertöpfe an, ohne die das Projekt wohl nicht finanzierbar gewesen wäre. Mehr als 130.000 Euro der Gesamtkosten von 475.000 Euro wurden im Rahmen des Österreichischen Programms für ländliche Entwicklung und von den Bundesländern ausgeschüttet. Eröffnet werden die neuen Attraktionen im Herbst.
Nach dem Massenansturm im vergangenen Winter haben die Bergbahnen übrigens erkannt, dass sie auch bei der Parkplatzsituation dringenden Handlungsbedarf haben. Direkt neben der Talstation der Gondelbahn entsteht eine Stellfläche für 120 Fahrzeuge. Der Platz soll ab Dezember zur Verfügung stehen.
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