In Weinviertler Gemeinden wird belohnt, wer sein Haus abreißt
Während in zahlreichen Ortskernen Häuser leer stehen, und Dorfruinen nicht gerade zur Attraktivierung beitragen, gibt es um Bauland vielerorts ein Griss. Das Resultat: Zersiedelung und Bodenversiegelung.
„Der Bodenverbrauch nimmt exorbitant zu und die alten Häuser verfallen“, fasst Richard Hogl, ÖVP-Bürgermeister von Wullersdorf im Bezirk Hollabrunn die Situation zusammen. Aus diesem Grund wurde nun im Gemeinderat eine Abbruchprämie beschlossen.
5.000 Euro bei Abriss
Wer sein unbewohntes Haus abreißt, bekommt dafür bis zu 5.000 Euro. Es muss sich dabei „definitiv um ein Wohnhaus“ handeln und spätestens seit 1.1.1980 als solches gewidmet sein. „Das soll ein Anreiz sein, altes Bauland soll dadurch wieder attraktiviert werden“, erklärt Hogl. Das Ziel sei auch, Orte geschlossen zu halten und Zersiedelung zu vermeiden. Rund 1.100 Wohnhäuser gebe es in der Großgemeinde, bis zu 100 seien nicht bewohnt. Beschlossen wurde die Abbruchprämie im Gemeinderat ohne die Stimmen der Opposition, die forderte einen daran gekoppelten Bauzwang.
Verkaufsstopp für neues Bauland
Diesen Weg haben die sechs Gemeinden der Region Schmidatal Manhartsberg im Weinviertel eingeschlagen. 30 Prozent der Abbruchkosten, gedeckelt bis 4.000 Euro, gibt es dort seit Jahresanfang, und zwar in zwei Teilen: Den ersten nach dem Ende der Abrissarbeiten, den zweiten bei Baubeginn eines neuen Gebäudes, das muss allerdings innerhalb von zwei Jahren nach dem Abbruch erfolgen. Wenn man dann doch nicht baut, muss man auch den ersten Teil wieder an die Gemeinde zurückzahlen.
Aus der Gemeinde Sitzendorf heißt es: „Es bringt nichts, wenn abgerissen wird und wir dann dort leere Stellen haben“. Aber die Prämie werde gut angenommen, seit Jahresbeginn seien rund acht Anträge gestellt worden, drei Häuser bereits Geschichte.
Die erste Gemeinde im Schmidatal, die eine Abbruchprämie bezahlte, war Ziersdorf. „Es musste etwas getan werden, damit wir nicht ständig neues Bauland benötigen“, führt der jetzige Bürgermeister Hermann Fischer (ÖVP) aus. Vor zwei Monaten sei man noch einen Schritt weitergegangen: Ein Verkaufsstopp für neu parzelliertes Bauland wurde verhängt. „Es wurde uns förmlich aus den Händen gerissen“, so Fischer, aber: „Als Gemeinde müssen wir schauen, dass wir die Infrastruktur nachziehen.“ Und die gibt es natürlich beim Altbestand. „Wichtig ist auch, dass die alte Bausubstanz wegkommt und damit auch Schandflecke verschwinden“, erklärt der Bürgermeister.
Sanieren statt abreißen
Ein anderer Weg gegen „Schandflecke“ bzw. zur Ortskernbelebung wird in der Kleinregion Waldviertler Kernland eingeschlagen, wo die Nachfrage nach Wohnraum ebenfalls enorm ist. Im Rahmen der Initiative „Faires Wohnen“ sollen die leerstehenden Häuser in den 14 Gemeinden wiederbelebt werden, ohne dass dem Eigentümer dadurch Kosten und Aufwand entstehen. Dahinter steht folgendes Konzept: Ein privater Bauträger saniert das Gebäude, schafft Wohneinheiten und vermietet sie. Bis die Renovierungskosten getilgt sind, gehören die Mieteinnahmen dem Bauträger. Danach geht das Gebäude wieder voll und ganz „zurück“ an den Eigentümer.
Auf Sanierung setzt man auch beim Land NÖ und versucht, durch Fördermaßnahmen Anreize zu schaffen. „Mit der Eigenheimsanierung unterstützen wir, dass ein Haus wieder den aktuellen Standards entspricht. Da nun auch ein Einmalzuschuss bei der Förderschiene ,Eigenheimsanierung’ beantragt werden kann, rechnen wir mit einer Verdoppelung der Einreichungen“, so Wohnbau-Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP).
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