Bodenversiegelung: Wird das Land zubetoniert?
Der Reduzierung des Bodenverbrauchs ist zu einem entscheidenden Zukunftsthema geworden. In Niederösterreich ist vor allem rund um Wien, in der Südregion bis inklusive Wiener Neustadt und im Raum St. Pölten der Siedlungsdruck enorm. Mit neuen Spielregeln will man das exzessive Umwidmen von Grünland eindämmen. Das betrifft einerseits natürlich neues Bauland, aber auch die Nutzung dieser Flächen für Erneuerbare Energie, speziell im Solarbereich.
Die Grundlage für die Maßnahmen ist die Studie zur Bodenbilanz 2019 in Niederösterreich. Das sind momentan noch die aktuellsten Zahlen und die zeigen, dass etwas getan werden muss. Der Wert des durchschnittlichen Bodenverbrauchs pro Tag ist zwar in den vergangenen Jahren leicht zurückgegangen, die Vorgabe der österreichischen Nachhaltigkeitsstrategie konnten aber noch nicht erreicht werden.
Österreich-Vergleich
Laut dem Umweltbundesamt war im Jahr 2019 die Flächeninanspruchnahme in Österreich 17,6 Prozent vom Dauersiedlungsraum. Unter diesen Wert schafften es nur die Bundesländer Niederösterreich (14,2 Prozent), Oberösterreich (15,3 Prozent) und das Burgenland (15,6 Prozent). Darüber liegen die Steiermark (19,2 Prozent), Salzburg (20,7 Prozent), Kärnten (21,3 Prozent), Tirol (25 Prozent), Vorarlberg (30,5 Prozent) und natürlich die Bundeshauptstadt Wien (77,4 Prozent)
Entwicklung
Im Vergleich etwa zum Jahr 2011 sind die Prozentwerte in allen Bundesländern gestiegen. Am wenigsten in der Stadt Wien, am meisten in Vorarlberg, Kärnten und Tirol
Diese sieht als Ziel für ganz Österreich vor, dass eine Fläche von maximal 2,5 Hektar pro Tag neu verbraucht werden darf. Heruntergerechnet auf NÖ wäre das ein Wert von 0,57 Hektar pro Tag. Im Jahr 2019 waren es noch 0,81 Hektar pro Tag. „Die Gegenüberstellung zeigt, dass dieses Ziel für Niederösterreich durchaus realistisch erscheint, jedoch noch weitere Bemühungen zur Reduktion notwendig sind.“ So die Bewertung der Studienautoren der Bodenbilanz 2019.
Erreichen will man das Ziel mit folgenden Maßnahmen: Zuerst sollen innerörtliche Flächen verbaut werden, ehe man auf der grünen Wiese neue Siedlungen genehmigt. Gleichzeitig müssen regionale – von der Raumordnung abgesegnete – Leitplanungen entwickelt werden, in den über die Gemeindegrenzen hinweg Betriebsgebiete, Bauland sowie Grün- und Ackerflächen festgelegt werden. Das aktuellste Beispiel dafür ist der Grüne Ring um Wien, wo bereits rund 1.000 einzelne Siedlungsgrenzen gezogen worden sind. Innerhalb einer Gemeinde wiederum können Bürgermeister nun schneller umwidmen, wenn ein entsprechender Entwicklungsplan vorliegt.
Viele Baulandreserven
Das alles ist im Landtag bereits beschlossen worden. Genauso ein Bodenschutzkonzept, das etwa auch die Einschränkung von Parkflächen bei Supermärkten oder die Regelung für Photovoltaik-Anlagen auf Grünflächen enthält. „Wir wollen den Charakter unserer Heimat bewahren und die Zersiedelung unserer Orte bekämpfen. Gleichzeitig sollen im ländlichen Raum Impulse ermöglicht und Verkehrsprobleme im städtischen Umfeld frühzeitig vermieden werden“, sagt Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP), der in der Regierung für die Raumordnung zuständig ist.
Wobei noch viele Altlasten aus einer Zeit, in der auf solche Kriterien wenig Wert gelegt worden ist, abgearbeitet werden müssen. Der Bodenverbrauch des Jahres 2019 zeigt deutlich, dass 80 Prozent durch Baulandwidmungen verursacht wird. Dieser ist gegenüber 2018 sogar angestiegen, was in erster Linie auf bebaute Flächen innerhalb von Baulandwidmungen zurückzuführen ist.
Strategie
Deswegen wird jetzt darauf geschaut, dass zuerst die Baulandreserve, die bestehenden Altwidmungen, aufgebraucht werden, bevor neu gewidmet wird. Was diesbezüglich in der Strategie nicht vorgesehen ist: Der Eingriff in den Bestand, neue Strafsteuern, wenn Bauland nicht zügig verwertet wird, oder gar ein generelles Aus für Einfamilienhäuser.
Im Jahr 2019 waren die Autobahnen und Schnellstraßen mit 12 Prozent auf Platz Zwei beim Bodenverbrauch zu finden. Das war in erster Linie den beiden Großprojekten Nordautobahn A5 und Schnellstraße S3 im Weinviertel geschuldet. Für die Zukunft wurde da im Vorjahr ein entscheidender Schritt gesetzt: die geplante Autobahn Europaspange, die von Oberösterreich durch das Waldviertel in das Weinviertel führen sollte, wurde von höchster Stelle abgesagt.
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