Kritik
Schon seit Jahren üben die Grünen im Burgenland Kritik am steigenden „Flächenfraß“ Sie fordern eine Obergrenze der Versiegelung pro Tag und die gesetzliche Festlegung von Abriss- und Entsiegelungskautionen. „Es fehlt ein gutes Raumplanungsgesetz, in Salzburg wurde das geschafft, auf der grünen Wiese wird dort viel weniger gebaut“, sagt der Grüne-Landtagsabgeordnete Wolfgang Spitzmüller.
Er sieht in den nächsten Jahren viele Ruinen die Landschaft prägen – „es ist ein Riesenproblem und wir verlieren die landwirtschaftlichen Flächen“. Fruchtbarer Boden, wie in Müllendorf werde vernichtet. „Gesetzliche Handhabe habe man dagegen keine“, meint Spitzmüller. Die Problematik ziehe sich durchs ganze Burgenland.
Neuer Businesspark
Im Bezirk Oberpullendorf sorgt ein geplanter interkommunaler Businesspark für Debatten. Bei der Bewegung für ein lebenswertes Oberpullendorf (BLOP!) sei man „nicht dagegen“, betont Dietmar Csitkovics von der Plattform. Die Sorge, dass der Ortskern durch die neuen Geschäftsflächen ausstirbt, ist aber da. Die Bewegung habe bereits Ideen, wie man dem entgegenwirken könne – wie etwa einen Bauernmarkt mit „Erlebnischarakter“.
Das Gewerbegebiet soll zwischen Oberpullendorf und Steinberg-Dörfl entstehen, mit Unterstützung von Land und WiBuG. Interesse am Standort gebe es von einem Fast-Food-Betreiber ebenso wie von einer größeren Möbel- und einer Supermarktkette. Kritiker führen dagegen die leer stehenden Betriebsflächen im einstigen Fachmarktzentrum im wenige „hundert Meter entfernten“ Stoob-Süd ins Treffen.
Von den 28 Gemeinden des Bezirkes haben bisher 21 ihre Beteiligung am Businesspark bekundet. Sie sollen sich die Haftungen der Darlehen für die Errichtung ebenso teilen wie anfallende Kommunalsteuern. Um die Bodenversiegelung zu bremsen, habe man sich geeinigt, dass für jene Flächen, die für den Businesspark benötigt werden, bestehende Baulandwidmungen in den Gemeinden in Ackerland rückgewidmet werden, erklärt ein Sprecher von Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner (SPÖ).
Auch im Privatbereich habe man Maßnahmen für „bodenverbrauchsparendes Bauen“ gesetzt. Wird ein bestehendes Objekt durch einen Neubau ersetzt, werden Abrisskosten ersetzt. Angehoben werden sollen die Fördersätze für Bauten im Ortskern, um eben diese zu beleben. Vorgesehen sei zudem „ein umfassendes Leerstandsmanagement“ im Land. Eine Entsiegelungsprämie sowie eine Aufforstungsprämie würden derzeit geprüft. Einen konkreten Zeitplan für die Realisierung der Maßnahmen gibt es nicht. „Das ist für diese Legislaturperiode geplant“, heißt es aus dem Büro des Landesrates.
Platz machen für die Straße
Nicht nur Gewerbebetriebe und Wohnhäuser, auch der Verkehr würde immer mehr Flächen beanspruchen und verursache ein „wachsendes Umweltproblem“, heißt es vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ).
Straßen und Parkplätze nehmen österreichweit eine Fläche von 1.983 Quadratkilometer in Anspruch, was knapp der fünffachen Fläche von Wien entspreche. Gemessen an der Bevölkerungszahl ist der Flächenverbrauch für den Straßenverkehr im Burgenland am größten: Laut einer Analyse von 2020 kommen pro Einwohner 522 Quadratmeter Straßen. Insgesamt seien die für Straßen und Parkplätze verbrauchten Flächen von 15.066 Hektar im Jahr 2015 auf mehr als 15.300 Hektar gestiegen.
Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) kontert: „Mehr als ein Drittel der Fläche im Burgenland ist naturschutzrelevantes Gebiet, genau 35,36 Prozent. Das ist österreichweit einzigartig und zeigt, welchen Stellenwert der Naturschutz in unserem Bundesland einnimmt.“ Zudem seien bei bestimmten Vergleichszahlen vom VCÖ wichtige Faktoren außer Acht gelassen worden. Es sei klar, dass die Ausgangslage im Burgenland „ganz allgemein und speziell im Bereich Verkehr“ eine andere sei als in Großstädten.
Auf Auto angewiesenIm Burgenland seien viele Pendler aufgrund der Struktur des Landes mit Städten mit vergleichsweise geringer Einwohnerzahl auf das Auto angewiesen. Daher brauchen es künftig „einen klugen Mix im Verkehrsbereich aus modernen und sicheren Straßen und öffentlichen Verkehrsmitteln – mit starkem Fokus auf klimafreundlichen Akzenten“.
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