13 Hektar pro Tag verbaut: Bodenversiegelung bedroht Lebensraum

Schlacke wird im Straßenbau verwendet. Der Umweltdachverband machte dabei auf mögliche Umweltgefährdungen und Gesundheitsrisiken aufmerksam.
Alleine für Straßen und Parkplätze wurden 2019 in Österreich acht Quadratkilometer Fläche verbaut.

Die Zunahme der Straßenflächen war im Vorjahr mit rund acht Quadratkilometern doppelt so groß wie im Jahr 2018. Damit wurde im Schnitt täglich eine Fläche von drei Fußballfeldern für Straßen und Parkplätze verbaut. Diese nehmen bereits 1.983 Quadratkilometer in Anspruch, 21 Mal mehr als die Bahninfrastruktur (92 qkm), berichtete der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) anhand von Daten des Umweltbundesamts.

VCÖ und Hagelversicherung sprachen sich vor dem Weltumwelttag am 5. Juni in einer gemeinsamen Aussendung für eine flächensparende Verkehrs- und Siedlungsentwicklung aus. Bodenversiegelung sei ein wachsendes Umweltproblem.

13 Hektar täglich verbaut

Insgesamt wurden 2019 täglich 13 Hektar Wiesen und Äcker für Straßen, Siedlungen, Shoppingcenter und Industriehallen verbaut. Das ist das Fünffache des Zielwertes von 2,5 Hektar/Tag, erstmals festgeschrieben in der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung im Jahr 2002 und im aktuellen Regierungsprogramm wieder verankert, wie die Hagelversicherung betont.

"Böden, die mit Asphalt oder Beton versiegelt sind, heizen sich massiv auf und erhöhen die tödliche Hitzegefahr. Bei Starkregen wiederum können versiegelte Böden kein Wasser aufnehmen, was die Hochwassergefahr erhöht", erläuterte VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Konkrete Gefahren

Die Hagelversicherung listet drei konkrete Gefahrenfelder auf, die durch den ungebremsten Flächenverbrauch befeuert werden: Erstens sinkt durch die fehlenden Flächen der Selbstversorgungsgrad mit Lebensmitteln. Zweitens leide die Kulturlandschaft und damit der Tourismus. Und drittens nimmt durch die Verbauung die Artenvielfalt ab. Pro Tag würde etwa die Lebensgrundlage von 20 Millionen Regenwürmern zubetoniert.

Die Hagelversicherung fordert darum dazu auf, Umwelt-, Klima- und Artenkrise nicht singulär zu beurteilen. Ganz im Gegenteil: Die Umweltkrise mit dem Bodenverbrauch, dem Ressourcenschwund und dem Biodiversitätsverlust werde sich weiter zuspitzen und die Klimakrise beschleunigen - "es sei denn, wir handeln jetzt", sagt Vorstandsvorsitzender Kurt Weinberger. "Wir brauchen den Boden zum Leben wie die Luft zum Atmen. Der Boden ist die Haut der Erde, und weder Erde noch Mensch sind ohne Haut überlebensfähig."

BIP ist nicht alles

Daher brauche es einen Wandel hin zu einem intelligenteren Wirtschaftsdenken. Der Wohlstand einer Volkswirtschaft sei nicht nur an der Kennzahl des Bruttoinlandsprodukts, sondern auch am Erhalt unseres Naturkapitals wie Boden, Luft oder Wasser zu beurteilen.

"Wir haben in Österreich eines der dichtesten Straßennetze Europas sowie leerstehende Industrie-, Gewerbe- und Wohnimmobilien von mehr als 40.000 Hektar. Eine Revitalisierung dieses Leerstandes und ein Ausbau des Öffentlichen Verkehrsnetzes sind ein Gebot der Stunde, um unseren Kindern und Kindeskindern eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen", betonte Weinberger.

Der VCÖ und die Österreichische Hagelversicherung setzen beim diesjährigen VCÖ-Mobilitätspreis einen Schwerpunkt auf Projekte für eine flächensparende Verkehrs- und Siedlungsentwicklung. Noch bis 17. Juni können Projekte und Konzepte eingereicht werden. Nähere Informationen und Einreichunterlagen unter www.vcoe.at/mobilitaetspreis.

Kommentare