Gemeinden machen Badeteiche für Auswärtige dicht
Eine Art Domino-Effekt gibt es momentan an einigen Badeteichen im Wiener Umland. Nur für Gemeindeeinwohner gibt es dort Saisonkarten. Der Grund für den exklusiven Badespaß: In Corona-Zeiten müsse man eben den Abstand einhalten. Wie vielen Leuten der Badespaß gewährt ist, wird streng abgezählt. Leute mit Handtuch und Badehose im Gepäck wieder wegschicken – das wollen die Gemeinden vermeiden. Daher limitieren viele schon den Ticketverkauf.
So zum Beispiel in Wiener Neudorf. Nur die Gemeindemitglieder bekommen dort eine Saisonkarte für den Kahrteich. „Der Teich kostet uns ja auch etwas. Die Kosten mit so wenigen Besuchern zu decken ist schwer. Unser Aufwand soll den Wiener Neudorfern zugutekommen“, argumentiert Bürgermeister Herbert Janschka (ÖVP).
Auch in Vösendorf bekommen nur Vösendorfer mit einer Saisonkarte Zutritt zum Seebad. Das ist dort aber auch in Nicht-Corona-Zeiten so. Grund sei das begrenzte Platzangebot. Das schöne Naherholungsbiet soll den Leuten aus der Gemeinde zugutekommen, sagt Bürgermeister Hannes Koza (ÖVP). Im Einzugsgebiet wäre es andernfalls schwierig, genug Platz für die Vösendorfer zu garantieren.
Guntramsdorf: "Mussten nachziehen"
In Guntramsdorf hatte man zuerst großzügig Karten an alle, die eine haben wollten, verkauft. Weil die umliegenden Gemeinden dann ihre Teiche aber dichtgemacht haben, hatte sich der Andrang der Badegäste auf Guntramsdorf konzentriert. „Da mussten wir die Reißleine ziehen“, sagt Vizebürgermeister Nikolaus Brenner (SPÖ). Seitdem gibt es nur noch für Guntramsdorfer neue Karten. Kommenden Donnerstag soll aber neu evaluiert werden, ob man den Zugang nicht wieder ausweitet.
Gleichheitswidrig
Badegäste aus anderen Gemeinden auszuschließen, könnte im Widerspruch zum Gleichheitssatz stehen – das sagte Volksanwalt Werner Amon zum KURIER. Noch am Donnerstag leitete Amon infolge der KURIER-Anfrage auf Amtswegen eine Prüfung dieser Baderegeln in den Gemeinden Guntramsdorf und Wiener Neudorf ein. „Es bräuchte eine besonders gute Begründung, um diese Regeln zu rechtfertigen.
Auf den ersten Blick scheint es die nicht zu geben. Wir werden die Gemeinden nun um Stellungnahmen bitten“, sagte Amon. In ähnlichen Fällen – auch in diesen Gemeinden – hatte die Volksanwaltschaft schon einmal eine „Ungleichbehandlung“ festgestellt. „Jetzt versucht man, das anscheinend durch neue Argumentationen wieder aufleben zu lassen“, so Amon.
Der Wiener Neudorfer Bürgermeister Janschka verteidigt sich: „An einem bestimmten Ort zu wohnen bringt immer Vorteile mit sich. In diesem Fall ist es eben ein Vorteil, in Wiener Neudorf daheim zu sein.“
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