Energiewälder hoch im Kurs, aber wenig Interesse bei den Bauern

Energiewald-Pionier Franz Schuster
Ackerland wird für Nahrungsmittel statt für die Holzproduktion gebraucht

Weil nachwachsende Energierohstoffe in aller Munde sind, sollte man meinen, dass es rund um schnell wachsende Energiewälder einen Hype in der Landwirtschaft gibt. Der Winter bleibt hartnäckig kalt und Hackgut zur Wärme- und Stromerzeugung steht ja hoch im Kurs. Doch den Betreibern der markanten Pappel- oder Weidenplantagen wurde am unruhigen Markt über Jahrzehnte das Leben nicht leicht gemacht, sodass die Energiewälder in Niederösterreich und auch bundesweit nur eine Nebenrolle spielen.

„Ich brauchte Wärme für unsere Gärtnerei und der Pachtzins für meinen Landwirtschaftsgrund war extrem niedrig.“ So beschreibt Franz Schachner aus Wolfsbach im Mostviertel, warum er vor rund 15 Jahren das damals belächelte Wagnis einging und auf den Äckern Pappeln pflanzte, statt Mais anzubauen.

Innovationsgeist und Zähigkeit ließen den Landwirt eine harte Lernphase überstehen. Der 64-jährige gehört zu den heimischen Pionieren der Pappelwälder. Mit seiner eigens konstruierten Pflanzmaschine war er quer durch Deutschland und bis zur ukrainischen Grenze unterwegs, um riesige Ackerflächen zu bepflanzen.

„Der Bedarf wäre jetzt sicher da, aber es wird wenig gepflanzt“, schildert Schachner die aktuelle Situation. Angesichts der Klimabedrohungen und des Ukraine-Kriegs könnten Landwirte sicher sein, dass auch Getreide und Mais gut absetzbar ist, erklärt er. Schachner selbst hat zehn Hektar Pappelplantagen und ist mit den Erträgen sehr zufrieden. Alle zwei drei Jahre wird umgeschnitten und gehackt. 17 Tonnen Holztrockenmasse wachsen pro Hektar und Jahr zu, damit könne er den Eigenbedarf optimal decken und auch kleinere Mengen verkaufen.

Energiewälder hoch im Kurs, aber wenig Interesse bei den Bauern

Schnell nachwachsende Pappel-Plantage

Preisstabilität

Auch für den Forstexperten der NÖ Bauernkammer Karl Schuster zeichnet sich trotz der Änderungen am Energiemarkt kein neuer Trend zum Energiewald hin. Zwischen 1987 und 1994 sowie zwischen 2006 und 2014 habe es zwei große Förderwellen gegeben, „aber es gelang nicht, den Landwirten über zehn bis 15 Jahre stabile Preise für’s Hackgut zu bieten“, berichtet er. Gegen billige Reste aus den Sägewerken waren am Feld geerntete Hackschnitzel chancenlos.

Deshalb gebe es in Österreich größere Flächen mit Christbaumkulturen als mit Energieholz. An die 2.400 Hektar Energiewald, davon 40 bis 50 Prozent in NÖ, werden derzeit bewirtschaftet. Zwar bekommen Bauern für die Holzstangen am Acker ebenso Flächenprämien, wie für Weizen oder Kartoffeln, „die großen Anreize, jetzt Äcker mit Pappeln zu bepflanzen sehe ich aber nicht“, sagt Schuster. Die Nahrungsmittelproduktion sei die große Konkurrenz. „Die Bauern wissen, was sie gut machen können, warum soll man sich da jetzt in Abenteuer stürzen“, erklärt der Forstexperte.

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