Chirurgen entwickeln Weltneuheit in der Venenheilkunde
Nach der Adresse des Stifts Melk ist wohl die Himmelreichstraße 15 eine der international am meisten frequentierten Adressen in Melk. Keine Sehenswürdigkeit ist der Grund dafür, sondern eine medizinische Innovation, die weltweit für Aufsehen sorgt. In der Gemeinschaftspraxis der Chirurgen Alfred Obermayer und Ferdinand Steinbacher wurde nämlich ein neues Kapitel in der Phlebologie (Venenheilkunde) aufgeschlagen.
Obermayer betreibt hier seit 1996 die Praxis, in der er sich der Phlebochirurgie, also der Behandlung von nicht mehr funktionstüchtigen Venen und den daraus folgenden Erkrankungen mit oft dramatische Geschwüren an den Beinen, spezialisiert hat. Die Arbeit ist so erfolgreich, dass mittlerweile in den beiden Ordinationen der Oberärzte in Melk und Wien, die besten Venenspezialisten aus den USA und aus Europa aus- und einspazieren.
Im Kampf gegen die oft als „offene Beine“ bezeichneten Entzündungen und viele andere Venenleiden hat sich der in St. Pölten lebende Obermayer immer intensiver mit insuffizienten Venen beschäftigt. Das Operieren und Veröden dieser Blutgefäße ist dabei die gängige Methode.
Null Infektionsgefahr
Doch: „Ich hätte nie gedacht, dass ich der erste Mensch sein werde, der eine Vene ohne Skalpell, Katheder oder Nadeleinstich schließen kann. Damit gibt es kein Infektionsrisiko“, schildert Obermayer den Grund für das weltweite Interesse.
Bereits vor der Pandemie waren er und auch schon der junge Arztkollege Steinbacher bei großen Ärztekongressen von New York bis Krakau oder auch in Brasilien zu Gast. Dort präsentierten sie den neuartigen Eingriff per Ultraschall, genannt „high-intensiv focused ultrasound“ (HIFU).
Bei der neuen Methode werden nicht funktionierende Venen im oberen Beinbereich zuerst genau sondiert und dann mit einem punktgenauen Ultraschallstoß in Reiskorngröße bei 85 Grad verschlossen. Damit wird verhindert, dass das Blut mit enormen Druck in den Beinen staut. Somit wird auch die Haut nicht mehr beeinträchtigt und Geschwüre können abheilen.
Erfolge
Patienten im Alter zwischen 38 und 95 Jahren, die oft schon über Jahre mit bis zu handtellergroßen, nicht verheilen wollenden Geschwüren geplagt wurden, seien schon geheilt worden, berichtet Obermayer. Und so finden sich an bestimmten Ordinationstagen auch immer wieder Forscher des Medizintechnik-Konzerns Theraclion aus Paris in der Melker Praxis (www.focusvena) ein. Gemeinsam mit den beiden Oberärzten wird die computer- und roboterunterstützte „HIFU“-Methode ständig verbessert. Das Interesse an serienreifen Geräten ist groß.
HIFU sei in verschiedenen Chirurgie-Sparten schon eine bewährte Behandlungsmethode und werde das auch in der Phlebologie werden, ist Oberarzt Obermayer, der auch Chirurg am Wiener St.-Josef-Spital ist, überzeugt. Mit bald 300 wissenschaftlich genau dokumentierten Referenzpatienten ist die vollständige Anerkennung wohl nur mehr eine Frage der Zeit.
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