Christbaum beförderte das Nikolohaus ins Abseits
In der Hochphase der Corona-Pandemie war kein Platz für Massenveranstaltungen. Das Brauchtum wurde deshalb in den vergangenen zwei Wintern in die Zwangspause geschickt oder konnte nur unter Auflagen stattfinden. Jetzt erstehen uralte Traditionen wieder auf. Der KURIER widmet diesem Comeback eine Serie, die in loser Folge Folklore von Wien bis Vorarlberg vorstellt.
- Geschichte: Wie das Brauchtum zu neuem Leben erwacht
- Tradition: Am ersten Adventsonntag geht es um die (Brat)Wurst
- Porträt: Zwischen Tradition und Moderne: Eine Hex’ zaubert Krampusse
- Kurs: Wenn der Nikolaus die Schulbank drückt
- Krippentradition: Große Bühne für die Weihnachtsgeschichte
- Hinter den Kulissen: Ein Blick hinter den Schalter vom Postamt Christkindl
Während die Nikolo-Tradition unter den Beschränkungen der Corona-Jahre litt, nutzte man im niederösterreichischen Waidhofen/Ybbs diese Zeit, um den in früheren Jahrhunderten inflationär gepflegten Kult um den Heiligen Nikolaus genauer zu beleuchten. In der Fülle der christlich gepflegten Nikolaus-Patronate und -Aktivitäten wurden auch die Nikolohäuser oder Nikolaustürme wiederentdeckt.
In den Waidhofner Schaufenstern stechen derzeit die fein verzierten Holzgestelle mit allerlei Süßigkeiten ins Auge. Die Nikolaustürme hatten in der Vorweihnachtszeit große Tradition. Kinder bastelten sie und stellten sie auf, damit der Nikolo Süßigkeiten darin aufhängen konnte. „Sie sind nach dem Ersten Weltkrieg in Vergessenheit geraten und wurden von den Christbäumen abgelöst. Das Christkind und der Weihnachtsmann haben das Beschenken übernommen“, schildert Karl Piaty, einer der Initiatoren der Waidhofner Nikolaus-Aktivitäten.
Bastelstunde
Der frühere Leiter des städtischen Museal-Vereins Friedrich Almer holte das volkskundliche Kleinod wieder ans Licht. Mithilfe alter wissenschaftlicher Publikationen dokumentierte er die Beliebtheit der selbst gebastelten Geschenkstürme im deutschsprachigen Raum. Die Gestelle wurden auch als Weihnachtspyramide, Weihnachtsberg, Christblock oder einfach als Weihnachtsgestell bezeichnet.
Almers Tochter Birgitt Aschauer beherrscht und pflegt im Sinne ihres verstorbenen Vaters die Kunst des Turmbauens weiterhin und vermittelt den Brauch. Außerdem gibt es ein Video dazu. Versucht werde zudem, die Nikolotürme wieder in die Bastelstunden in den Schulen einzubauen, erzählt Piaty. In sein Nikolohaus hat der pensionierte Zuckerbäckermeister stilecht herzhafte Vanillekipferl gehängt.
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