Der Beginn der Fastenzeit
Seit etwa 200 Jahren wird in OÖ der erste Adventsonntag auch „Bratwürstelsonntag“ genannt. „Ganz genau wissen wir es nicht, wann der Brauch begonnen hat. Viele entstanden aber nach der Barockzeit“, erklärt Expertin Thekla Weissengruber, die im Schlossmuseum Linz die Sammlungsleitung für Volkskunde und Alltagskultur über hat. Die Einführung des Brauchs dürfte religiöse, aber auch pragmatische Gründe gehabt haben.
So gibt es bekanntlich vor Weihnachten eine traditionelle Fastenzeit. Früher begann diese mit dem Martinitag am 11. November, erzählt Weissengruber. Das Martini-Gansl war damit das letzte Fleisch, das die Menschen damals vor Heiligabend verzehrten. „Irgendwann ist die Fastenzeit dann aber verkürzt worden.“ Neuer Stichtag wurde der Namenstag der „Heiligen Kathrein“ am 25. November. „Die Heilige Kathrein stellt Pfluag und Tanz ein“, zitiert Weissengruber ein Sprichwort. „Die Bevölkerung sollte sich andächtig auf das Fest der Geburt Christi vorbereiten.“
Fleisch haltbar machen
Schließlich dürfte man sich aber darauf geeinigt haben, sich am ersten Adventsonntag noch einmal den Bauch mit Würstel vollschlagen zu dürfen – vor allem für Landwirte war das durchaus praktisch: Konnte man die Tiere im November schlachten, musste man sie nicht über den Winter durchfüttern.
Um das Fleisch haltbar zu machen, verarbeitete man es zu Würsten. „Die ersten frischen Würstel waren dann eben die Bratwürstel“, so Weissengruber. Die Innung der Fleischhauer sei in OÖ stark vertreten gewesen. Vielleicht ein Mitgrund, weshalb der Brauch im ganzen Bundesland zu finden ist. Teile Salzburgs haben ihn übernommen.
So wird die Wurst serviert
Serviert wird die Bratwurst (traditionell in der dünnen Form) mit Sauerkraut, Erdäpfeln, Erdäpfel-Schmarrn oder Erdäpfelsalat. Ursprünglich als Mittagsgericht aufgetischt, wird es mittlerweile meist erst am Abend gegessen. „Daran sieht man, dass sich auch ein Brauch verändern kann“, so Weissengruber. Oft sei zu dem Schmaus die ganze Familie geladen. Gerechnet wird mit zwei bis drei Würstel pro erwachsener Person – fallen die Beilagen üppiger aus, reichen wohl auch weniger.
Beim Braten der Würstel sei Geduld gefragt. Durch häufiges Wenden werden sie schön braun (und nicht schwarz). Von der Zubereitungsart haben die Bratwürste ihren Namen aber nicht, sondern von dem Wort „Brät“, eine Masse aus zerkleinertem Fleisch, die mit Salz und Gewürzen verfeinert wird und der Wurstherstellung dient.
Übrigens: Bei vielen landen die Bratwürstel dann am Heiligabend – also nach der Fastenzeit – wieder in der Pfanne.
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