Shuttlebus für Kröte, Frosch und Molch
1981 entwickelte der japanische Computerspielehersteller Konami das Spiel „Frogger“. Dabei musste man als Amphibie eine viel befahrene Straße in Richtung Bucht überqueren, ohne dabei von einem Fahrzeug überfahren zu werden. Das Spiel ist für viele Kröten und Frösche aber bittere Realität.
So auch auf der Straße zwischen Jennersdorf und Grieselstein im Burgenland. Wenn die Tiere von Regentropfen geweckt werden, dann ist es ihr Ruf der Natur, sich zum Laichplatz bewegen. Das Problem: die stark befahrene Straße auf dem Weg dorthin.
Aus Liebe zur Kröte
Unterstützung bekommen die Amphibien dabei von zahlreichen Jennersdorfern. Seit Jahrzehnten gibt es entlang der Straße einen rund drei Kilometer langen Schutzzaun. Alle 25 Meter ist ein Kübel vergraben; darin sammeln sich über Nacht Kröte, Springfrosch und Molch.
Jeden Vormittag geht ein Freiwilliger die Strecke ab und sammelt die Tiere ein. Anschließend werden sie zum nahen Rückhaltebecken gebracht. Dort verharren die Tiere für rund 15 Minuten im Gras und springen dann erst in das kühle Nass.
Biber als „Helfer“
Wer schon einmal einen agilen Springfrosch in Aktion gesehen hat, wundert sich möglicherweise, warum diese den Autos nicht einfach ausweichen. „Die Straße ist etwas wärmer als der Boden rundherum. Die Tiere bleiben daher dort stehen, um sich zu erwärmen, und werden dann überfahren“, erklärt Hans Weinhofer. Der pensionierte Lehrer ist einer der Freiwilligen, die sich täglich um das Wohl der Kröten sorgen.
Seit 15 Jahren trägt er die Tiere am frühen Morgen über die Straße. Für ihn sei es selbstverständlich, sich um die Natur zu sorgen: „Schon meine Mutter hat mir beigebracht, dass man der Natur nichts nimmt, ohne ihr etwas zurückzugeben.“
Einen weiteren tierischen Verbündeten haben die Kröten-Freunde noch, und zwar den in der Umgebung lebenden Biber. Dessen für die Stadtgemeinde mitunter problematische Bauten, die den Abfluss des Rückhaltebeckens verstopfen können, stauen auch etwas stehendes Wasser an – perfekt für Amphibien.
Klimawandel und Regen
Mittlerweile müssen die Ehrenamtlichen den Tieren aber während immer längerer Zeitspannen helfen: Da es im ersten Jahresviertel immer weniger regnet, brauche laut Weinhofer auch der Weg der Kröten mehr Zeit. „Früher hatten wir 300 Tiere an einem Tag.“
Beim KURIER-Lokalaugenschein sind es insgesamt 23 Springfrösche und 27 Kröten, die gefunden wurden. Molche waren leider keine dabei.
3.500 Kröten
Vor sieben, acht Jahren habe man insgesamt noch rund 3.500 Kröten über die Straße getragen. Im Jahr 2022 waren es nur mehr rund 2.000.
Für Weinhofer ist das ein Grund, Alarm zu schlagen: „Wenn das mit dem Regen so weiter geht, dann brauchen wir in zehn Jahren nicht mehr gehen.“ Bis in den April müsse man mittlerweile schon ausrücken, was zu einem weiteren Problem führt: Denn dann kommt mit dem Storch ein natürlicher Feind hinzu, für den die aufgestellten Kübel wohl wie ein All-you-can-eat-Buffet wirken. „Für den Storch ist das natürlich eine Einladung“, so der Pensionist. Zwar gibt es in der Nähe einen Fischerteich. Vor einem Jahrzehnt haben die Anrainer einer Wohnsiedlung dort die Tiere noch im Orchester um die Wette quaken gehört – doch auch dort ist es mittlerweile still geworden.
„Man muss auf den Rückgang der Amphibien aufmerksam machen“, mahnt der 75-jährige Naturfreund. Er hofft nun auf Unterstützer: „Man fragt mich immer, wie man denn Kröten tragen kann. Aber wenn das junge Hasen wären, dann würden die Leute Schlange stehen.“
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