2003 wurde er als erster Burgenländer seliggesprochen; nun veröffentlicht die Diözese sein Diarium. Für seine Frau Maria Theresia wurde ein Seligsprechungsprozess eingeleitet.
Er war der Erste und ist der Einzige, der im heutigen Burgenland seliggesprochen wurde. Die Rede ist von Ladislaus Batthyány-Strattmann – auch als „Arzt der Armen“ bekannt.
Morgen, Sonntag, feiern die Bischöfe Ägidius J. Zsifkovics und János Székely (Szombathely) zum 20. Jahrestag der Seligsprechung Batthyánys nicht nur eine Messe in der Basilika Güssing, die im ORF und ZDF übertragen wird. Pünktlich zum Jubiläum erscheint auch das Tagebuch des Fürsten aus 1926.
Der 20. Jahrestag ist zudem Anlass für den Auftakt eines weiteren Seligsprechungsprozesses.
Die "verschwenderisch Liebende"
Erstmals im Burgenland soll mit Maria Theresia Batthyány-Strattmann auch eine Frau seliggesprochen werden.
Bischof Zsifkovics erklärt in seinem Vorwort des nun erschienen Tagebuchs: „Der selige Ladislaus wäre nicht der gewesen, der er in seinem Leben geworden ist, wenn an seiner Seite nicht seine Gattin Maria Theresia(...), die verschwenderisch Liebende, gestanden wäre. Leider, so darf ich salopp sagen, wurde sie vor 20 Jahren bei seiner Seligsprechung – wie so oft in der Kirche – übersehen.“
"Hochspannende Einblicke"
Doch nun zurück in das Jahr 1926. Hier beginnen mit 1. Jänner die Aufzeichnungen im Diarium. Verfasst wurde es in Deutsch. „Es gewährt nicht nur einen Einblick in das private Leben Batthyány-Strattmanns, sondern gibt auch hoch spannende Einblicke in die junge Republik und das junge Burgenland“, erklärt Historiker Bernhard Weinhäusel, Leiter des Diözesanmuseums Eisenstadt.
Jeden Tag schrieb Batthyány-Strattmann auf, was in seiner Familie – er hatte 13 Kinder – passierte und was an der Tagesordnung stand. „Da kommt auch klar hervor, dass er sich Sorgen machte, wie es in der Politik weitergeht“, sagt Weinhäusel.
In einem Eintrag vom 4. Jänner 1926 schreibt er: „Jetzt braucht man ja wie man paar Schritte in Kittsee hinausgeht einen Pass. Wie anders war es vor Jahren, damals war Kittsee und Pressburg der heutige Bratislava noch Ungarn und Kittsee hatte einen regen Verkehr mit der nahen Stadt die jetzt wie mit einer chinesischen Mauer umgeben ist.“
Das Verfahren
Eine „Heilig- oder Seligsprechung“ ist ein kirchliches Verfahren in der römisch-katholischen Kirche. Nach Abschluss einer entsprechenden Prüfung erklärt der Papst, dass ein Verstorbener als Seliger bezeichnet und öffentlich verehrt werden darf
Voraussetzungen
Voraussetzung ist, dass die Person dem Vorbild Christi in besonderer Weise gefolgt ist – sei es durch den Tod (Märtyrer), durch tugendhaftes Leben (Bekenner) oder durch das Bewirken eines Wunders
"Ungekürzt und ungeschönt"
Das Tagebuch, so Weinhäusel, ist „ungekürzt und ungeschönt erschienen und wird nicht kommentiert“. Den Jahresbeginn, so erfährt der Leser, die Leserin, verbrachte der Fürst 1926 mit seiner Frau, die er „Misl“ nannte, und den Kindern in Kittsee. Zu Weihnachten lag ein Radio am Gabentisch, das eifrig genutzt wurde, um Nachrichten zu hören.
Den März verbrachte das Ehepaar mit seinen Kindern in Lovrana (ein Luftkurort in Kroatien, Anm). Batthyány-Strattmann schrieb: „Wie lieb dass mir der liebe Gott noch solche Freuden in den schweren Zeiten Europas sendet! Gerade jetzt der Anmarsch der Bolschewiken Russlands gegen China, Krieg und die Länder alle unterwühlt“.
Ein Gebet für eine Operation
Beschrieben werden auch gemeinsame Erlebnisse und Ausflüge. Im April kehrt die Familie nach Körmend zurück. „Als Arzt wenden sich zwar auch ausserhalb der Ambulanz Leute an einen, aber es ist keine intensiv ärztliche Tätigkeit wie das Spital und die Ambulanz. Vormittag waren 40 Augenkranke bei mir und Nachmittag kamen noch drei aus Raab, Güns (...) und Budapester Zug. Zum Schlusse riss ich noch zwei armen Leuten Zähne.“
Mehr als 250 Seiten
Batthyány wollte ein Arzt der Armen sein. Seine Patienten behandelte er unentgeltlich, den ärmsten unter ihnen gab er auch Geld. Für seine kostenlosen Operationen wollte er von seinen Patienten lediglich ein Gebet.
Dazu ist etwa folgender Eintrag im Tagebuch zu lesen: „Ein Patient fragte Misl “Bitte der Herr Dr hat gesagt ich soll mir die Tropfen ins Aug geben, bitte wie lange soll ich den Tropfen drinnen lassen“! und auf die Frage was bin ich schuldig sagte Misl, wie gewöhnlich “ein Vater unser“ – bitte muss ich das gleich sagen meinte er."
Mehr als 250 Seiten umfasst das Tagebuch, dessen Veröffentlichung durch den Urenkel, Ladislaus Edmund Batthyány-Strattmann, ermöglicht wurde, so Weinhäusel. .
Der Lebenslauf
Ladislaus Batthyány-Strattmann wurde als sechstes Kind einer alten ungarischen Adelsfamilie am 28. Oktober 1870 in Dunakiliti, Ungarn, geboren. Er studierte in Wien, im Jahr 1900 erwarb er das Diplom für Medizin. Zuvor, 1898, heiratete er die tiefgläubige Maria Theresia Coreth (1876-1951). Das Paar hatte 13 Kinder.
1902 errichtete Batthyány-Strattmann ein Spital in Kittsee. Anfangs war er praktischer Arzt, nebenbei spezialisierte er sich als Chirurg und später als Augenarzt. Er behandelte täglich 80 bis 100 Patienten und führte mehrere Hundert Operationen pro Jahr aus. In drei Jahrzehnten führte er allein 3.133 Operationen des Grauen Stars durch.
Fürstentitel verliehen
Kaiser Franz Joseph verlieh ihm 1915 den Fürstentitel. Nach dem Ersten Weltkrieg übersiedelte die Familie nach Körmend, Ungarn. Auch dort errichtete Batthyány ein Krankenhaus.
Ladislaus Batthyány-Strattmann starb am 22. Jänner 1931, sein Leichnam wurde in der Familiengrabstätte in Güssing beigesetzt. Dort findet morgen, Sonntag, die Messe anlässlich des 20-jährigen Jahrestages der Seligsprechung statt.
Nun soll auch seine Frau Maria Theresia, geboren als Gräfin von Coreth zu Coredo und Starkenberg, soll seliggesprochen werden, ein entsprechender Seligsprechungsprozess in der Kirche hat begonnen. Sie sei tiefgläubig gewesen. Durch sie habe der Fürst nach „Irrfahrten“ den Weg zu Gott gefunden, heißt es.
Für den Seligsprechungsprozess werden nun sämtliche Archive durchforstet und Quelleneinträgegesammelt, erklärt der Historiker.
Ladislaus Batthyány-Strattmann begann und beendete seine Operationen etwa stets mit einem Gebet, das wurde bei seiner Seligsprechung in Rom am 23. März 2003 durch Papst Johannes Paul II gewürdigt. 700 Burgenländer waren damals unter den 14.000 Pilgern aus aller Welt dabei.
Sonderausstellung ab April
Ende April ist auch eine Sonderausstellung über den „seligen Ladislaus“ im Diözesanmuseum geplant. Das Tagebuch kann bereits im Martinsshop in Eisenstadt und im Kloster Güssing um 15 Euro erworben werden.
Kommentare