"Ja, ist der Neusiedler See nun ausgetrocknet oder nicht?“ Mit dieser Frage sahen sich vor einigen Monaten nach der Ausstrahlung der ORF Dok 1 Mockumentary "Neusiedl ohne See" zahlreiche Beherbergungsbetriebe konfrontiert, laut Burgenland Tourismus war eine Stornierungswelle die Folge.
Ende August scheint am sogenannten Meer der Wiener aber wieder alles in Ordnung zu sein – vorerst.
Der Pegelstand des Wassers liegt bei stabilen 115,11 Meter über Adria (müA) und auch die Tourismuszahlen stimmen. Zumindest auf den ersten Blick. Wie schnell sich die Lage am See ändern kann, zeigt das Jahr 2014.
Von den damaligen Höchstständen (seit 1965) sind wir aktuell weit entfernt. Aber das muss nicht so bleiben - und kann auch ganz anders kommen.
Aber zunächst zurück in die Gegenwart, zur am Freitag veröffentlichten Tourismusstatistik. Denn für das erste Halbjahr weisen die offiziellen Zahlen einen Zuwachs von 144.420 Nächtigungen aus, also plus 8,8 Prozent.
Tatsächlich sind darin aber seit Kurzem auch die Übernachtungen des Nova Rock im Juni enthalten, in Summe sind das über 130.000. Zieht man diese ab, bleibt aber immer noch ein Plus von 0,5 Prozent im Vergleich zu 2022.
Fast könnte man meinen, dass mit diesem kleinen Trick etwaige Einbrüche hätten kompensiert werden sollen. Dabei zeigt ein Blick nur auf den Monat Juli, dass das gar nicht notwendig gewesen wäre. Denn im ersten Ferienmonat legten die Übernachtungen im Vergleich zu 2022 um 2,3 Prozent zu.
Für den Neusiedler See zählt jeder Tropfen
Diese Zahlen zeigen, dass Erfolg oder Misserfolg am Ende des Tages wohl größtenteils vom Wetter abhängig sind. Gerade in einer Region wie dem Neusiedler See und vor allem angesichts der Tatsache, dass die Entscheidung, wohin man wann auf Urlaub fährt, immer kurzfristiger getroffen wird. Und da haben dem Tourismus eben die verregneten Monate Mai und Juni einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Allerdings mit dem angenehmen Nebeneffekt einer positiven Wasserbilanz im Neusiedler See.
Mit 115,11 müA liegt der Pegelstand um 18 Zentimeter über dem Vorjahr, auf das langjährige Mittel fehlen aber 30 Zentimeter. Im Juni stand die Marke bei 115,27 müA, also noch einmal 16 Zentimeter höher als jetzt. Bis Ende Juli ging das Wasser dann wieder auf das jetzige Niveau zurück. Jene sechs Zentimeter Zuwachs durch die Unwetter Anfang August sind mittlerweile verdunstet.
Gerade während Hitzewellen kann das rasant schnell gehen. Bis zu einem Zentimeter Wasserhöhe löst sich an einem Tag quasi in Luft auf. Kommt dazu noch starker Wind, der Wasser von der einen auf die andere Seite des Sees verfrachtet, entstehen wenig schmeichelhafte Bilder, wie sie heuer zum Teil in den sozialen Medien zu sehen waren. Und das hat natürlich Folgen, wie etwa für den Immobilienmarkt.
Wie schnell sich der Pegelstand ändern kann, beweist das Jahr 2014 (siehe Grafik, orange Linie, Anm.). Da sorgten ergiebige Niederschläge im August und September für einen Anstieg um 24 Zentimeter.
Davon "zehrte" der See dank einiger Jahre ohne Extremwetter bis zum Sommer 2021, wie ein Blick auf den Langzeitvergleich des Wasserportals Burgenland zeigt. Erst in den extrem heißen Sommermonaten 2021 und 2022, in denen jeweils pro Jahr von Juni bis in den Herbst rund 30 Zentimeter verdunsteten, sank der Neusiedler See dann auf den historischen Tiefststand (seit 1965, Anm.) des Vorjahres (114,88 müA).
Die Stabilisierung der Lage hat dazu geführt, dass zuletzt relativ wenig über die geplante Wasserzuleitung zu hören war. Dafür machten Meldungen über das ungarische Fertörákos die Runde, wo das Tourismusprojekt nun doch – in abgespeckter Form – umgesetzt werden soll.
Angesichts der Tatsache, dass sich die Lage schnell in die eine oder eben in die andere Richtung ändern kann, schlagen die burgenländischen Grünen vor, dass man sich touristisch auf drei Szenarien vorbereiten müsse: Mehr Wasser, weniger Wasser oder ein ständiges Auf und Ab wie in den vergangenen Jahren.
Beach Soccer, Rätselrallye und Triathlon in Podersdorf
In Podersdorf hat man schon reagiert und Zusatzangebote geschaffen. Nicht umsonst gilt die Seegemeinde als jene, in der am meisten los ist. Der Beweis dafür wird an diesem und dem kommenden Wochenende mit zwei international besetzten Veranstaltungen angetreten.
Denn heute, Sonntag, geht in der Beach-Arena am "PODOactive" Nordstrand der Beach Soccer Nationscup über die Bühne. Die Nationalteams der Länder Ungarn, Kroatien, Frankreich, Türkei, Serbien, Albanien, Bosnien und Polen matchen sich mit Gastgeber Österreich in einem Turnier um den Sieg. Veranstalter Nicolas Pfeffer will mit dem Event den nächsten Schritt in Richtung Anerkennung der Sportart durch den Österreichischen Fußballbund (ÖFB) setzen.
Richtig viel Ausdauer braucht es dann am darauffolgenden Wochenende von 1. bis 3. September, zumindest unter den rund 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Austrian Triathlons. Die Organisatoren haben ein breit gefächertes Angebot zusammengestellt.
Am 1. September gibt es ein Familiensportfest und den Kids Aquathlon mit ans Alter angepassten Distanzen (ab 25 Meter Schwimmen und 350 Meter Laufen), am 2. September findet der Triathlon über die Ironman-Distanz (1,9 Kilometer Schwimmen, 88 km Radfahren, 21 km Laufen) statt und zum Abschluss am 3. September über die Olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen).
Etwas gemütlicher geht es im Gegensatz dazu bei der neuen interaktiven Rad-Rätselrallye zu, die Podersdorf und Illmitz verbindet. Auf der Spur von "tierischen Geheimnissen im Seewinkel" lernen Familien die Bewohner des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel kennen – "Augmented Reality" inklusive. Mehr Infos unter podobeach.at.
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