Wasserschlacht am Neusiedler See: Neue Diskussionen über Zuleitung

Zwei Kanufahrer am Neusiedler See
"Advisory Mission" der UNESCO prüft Welterbestatus. Gegner und Befürworter einer Wasserzuleitung bringen sich in Stellung. Land intensiviert Schilf- und Schlammmanagement.

Dank der aktuellen "Advisory Mission" des Welterbe-Sekretariats der UNESCO und deren Kollegen des Ramsar-Sekretariats steht der Neusiedler See wieder einmal im Mittelpunkt des Interesses.

Sogar TV-Teams aus Deutschland sind derzeit am Steppensee anzutreffen, das Gespenst der drohenden Austrocknung hat auch beim Nachbarn medial große Wellen geschlagen.

Mehr dazu hier: Ist der Neusiedler See nach dem Regensommer gerettet?

In diesem Artikel lesen Sie:

  • Was für eine Wasserzuleitung spricht
  • Warum sich Umweltschutzorganisationen gegen eine Wasserzuleitung aussprechen
  • Was das Land Burgenland aktuell unternimmt
  • Was die UNESCO auf ihrer "geheimen Mission" macht

Noch ist ein kleiner Polster der ausgiebigen Niederschläge vom heurigen Frühjahr und Sommer vorhanden. Seit Anfang August sind aber bereits wieder rund 15 Zentimeter verdunstet.

Auch die Bilanz im Tourismus fällt positiv aus, im August kamen um 15,9 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr. Jetzt hoffen die Betriebe auf ein erfolgreiches Martiniloben.

Mehr zum Thema: Mehr Gäste am Neusiedler See, aber sie bleiben zu kurz

Dank der UNESCO-Mission werden auch wieder Diskussionen über die geplante Wasserzuleitung laut. 

Was spricht für eine Wasserzuleitung?

Wichtigster, weil mächtigster Befürworter einer Zuleitung ist das Land. Infrastrukturlandesrat Heinrich Dorner betonte, dass der Neusiedler See nur durch die Zuleitung aus der Donau langfristig abgesichert werden könne und verwies auf eine Machbarkeitsstudie im Auftrag des Landes.

Mehr zum Thema: Wie das Wasser in den Neusiedler See gelangt - und verschwindet

Das Ufer des Neusiedler Sees, Menschen liegen auf dem Holzsteg, ein Mann in Badehose geht ins Wasser

Ende Juli stand das Wasser im Neusiedler See genau so hoch wie Ende August.

"Wir unternehmen alles, um den See in all seinen Facetten und seiner Vielfältigkeit nachhaltig abzusichern – die Zuleitung ist ein zentraler Bestandteil", so Dorner. Die Machbarkeitsstudie habe klar ergeben, dass das Wasser der Donau geeignet und eine Zufuhr unter Einhaltung bestimmter Bedingungen und des Ausmaßes der Dotation möglich ist.

Was spricht gegen eine Wasserzuleitung?

Laut der Umweltorganisation WWF wäre die geplante Dotierung mit Donauwasser ökologisch höchst riskant. Dadurch würde der salzhaltige See zusehends aussüßen, das würde letztendlich zum völligen Verlust des Salzes führen, sagt WWF-Experte Bernhard Kohler.

Mehr dazu hier: Pro und Contra - Donau-Wasser für den Neusiedler See?

Er warnt vor einem Verlust der "Selbstreinigungskraft" und vor "massiver Algen-Vermehrung" sowie beschleunigter Verschlammung und Verlandung. Der WWF fordert stattdessen ein anderes Wassermanagement, Hochwasser dürfe nicht mehr im bisherigen Umfang abgeleitet werden.

Was wird derzeit aktiv vom Land unternommen?

Neben den Gesprächen rund um die geplanten Zuleitung von Donauwasser wird das Schlamm- und Schilfmanagement der Seemanagement Burgenland GmbH heuer weiter intensiviert. Grundlage dafür sind die bereits gewonnen Erfahrungen aus dem Vorjahr, über 40.000 Kubikmeter Weichschlamm wurden von Oktober bis April abgepumpt.

"Anfang Oktober starten wir im Eigenbetrieb mit neuen Gerätschaften und eigenem Personal voll durch – sowohl beim Schlamm- als auch beim Schilfmanagement", kündigte Landesrat Dorner an.

Seit Montag sind  drei Experten von UNESCO und Ramsar (Konvention zum Schutz von Feuchtgebieten)  am Neusiedler See unterwegs. Was genau sie hier tun, darüber ist wenig bekannt. Am Dienstag hat jedenfalls ein  Hearing mit NGO-Vertretern in Winden  stattgefunden.

"Keine öffentlich zugängliche Veranstaltung"

Eine Anfrage des KURIER, dabei zuhören zu dürfen, wurde abgelehnt. Die "Advisory Mission" sei keine öffentlich zugängliche Veranstaltung, begründete Florian Meixner von der österreichischen UNESCO Kommission die Absage.

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Zum Ablauf der Beratungsmission verriet Meixner nur so viel: Diese würde aus Präsentationen, Begehungen und fachlichen Diskussionen bestehen. Die Ergebnisse sollen bis Jahresende in einem Report zusammengefasst werden.

Spannend wird dabei die Frage sein, ob darin die Empfehlung an das Welterbekomitee enthalten sein wird, den Neusiedler See auf die Rote Liste der bedrohten Weltkulturerbestätten zu setzen.

Der Verlust könnte aber auch direkt drohen, wenn die Errichtung von 240 Meter hohen Windrädern im Windpark Neusiedl-Weiden umgesetzt wird, befürchtet Christian Schuhböck von der "Alliance for Nature".

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