5 Kontinente, 2.040 Tage, 100.000 Kilometer: Wie ein Burgenländer mit seinem Fahrrad die Welt umrundete

Edwin Schmidt genießt dieses Jahr zu Weihnachten die herrliche Natur am Kap der Guten Hoffnung.
Zum sechsten Mal in Folge feiert Edwin Schmidt heute Weihnachten fernab der Heimat. Der Extremsportler aus Strebersdorf im Bezirk Oberpullendorf ist seit mehr als fünfeinhalb Jahren ununterbrochen mit dem Fahrrad auf Weltreise.
Das schönste Weihnachtsgeschenk hat sich der 57-Jährige heuer selbst gemacht: Er ist an der Südspitze Afrikas angekommen und hat seine unglaubliche, fast 100.000 Kilometer lange Reise beendet. Hinter ihm liegt ein Jahr voller Strapazen, Gefahren und Ungewissheit auf dem afrikanischen Kontinent.
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17.000 Kilometer legte er seit Dezember 2022 in Afrika zurück. Erlebt hat er auf seiner Reise einiges, manches davon ist schier unglaublich.
17 Länder, verschiedene Klimazonen und nicht zuletzt die Sahara hat Edwin Schmidt auf dem Weg zu seinem Ziel durchquert. Mehr als einmal musste er an Grenzübergängen zittern, ob er mit seinem heillos vollgestempelten Reisepass überhaupt einreisen durfte.
Die Afrika-Expedition des Mittelburgenländers sollte sich als eine der schwierigsten Etappen seiner langen Reise erweisen. Nun endlich am Fuß des Tafelbergs in Kapstadt zu stehen, beschreibt er als "Moment überwältigender Freude".

Edwin Schmidt, Extrem-Radfahrer: „Es war mir bei meiner Reise immer wichtig, konkrete Ziel-Destinationen vor Augen zu haben“
Aus Südafrika schreibt er dem KURIER, wenige Tage vor Weihnachten: „Vor allem aufgrund der großen körperlichen Anstrengungen, mentalen Herausforderungen und gesundheitlichen Risiken, die eine derartige Reise quer durch Afrika mit sich bringt, aber auch wegen erheblicher bürokratischer Hindernisse, musste ich mir des Öfteren die Frage stellen, ob ich mein Ziel Kapstadt tatsächlich erreichen würde.“
93.782 Kilometer, 67 Monate, 58 Länder, 5 Kontinente, ein Grenzgänger und sein Fahrrad:
- Der Anfang im Mai 2018: Edwin Schmidt kauft sich ein Langstrecken-Reisefahrrad der Marke „Intercontinental“ und bereitet sich auf seine extreme Radtour vor. Die Route führt über den Balkan, die Türkei, den Kaukasus und Zentralasien. Nach fünf Monaten und 9.000 Kilometern erreicht er China.
- 2019 in Asien: Der Mittelburgenländer radelt von Zentralchina aus Richtung Süden. Die Reise führt ihn entlang der Taklamakan-Wüste nach Laos, Kambodscha, Thailand, Malaysia und Singapur. Von dort setzt Schmidt mit der Fähre nach Sumatra über, fährt dann auf dem Trans-Sumatra-Highway weiter Richtung Süden, bis nach Ost-Timor.
- 2020 in Australien: In Südostasien besteigt Edwin Schmidt zum ersten Mal auf seiner Reise ein Flugzeug: Nach Darwin in Australien. Er durchquert den Kontinent auf 9.000 Kilometern und erreicht im Frühling 2020 Sydney. Von dort aus geht es per Flieger nach Neuseeland.
- 2020 auf der Route 66: In Neuseeland muss Edwin Schmidt ab dem 25. März 2020 aufgrund des strengen Corona-Lockdowns eine Zwangspause einlegen. Im Juli kann er einen Flug nach Kalifornien buchen, die Reise geht in den USA weiter. Schmidt legt 17.000 Kilometer auf der Route 66 zurück. Im Oktober 2020 überquert der die mexikanische Grenze.
- 2021/'22 in Südamerika: Die Etappe durch Zentral- und Südamerika wird eine der gefährlichsten der Reise des Extremsportlers. Immer wieder muss er Stopps wegen geschlossener Grenzen einlegen und gefährlichen Banden ausweichen. Im Sommer 2022 erreicht er Rio de Janeiro.
- 2023 die Zugabe in Afrika: Von Brasilien aus nimmt Edwin Schmidt den Flieger nach Portugal. Von dort aus wollte er ursprünglich durch Westeuropa zurück nach Österreich fahren. Doch in Italien biegt er dann doch noch einmal Richtung Süden ab. Er nimmt im Dezember 2022 die Fähre nach Tanger (Marokko) und setzt sich ein neues Ziel: Kapstadt in Südafrika.
Doch er hat es geschafft – 67 Monate, nachdem er sich im Mai 2018 vom Burgenland verabschiedete und sich auf den Sattel seines nahezu unkaputtbaren Fahrrads schwang, kann Schmidt auf die Durchquerung des fünften Kontinents seiner "Weltumradelung" zurückblicken.
Der KURIER begleitet Edwin Schmidt (fast) von Anfang an auf seiner erstaunlichen Reise. Lesen Sie hier alle Berichte über die verschiedenen Etappen:
- Mit dem Rad nach China: Ein Burgenländer ging an seine Grenzen
- Edwin Schmidt: Am Rad von der Rabnitz bis nach Neuseeland
- Edwin Schmidt: 17.000 Kilometer mit dem Fahrrad durch Amerika
- Auf dem Rad durch 29 Länder: Nun droht Weltreise zu scheitern
- Extremsport: Die schwierigste Etappe des Weltumradlers
- In 1.490 Tagen (fast) um die ganze Welt
- „Weltumradler“ Edwin Schmidt steht vor seiner letzten Etappe
- Ein Burgenländer auf Fahrradausflug in der Sahara
Was hat den studierten Maschinenbauer auch in den schwierigsten, schmerzhaftesten Momenten noch angetrieben?
Auf diese Frage antwortet Edwin Schmidt: „Es war mir bei meiner Reise immer wichtig, konkrete Ziel-Destinationen vor Augen zu haben, wie weit diese auch entfernt sein mochten. Ziele, auf die ich hinarbeiten konnte und die mir die Kraft und Motivation verliehen, weiterzumachen, auch wenn die Umstände schwierig wurden.“
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2021/‘22: Südamerika
Die Etappe durch Zentral- und Südamerika wird eine der gefährlichsten der Reise des Extremsportlers. Immer wieder muss er Stopps wegen geschlossener Grenzen einlegen und gefährlichen Banden ausweichen. Im Sommer 2022 erreicht er Rio de Janeiro.
Die Zieleinfahrt in Südafrika glich der Ankunft im Paradies, wie Schmidt beschreibt: „Als ich den Orange River erreichte und das leuchtend grüne Band von Weingärten an den Ufern sah, war ich fast zu Tränen gerührt. Nach den ausgedörrten Wüstengebieten Namibias, wieder Vegetation und Wasser zu sehen, war wie Balsam für die Seele.“
Auf der letzten Etappe gab das Fahrrad fast den Geist auf
Auf der letzten Etappe zum Kap der Guten Hoffnung – dem Endpunkt der Reise durch Afrika – gab Edwin Schmidts treues „Intercontinental“-Fahrrad dann beinahe den Geist auf: Ein Freilauf in der Hinterradnabe war gebrochen, und zwar nicht zum ersten Mal. Nach einer provisorischen Reparatur konnte Edwin Schmidt aber doch noch die letzten 600 Kilometer bis zum Ziel in Angriff nehmen.

Im milden südafrikanischen Frühlingswetter legte der Sportler fortan etwas gemütlichere Tagesetappen zurück als zuvor.
Und jetzt?
Nach fünf Jahren und sieben Monaten voller Abenteuer will sich Edwin Schmidt nun eine wohlverdiente Auszeit in Kapstadt gönnen; der südafrikanische Sommer steht vor der Tür.
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Doch zunächst muss sein treues Fahrrad wieder auf Vordermann gebracht werden. Schmidt: „Es sind doch einige dringende Reparaturen durchzuführen. Wenn das geschafft ist, kann ich mich endlich zurücklehnen und die traumhaft schöne Gegend am Kap der Guten Hoffnung genießen.“ Inzwischen schmiedet der Strebersdorfer schon neue Reisepläne. Er spielt mit dem Gedanken, über Ostafrika zurück nach Europa zu radeln.
Edwin Schmidts nächstes Ziel heißt: Österreich.
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