„Weltumradler“ Edwin Schmidt steht vor seiner letzten Etappe
„I fohr min Radl noch Rio…“ – was Ostbahn-Kurti anno 1992 sang, hat Edwin Schmidt 30 Jahre später in die Tat umgesetzt. Der im April verstorbene, gebürtige Stinatzer hätte sich vielleicht gefreut, dass ein Burgenländer seinen Liedtext Wirklichkeit werden ließ.
Edwin Schmidt aus Strebersdorf (Bezirk Oberpullendorf) ist seit mittlerweile vier Jahren und vier Monaten mit dem Fahrrad auf Weltreise. Zuerst radelte er vom Burgenland aus nach China, dann ging es weiter nach Australien und Neuseeland.
Die vergangenen zwei Jahre hat der Mittfünfziger auf dem amerikanischen Kontinent verbracht. Gestartet ist er im Sommer 2020 in Los Angeles, von dort aus hat er die USA von West nach Ost durchquert. Danach radelte Schmidt unermüdlich weiter Richtung Südamerika.
Nichts hielt ihn auf
Allen Widrigkeiten zum Trotz hat der gelernte Maschinenbauer nach 35.000 Kilometern am amerikanischen Doppelkontinent sein Ziel erreicht: Rio de Janeiro. Weder geschlossene Grenzen, noch die Pandemie, noch klimatische Belastungen oder kriminelle Banden konnten den Extremradler aufhalten.
„Ich weiß nicht, was mich mehr freut: die 70.000. Kilometer meiner Reise, dass ich trotz aller Schwierigkeiten mein Vorhaben umgesetzt habe, oder dass ich nun einige Wochen Auszeit und Regeneration in Rio genießen kann“, meldet sich Edwin Schmidt erschöpft, aber glücklich von seinem vorläufigen Reiseziel.
Hinter ihm liegen Strapazen, die andere längst in die Knie gezwungen hätten. Als der KURIER im Juni über den jüngsten Zwischenstand seiner Reise berichtete, war der Extremsportler gerade in La Paz, Bolivien, angekommen. In diesem Land hatte er sowohl mit der dünnen Luft im Hochland als auch mit extremer Kälte zu kämpfen. Schmidt: „Temperaturen von minus 15 Grad in der Salzwüste Uyuni ließen keine Entspannung aufkommen“.
Endlich in Paraguay angekommen, wurde er kulinarisch belohnt. Zum ersten Mal seit vier Jahren bekam der Mittelburgenländer Hausmannskost fast wie zu Hause serviert. „Aufgrund zahlreicher deutschsprachiger Auswanderer findet man dort auch Restaurants und Biergärten mit authentischer, deutscher Küche“, erzählt der 56-Jährige.
Gestärkt konnte Schmidt nun seine letzte südamerikanische Etappe in Angriff nehmen. Nach einem Zwischenstopp in Asunción, der Hauptstadt von Paraguay, radelte er über die brasilianische Grenze.
Auf dem Weg in die Millionenmetropole São Paolo überschritt Schmidts Kilometerzähler die 70.000er-Marke. Das Ziel zum Greifen nah, brach Edwin Schmidt schließlich zu seiner letzten Tagesetappe in Südamerika auf.
Materialprobleme
Viel mehr wäre auch gar nicht mehr möglich gewesen, denn sein treues Fahrrad hatte zuletzt arg unter den Strapazen der Reise gelitten: Gebrochene Speichen, undichte Bremsen, ein gerissenes Schaltseil und zuletzt noch ein Platten wegen eines eingefahrenen Nagels erschwerten das Fortkommen zusehends. „Jetzt nur nicht ungeduldig werden. Diese paar Meter werden auch noch zu schaffen sein“, sagte sich der Extremradler auf den finalen Kilometern vor den palmengesäumten Stränden von Rio de Janeiro.
Kurz vor dem Ziel
Edwin Schmidts Projekt der Weltumrundung mit dem Fahrrad geht in die finale Phase: Von der europäischen Atlantikküste will er demnächst zurück nach Österreich radeln.
35 Länder auf vier Kontinenten hat Edwin Schmidt seit Mai 2018 bereist. Seit viereinhalb Jahren ist er schon unterwegs.
70.956 Kilometer hat Edwin Schmidt auf seiner Fahrrad-Weltreise bisher zurückgelegt, 35.000 davon alleine auf dem amerikanischen Doppelkontinent.
„Wenig später stand ich mit meinem vollgepackten Fahrrad am Strand der Copacabana“, berichtet der Strebersdorfer von der lang ersehnten Zieleinfahrt.
Genau hier will er noch für ein paar Wochen bleiben – ein bisschen Entspannung und Erholung hat er sich auch redlich verdient. Noch im Herbst soll es aber zurück nach Europa gehen: Von Lissabon aus will Edwin Schmidt zu der allerletzten Etappe heimwärts nach Österreich aufbrechen.
Der neue Zwischenstand am Tacho des „Drahtesels“: 70.956 Kilometer. Das Ende der Fahrrad-Weltreise ist in Sichtweite.
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