Nach 59.000 Kilometern, 29 Ländern und 45 Monaten stand Edwin Schmidts Weltreise Anfang 2022 auf Messers Schneide. Weil Ecuador seine Grenzen wegen der Virusvariante Omikron geschlossen hielt, ist der Extrem-Radler aus Strebersdorf (Bezirk Oberpullendorf) monatelang im Süden Kolumbiens festgesessen. Der Traum von der „Weltumradelung“ drohte zu scheitern.
Mittlerweile hat sich die Lage aber zum Besseren gewendet und Schmidt radelt wieder. Dem KURIER berichtet er via eMail: „Anfang Februar konnte ich endlich von Kolumbien nach Ecuador weiterfahren, es war jedoch der langwierigste und nervenaufreibendste Grenzübertritt der bisherigen Reise.“
Entlang der Pazifikküste
Nach der quälend langen Wartezeit auf die Grenzöffnung in den kühlen Andenregionen Kolumbiens war es für den Mittelburgenländer ein Genuss, bei milden Temperaturen die Pazifikküste Ecuadors entlang zu radeln. Hier konnte er auch einen Meilenstein seiner Reise markieren: „Seit Neuseeland im Jahr 2020 hatte ich erstmals wieder die südliche Hemisphäre erreicht.“
Anfang März haben Schmidt und sein getreuer Drahtesel die Grenze zu Peru überschritten. Bei bestem Radfahrwetter trat er auf der Panamericana in die Pedale, besuchte Perus Hauptstadt Lima und fuhr danach weiter in den Süden des Landes.
Ausnahmezustand
Hier wurde es bisweilen aber richtig brenzlig, wie der Strebersdorfer berichtet: „In Peru gab es politische Proteste und es wurde teilweise der Ausnahmezustand verhängt. Die Leute errichteten brennende Straßenblockaden und bei den Unruhen gab es auch Tote und Verletzte. Vor allem die Panamericana war wegen Straßenblockaden abschnittsweise unpassierbar.“
Dem 56-Jährigen ist es schließlich gelungen, sich unbeschadet einen Weg durch die Tumulte zu bahnen. Derzeit genießt Schmidt das Wetter und die Sehenswürdigkeiten im südlichen Peru: „Die Landschaft am Panamerican Highway ist phänomenal und zählt eindeutig zu den Höhepunkten der bisherigen Reise. Ebenso traumhaft sind die klimatischen Bedingungen. Ich bin hier ausschließlich bei Sonnenschein und Temperaturen von 25 bis 30 Grad unterwegs.“
Brasilien ruft
Auf seiner weiteren Reise dürfte Edwin Schmidt noch viel Sonnenschein erwarten. Demnächst will er die nächste Etappe mit einigen hundert Kilometern bis zur bolivianischen Grenze starten. Danach plant er, über Paraguay nach Brasilien an die Atlantikküste zu radeln. In Stein gemeißelt ist die Reiseplanung aber noch nicht. „Wie die tatsächliche Route letztendlich aussieht, hängt davon ab, welche Grenzen geöffnet sind. Von Peru aus habe ich wesentlich mehr Länder für die Weiterfahrt zur Auswahl als von Ecuador, das diesbezüglich ein Nadelöhr darstellte“, sagt Schmidt.
An die Heimreise ins Burgenland denkt der studierte Maschinenbauer übrigens noch immer nicht wirklich – obwohl er mit seinem robusten Reisefahrrad mittlerweile 31 Länder bereist und 63.000 Kilometer zurückgelegt hat.
Im Gegenteil: Der Weltumradler aus Strebersdorf strotzt noch immer vor Motivation und Vorfreude auf die nächsten Abenteuer auf zwei Rädern: „Es läuft zur Zeit hervorragend und ich bin optimistisch, dass ich meine Reise vorerst wie geplant fortsetzen kann. In den kommenden Tagen geht es so richtig zur Sache. Es beginnt nun der Aufstieg von der Pazifikküste zum Altiplano, einer auf 4.000 Höhenmeter in den Anden gelegenen Hochebene an der Grenze zu Bolivien.“
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