Burgenländer radelt um die Welt - und sitzt jetzt in Afrika fest
Seine Reise, sagt Edwin Schmidt, sei mittlerweile zum „Selbstläufer“ geworden. Sein ursprüngliches Ziel von einer Weltumrundung mit dem Fahrrad hätte der 57-Jährige aus Strebersdorf (Bezirk Oberpullendorf) eigentlich längst zu einem Abschluss bringen können.
Ende 2022 hatten Schmidt und sein unverwüstliches Reisefahrrad schon vier Kontinente durchquert. In Italien hätte die letzte Etappe in Richtung Heimat starten können; stattdessen ging es in den Süden und auf Kontinent Nummer fünf der spektakulären Reise: Afrika.
Dort steht der Extremsportler aber gleich vor mehreren Problemen.
➤ Mehr dazu: Burgenländer ist auf zwei Rädern durch fünf Kontinente geradelt
In den vergangenen sechs Monaten hat Edwin Schmidt die Sahara und zwölf Länder am „Schwarzen Kontinent“ durchquert. Mitte Juni meldete sich der Extremradler wieder beim KURIER. Er schreibt: „Es ist oft überraschend, wie sich die Dinge entwickeln. Noch vor einem Jahr hatte ich Afrika gar nicht auf dem Radar, schon allein aufgrund der unklaren Einreisebestimmungen aufgrund der Pandemie.“
Zurzeit weile er im westafrikanischen Benin, lässt er uns wissen. Und seine Weiterreise steht, wieder einmal, auf Messers Schneide. Doch dazu später mehr.
Der KURIER begleitet Edwin Schmidt (fast) von Anfang an auf seiner erstaunlichen Reise. Lesen Sie hier alle Berichte über die verschiedenen Etappen:
Ein ungebrochener Entdeckerdrang führte den studierten Maschinenbauer heuer, von Marokko ausgehend, quer durch Westafrika. „Wenn man erst einmal so große Distanzen hinter sich gebracht und derartige Anstrengungen in Kauf genommen hat, wird es zunehmend schwieriger umzukehren“, gibt Schmidt zu.
Auf den 10.000 Kilometern, die er bis dato durch Afrika geradelt ist, hat er widrigste Bedingungen und heikle Situationen gemeistert. Den kritischsten Moment erlebte er ausgerechnet im Senegal, also jenem Land, das als das sicherste in Westafrika gilt.
Unruhen im Senegal
„Aufgrund politischer Auseinandersetzungen gab es Unruhen und die Demonstranten errichteten brennende Straßenblockaden. Ich versuchte, eine Blockade zu umfahren, daraufhin wurde ich von Demonstranten bedroht und eindringlich aufgefordert, umzukehren“, schildert Schmidt diese Szenen.
Als er sich Richtung Süden absetzen konnte und schließlich die Grenze von Guinea-Bissau erreichte, war die Erleichterung groß. Doch die nächsten Probleme ließen nicht lange auf sich warten.
Platzmangel im Pass
Kurioserweise wird in Schmidts fünf Jahre altem österreichischen Reisepass langsam, aber sicher, der Platz knapp. Eine Nebenerscheinung der zahlreichen Grenzübertritte und den dazugehörigen Eintragungen.
„Zunächst schenkte ich der Sache wenig Beachtung, aber bei der Einreise nach Togo wurde ich von der Realität eingeholt. Dort hat mir der Immigrationsbeamte eine ganze Seite meines Reisepasses mit zahlreichen Stempeln und Stickern zugepflastert. Mit den verbleibenden freien Seiten sind keine großen Sprünge mehr zu machen“, sagt der Extremsportler enttäuscht.
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In Benin sitzt Edwin Schmidt nun so richtig fest – denn Nigeria verweigert ihm die Einreise. Die dortige Botschaft würde Visa derzeit nur an Einwohner des Staates vergeben, berichtet Schmidt.
Das Visa-Problem stellt jetzt die geplante Route in Frage
Schmidt: „Nigeria mit dem Fahrrad zu durchqueren wäre generell nicht ohne Risiko. Aber die alternative Route wäre nicht nur ein gewaltiger Umweg, sondern würde durch einige der gefährlichsten Konfliktzonen der Welt führen. In den nördlichen Grenzregionen Nigerias ist zudem die terroristische Organisation Boko Haram aktiv.“
Edwin Schmidt hatte sich auf der möglicherweise wirklich letzten Etappe seiner Fahrrad-Weltreise ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die südlichste Metropole des Kontinents zu erreichen – Kapstadt in Südafrika. Bis dorthin wird er aber noch etliche Hürden nehmen müssen.
Vom Aufgeben ist der 57-Jährige aber weit entfernt. Im Gegenteil: „Für eine Fahrradreise, deren Quintessenz die Fortbewegung ist, zählt Stillstand zu den ärgerlichsten Dingen. Andererseits ist es nicht das erste Mal, dass ich festsitze. Ich bin zuversichtlich, dass sich eine Lösung findet.“
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