In 1.490 Tagen (fast) um die ganze Welt

In 1.490 Tagen (fast) um die ganze Welt
Der Burgenländer Edwin Schmidt ist seit 2018 mit dem Fahrrad unterwegs. Jetzt stehen ihm die letzten Etappen seiner unglaublichen Reise bevor

Für eine Reise um die Welt braucht es eine gewisse Portion Wagemut. Diese dann auch noch auf einem Fahrrad und mit nichts als der eigenen Muskelkraft zu unternehmen, sprengt allerdings jegliche Vorstellungskraft. Der Burgenländer Edwin Schmidt hat sich aber genau das vor einigen Jahren in den Kopf gesetzt. Und heute, 1.490 Tage nach seiner Abfahrt im Frühjahr 2018 aus dem mittelburgenländischen Strebersdorf steht er in La Paz, der Hauptstadt von Bolivien.

Warum tut man sich das an? „Ich war von früher Kindheit an von fremden Kulturen fasziniert. Das Fahrrad habe ich gewählt, weil es eine ganz andere Wahrnehmung der Umgebung ermöglicht. Ich wollte wissen, wie sich Länder, Landschaften und Menschen auf dem Weg nach Osten verändern. Mit dem Fahrrad reist man relativ langsam, kann also diese Übergänge und Veränderungen intensiver wahrnehmen. Außerdem gibt es kein besseres Ausdauertraining, als täglich sechs bis 10 Stunden am Fahrrad zu sitzen“, erzählt der 56-Jährige.

„Camino de la muerte“

In 1.490 Tagen (fast) um die ganze Welt

Die mystische Inka-Stadt Machu Picchu

Die traumhaften Kulissen, die sich ihm während der vergangenen Jahre geboten haben, entschädigen den gelernten Techniker für Mühsal und Plage. Über Probleme für urbane Radfahrer, wie etwa Dooring oder zu wenig Abstand der Pkw beim Überholen, kann Schmidt, der mit seinem Fahrrad im wahrsten Sinn des Wortes über Stock und Stein unterwegs ist, nur lachen.

„Wenn dir auf abschüssiger Strecke und in voller Fahrt das Schaltwerk bricht und in die Speichen gerät, dann fliegen die Fetzen. Viel bleibt da nicht heil.“ Doppelt bitter, dass dieses Malheur auf 4.400 Höhenmeter mitten im Nirgendwo auf dem Weg zum Machu Picchu passierte. Nach 40 schiebenden Kilometern und weiteren 200 per Pkw waren die nötigen Ersatzteile besorgt und es ging weiter. „Auf dieser Seehöhe ist die eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit deutlich zu spüren. Die kleinste Anstrengung kann zu Atemnot führen“, beschreibt Schmidt seine Erfahrungen.

In 1.490 Tagen (fast) um die ganze Welt

Die rätselhaften Nazca-Linien

Da hilft es auch wenig, wenn es steil bergab geht. Vor allem dann nicht, wenn die Straße von den Einheimischen „Camino de la muerte“, also Straße des Todes, genannt wird. Keine Leitplanken trotz senkrecht abfallender Ränder und stellenweise nur drei Meter breit schlängelt sich die „North Yungas Road“ von 4.600 Höhenmetern hinunter ins Amazonasbecken, das auf rund 1.000 Metern Seehöhe liegt. „Dort gilt ausnahmsweise Linksverkehr, damit der Fahrer immer die Position der Räder und die Straßenkante am Abgrund im Auge hat.“

Todesstraße

Nach 32 bereisten Ländern liegt das aktuelle große Ziel von Edwin Schmidt in greifbarer Nähe: die Durchquerung des amerikanischen Doppelkontinents. Auf der Südhalbkugel ist bereits die kalte Jahreszeit im Anmarsch, auf der weiteren Strecke des Mittelburgenländers werden bereits nächtliche Temperaturen von minus 15 Grad gemeldet. Einen Strich durch die Rechnungen könnten Schmidt nur mehr Covid-Reisebeschränkungen machen. „Aber derzeit sind Grenzübertritte noch jederzeit möglich“, weiß Schmidt. Und radelt weiter.

Der Start
Abfahrt im Frühjahr 2018 im Mittelburgenland in Richtung Osten

Der Weg
Von China nach Australien und Neuseeland (Sommer 2020), dann an die Westküste der USA, quer durch den Kontinent nach New York, dann südwärts über Mittelamerika in die Karibik (Mai 2021)

65.000 Kilometer
in vier Jahren und einem Monat hat Edwin Schmidt bisher zurückgelegt

Sommer 2022
Derzeit ist der Burgenländer in Bolivien. Das Ziel ist die Durchquerung des amerikanischen Doppelkontinents

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