Mit dem Rad nach China: Ein Burgenländer ging an seine Grenzen
Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Im Fall des Burgenländers Edwin Schmidt muss es richtig „Tritt“ heißen. Denn der 53-Jährige hat eine unglaubliche Reise hinter sich. Von Mai bis Oktober 2018 fuhr er mit seinem Fahrrad auf der alten Seidenstraße von Strebersdorf bis nach China.
Fünf Monate war er für die 9.000 Kilometer lange Strecke unterwegs – über den Balkan, die Türkei, den Kaukasus und Zentralasien bis ins Reich der Mitte. Doch bereits am ersten Tag stand sein Unternehmen im wahrsten Sinn des Wortes auf der Kippe.
„Das Fahrrad und ich hatten ein Gesamtgewicht von 150 Kilogramm. Bei Testfahrten hat es sich derart aufgeschaukelt, dass an eine längere Fahrt nicht zu denken war“, erinnert sich Edwin Schmidt zurück.
Interesse an Kultur
Dennoch fuhr er los. Zuerst entlang des Rabnitzbaches, dann durch die Länder des Balkans bis zur bulgarischen Schwarzmeerküste, dem ersten Meilenstein seiner bis dahin vier Wochen dauernden Reise. In der Türkei – Schmidt war bereits rund 3.000 Kilometer unterwegs – wurde seine mentale und physische Leidensfähigkeit zum ersten Mal auf eine richtig harte Probe gestellt: Tagelang musste der gelernte Techniker sein vollbepacktes Fahrrad extreme Steigungen hochschieben und rasante Bergabfahrten meistern, um nach Georgien zu gelangen.
„Das war aber noch nichts im Vergleich zu den 500 Wüstenkilometern durch Usbekistan, dem fünf Kilometer langen Tunnel ohne Belüftungssystem in Tadschikistan oder der Überquerung des 4.365 Meter hohen Kulma Pass, über den ich nach China eingereist bin“, sagt der Burgenländer.
Warum er sich diese Reise angetan hat, erklärt er so: „Ich war von früher Kindheit an von fremden Kulturen fasziniert. Das Fahrrad hab ich gewählt, weil es eine ganz andere Wahrnehmung der Umgebung ermöglicht. Ich wollte wissen, wie sich Länder, Landschaften und Menschen auf dem Weg nach Osten verändern. Mit dem Fahrrad reist man relativ langsam, kann also diese Übergänge und Veränderungen intensiver wahrnehmen. Außerdem gibt es kein besseres Ausdauertraining, als täglich 6 bis 10 Stunden am Fahrrad zu sitzen“, erzählt Schmidt.
Wölfe und Terror
Auf seinem Weg erlebte der 53-Jährige einige potenziell gefährliche Momente. Etwa als er vor einer Passüberquerung in Tadschikistan von der lokalen Bevölkerung vor Wölfen in den Bergen gewarnt wurde, woraufhin er sich einen Stock zur Verteidigung organisierte. Oder aber – erneut in Tadschikistan – als er die Stelle auf dem Pamir Highway passierte, wo es zwei Monate zuvor einen Terroranschlag auf ausländische Radfahrer mit vier Toten gegeben hatte.
„Einmal musste ich mein Zelt abbauen, weil es laut Grenzsoldaten gefährlich nahe der afghanischen Grenze stand“, erinnert sich Schmidt zurück.
Den stärksten Eindruck auf seiner Reise hat allerdings die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen gemacht: „Ich habe oft gratis Essen, Trinken und Unterkunft bekommen. Nur je weiter östlich ich unterwegs war, desto mehr Vodka musste ich trinken.“ Und auch Bier. Das billigste von hier bis China gibt es übrigens in Usbekistan – um 33 Cent für einen halben Liter.
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