Burgenländer auf endloser Radtour: In 66 Monaten durch 57 Länder
Im Mai 2018 hat der Maschinenbau-Konstrukteur Edwin Schmidt seinem geregelten Alltag Lebewohl gesagt und sich auf ein Abenteuer auf zwei Rädern begeben. Als sich der Strebersdorfer damals auf den Sattel seines Reisefahrrads setzte, war noch nicht abzusehen, dass er einen Gutteil der folgenden fünfeinhalb Jahre darauf verbringen würde.
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Zunächst radelte er die alte Seidenstraße entlang – und im Oktober 2018 war er in China angekommen. Was danach kam, gleicht einer Odyssee: Von China ging die Reise weiter gen Süden, durch Thailand bis nach Malaysia. Zwischendurch nahm Schmidt auch das Flugzeug, was ihm ausgedehnte Touren durch Australien, Neuseeland und Amerika ermöglichte.
Ende 2022 entschied sich der inzwischen 57-Jährige, seine Reise nochmals zu verlängern. Seither ist er in Afrika unterwegs. Bisher konnten den Mittelburgenländer weder Extremtemperaturen noch Bandenkriege und schon gar nicht die Corona-Pandemie aufhalten.
Am fünften Kontinent der Weltreise stellte sich ausgerechnet Schmidts vollgestempelter Reisepass als größtes Problem heraus. Der Strebersdorfer berichtet von einem Zwischenfall am Grenzübergang von Angola: „Ein Beamter wies mich mit ernstem und eindringlichem Blick darauf hin, dass ich mit einem derart erschöpften Reisedokument nie wieder versuchen solle, in das Land einzureisen. Dann schlug er die letzte, zuvor noch umstrittene Seite meines Reisepasses auf und zeigte mir das eingeklebte und gestempelte Visum. Ich bedankte mich und machte mich umgehend aus dem Staub.“
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Zitterpartie in Afrika
An diesem Punkt der Reise hatte Schmidt allerdings noch zwei nervenaufreibende Grenzübertritte vor sich, bevor er die Chance bekommen würde, sich in Namibia einen neuen Reisepass ausstellen zu lassen. Um es kurz zu fassen: Dank seines mittlerweile bestens trainierten Verhandlungsgeschicks schaffte er es bis nach Windhuk – der Hauptstadt Namibias.
Dort wurde ihm unlängst ein Kuvert zugestellt. Schmidt beschreibt den freudigen Moment: „Darin befand sich ein neuer Reisepass! Endlich hatten die Sorgen ein Ende! Damit war nicht nur meine Weiterreise durch Afrika gesichert, sondern die ganze Welt stand mir wieder offen, und angesichts so viel neu gewonnener Freiheit und Erleichterung, konnte ich mir einen Freudenschrei nicht verkneifen“.
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Aktuell steht der Tacho auf Schmidts Fahrrad – einer deutschen Spezialanfertigung, mit dem alles Lebensnotwendige transportiert werden kann – bei 91.550 Kilometern. Was andere von seiner Extremreise lernen können? „Zur richtigen Zeit in der richtigen Klimazone unterwegs zu sein, ist essenziell, wenn das Unternehmen nicht zu einer Tortur werden soll. Das gilt ganz besonders, wenn man der Witterung so ausgesetzt ist wie auf einem Fahrrad“, erklärt Schmidt.
Grob verschätzt
Allerdings unterlaufen auch dem erfahrenen Weltreisenden dann und wann noch Fehler, gibt der Strebersdorfer zu: „Einmal verschätzte ich mich am Rand der Kalahari-Wüste mit den Trinkvorräten, da ich nicht damit gerechnet hatte, auf 130 Kilometern kein Wasser zu finden. Daraufhin musste ich mit nur einem Liter Wasser für die gesamte Tagesetappe auskommen und am Abend war meine Kehle derart ausgetrocknet, dass ich das kompensierende Bier, auf das ich mich so gefreut hatte, kaum schlucken konnte.“
Die Belohnung für derartige Strapazen sind unvergessliche Erlebnisse, wie Begegnungen mit der exotischen Tierwelt: Im Nordwesten Namibias sah Schmidt Elefanten, Nashörner und Giraffen. Löwen, vor denen der Mittelburgenländer von Einheimischen eindringlich gewarnt wurde, seien ihm lediglich in „nächtlichen Albträumen im Zelt“ begegnet, berichtet Schmidt mit einem Augenzwinkern.
Beim KURIER meldete sich der Extremradler von seinem Aufenthalt in Namibia, das übrigens früher als „Deutsch-Südwest-Afrika“ bezeichnet wurde. Weil hier noch immer Spuren der deutschen Kolonialgeschichte zu finden sind, kann sich Schmidt mit einem Wiener Schnitzel stärken, bevor er zu seinem (vorerst?) letzten Ziel aufbricht: In zwei Monaten will er in Kapstadt sein – pünktlich zum dortigen Sommerbeginn.
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