Wie viele Stempel passen in einen Pass? Burgenländer findet es heraus
Mit einem frisch ausgestellten Reisepass ist Edwin Schmidt 2018 zu seiner Weltumrundung mit dem Fahrrad aufgebrochen. Fünf Jahre später wird das Dokument meist kritisch beäugt, wenn der Mittelburgenländer wieder einmal vor einer Staatsgrenze steht. Denn auf den 29 Seiten, die in einem österreichischen Pass für Stempel und Visa zur Verfügung stehen, ist der Platz mittlerweile äußerst knapp geworden.
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„Wenn Immigrationsbeamte meinen Pass durchblättern, gibt es Diskussionen darüber, wo sie möglichst platzsparend ihren Stempel platzieren sollen. Einmal wollte man mir den Ausreisestempel deshalb schon verweigern. Ich musste die Dame daraufhin höflich, aber mit Nachdruck darauf hinweisen, dass sie für ihren Stempel nicht unbedingt eine jungfräuliche freie Seite benötigt, sondern diesen ruhig auch zwischen bereits vorhandenen Einträgen platzieren kann“, erzählt Edwin Schmidt von Szenen, die mittlerweile zum Alltag seiner Reise gehören.
Derzeit weilt der studierte Maschinenbauer aus Strebersdorf (Bezirk Oberpullendorf) im Kongo. Es ist das 55. Land seiner Weltreise mit dem Fahrrad. Das vergangene halbe Jahr hat er damit verbracht, von Nord- nach Zentralafrika zu radeln. 14 Länder hat der 57-Jährige dabei durchquert. Weder körperliche Strapazen, Materialprobleme, Kriminalität oder Straßensperren konnten ihn aufhalten. Dass jetzt ausgerechnet ein Platzmangel im Pass die Weiterreise gefährdet, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Der KURIER begleitet Edwin Schmidt (fast) von Anfang an auf seiner erstaunlichen Reise. Lesen Sie hier alle Berichte über die verschiedenen Etappen:
97 Stempel und 13 Visaeinträge bringen den Reisepass des Mittelburgenländers mittlerweile an seine Kapazitätsgrenze. „Zu den Visa zählen sowohl Aufkleber als auch gestempelte Visaeinträge, die jeweils eine volle Seite im Pass einnehmen. Fasst man alle Vermerke zusammen, sind es also über hundert Einträge“, erklärt der Extrem-Reisende.
Not-Pass ist keine Option
An einen Ersatz für den vollen Pass zu kommen, gestaltet sich in Afrika nicht gerade einfach. Zwar können verschiedene Auslandsvertretungen einen Notreisepass ausstellen (siehe Zusatzbericht weiter unten); es bestehe aber die Gefahr, dass ein solcher von Grenzbeamten mancher afrikanischer Länder nicht erkannt oder anerkannt werde, schildert Schmidt sein Problem. Sein Vorschlag an die heimischen Behörden: „Es wäre schön, wenn Österreich dem Beispiel unserer deutschen Nachbarn folgen und wahlweise einen Reisepass mit der doppelten Seitenanzahl anbieten würde.“
Im Honorargeneralkonsulat in Namibia, so hofft der Strebersdorfer, könne ihm ein neuer, vollwertiger Pass ausgestellt werden. Unterdessen radelt er guter Hoffnung weiter in Richtung des Ziels seiner Weltreise: Passenderweise handelt es sich dabei ausgerechnet um das Kap der Guten Hoffnung.
Was der österreichische Pass alles (nicht) kann
Im internationalen Vergleich schlägt er sich ausgesprochen gut: Im Passport-Ranking 2023 belegt der österreichische Reisepass den dritten Platz. In 189 von 227 Destinationen darf man mit ihm ohne Visum einreisen.
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Für die verbleibenden Länder, die für die Ein- oder Ausreise einen Stempel verlangen, ist Platz auf 29 von 36 nummerierten Seiten des bordeauxroten Passes. Sehr zum Leidwesen von Edwin Schmidt (siehe Artikel links), liegen viele der für Österreicher visumpflichtigen Länder in Afrika. Eine Option auf doppelte Seitenzahl für Vielreisende, wie es sie etwa für den deutschen Pass gibt, ist in Österreich nicht vorgesehen.
Wer die Kapazitäten seines Reisepasses erschöpft hat, ihn verloren hat oder wenn die Gültigkeitsdauer abgelaufen ist, kann bei einer Passbehörde im In- oder Ausland eine Neuausstellung beantragen. Das kostet aktuell 75,90 Euro und die Zustellung erfolgt in der Regel binnen fünf Arbeitstagen auf dem Postweg.
Wenn es schneller gehen muss, gibt es die Option auf einen Expresspass um 100 Euro, der binnen zwei oder drei Tagen zugestellt wird. Der Ein-Tages-Expresspass wird für 220 Euro am nächsten Arbeitstag per Bote zugestellt. In ganz dringenden Fällen kann ein cremeweißer Not-Pass ausgestellt werden, der allerdings nicht von allen Staaten akzeptiert wird.
Seit 2009 enthalten alle neu ausgestellten österreichischen Reisepässe einen Chip mit biometrischen Daten. In Österreich ist der Besitz eines Reisepasses übrigens nicht verpflichtend. Aber Achtung: Reisefreiheit in Europa bedeutet nicht Passfreiheit. Bei jedem Grenzübertritt müssen österreichische Staatsangehörige ihren Reisepass oder einen Personalausweis dabei haben, auch wenn es sich nur um einen Kurzaufenthalt handelt.
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