Doskozil: Pflegefamilien können künftig Flüchtlingskinder aufnehmen

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil
Pflegeeltern im Burgenland können sich beim Land anstellen lassen - und auch minderjährige Flüchtlinge aufnehmen. Auf den Migrationskurs von Doskozil hat das keine Auswirkungen.

Das Burgenland - und insbesondere Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) - geht gern eigene Wege. Das gilt sowohl für Corona als auch für die SPÖ, wo Doskozil bekanntlich eine restriktivere Linie in der Asyl- und Migrationspolitik verfolgt als die Bundespartei.

Das gilt auch für Sozialpolitik. Im Burgenland gilt ein Mindestlohn von 1.700 Euro netto im Landesbereich. Und es gibt die Möglichkeit, dass pflegende Angehörige unter bestimmten Voraussetzungen ein Angestelltenverhältnis mit einer Landesgesellschaft eingehen können.

Diese Möglichkeit soll es künftig auch für Pflegeeltern geben. In Österreich sei das einzigartig, Doskozil sprach bei der Präsentation seines Modells am Dienstagvormittag in Eisenstadt von einem "sozialpolitischen Meilenstein". Den Kindern werde ein geborgenes Umfeld geboten, und die Eltern seien sozialrechtlich abgesichert.

Minderjährige Flüchtlinge können aufgenommen werden

Doskozil ließ aber noch mit einer weiteren Ankündigung aufhorchen. Burgenländische Pflegefamilien können künftig auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu denselben Bedingungen wie burgenländische Kinder aufnehmen.

Das neue Modell: Anstellung von Pflegeeltern

  • Pflegefamilien können maximal bis zu vier Kinder aufnehmen.
  • Bei vier Kindern ist eine Anstellung beim Land im Ausmaß des Mindestlohns (1.700 Euro netto 14 Mal jährlich) möglich, bei drei Kindern gibt es davon 75 Prozent, bei zwei Kindern 50 Prozent.
  • Die Möglichkeit der Anstellung ist optional, also nicht verpflichtend.
  • Pro Kind gibt es außerdem 550 Euro Kostenersatz pro Monat. Derzeit bekommen Pflegeeltern 949 Euro pro Monat.
  • Um ein Pflegeelternteil zu werden, muss eine Grundausbildung im Ausmaß von 54 Lehreinheiten absolviert werden. Außerdem wird im Vorfeld die Tauglichkeit der jeweiligen Person nach mehreren Kriterien beurteilt. Grundsätzlich kann sich jeder dafür melden, aber nicht alle werden auch dafür geeignet sein.

Die Situation im Burgenland

  • Derzeit gibt es im Burgenland rund 120 Kinder, die bei Pflegefamilien untergebracht sind.
  • Aktuell gibt es 239 Personen, die sich für die Unterbringung eines Pflegekindes interessieren - der Bedarf ist bei weitem nicht so hoch.
  • Zu den derzeit sechs Krisenpflegeplätzen im SOS Kinderdorf sollen sechs neue im privaten Umfeld dazukommen.

"Auch das ist in Österreich einzigartig und wir hoffen auf Nachahmer", so der Landeshauptmann, der die Länder in der Verantwortung sieht: "Wie gehen wir mit diesen geflüchteten Kindern um, wie kümmern wir uns um sie? Das müssen wir offensiv ansprechen."

Für ihn ist diese Maßnahme "ein konkretes Beispiel für gute Integration inklusive einer optimalen Unterstützung für das Umfeld". Schließlich habe man eine Verantwortung gegenüber jenen Kindern, die in Österreich gestrandet sind.

Schwenk in der Asylfrage?

Ob diese Maßnahme auch als eine Art Angebot an den linken Flügel der SPÖ verstanden werden könne, wollte der KURIER von Doskozil wissen. "Nein. Das ist eine für die Sozialdemokratie vernünftige Lösung mit den Möglichkeiten, die wir haben. Also eine Politik mit Hausverstand."

Auf seine Linie im Bereich der Asyl- und Migrationspolitik habe das keine Auswirkungen, betonte Doskozil auf Nachfrage.

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