Digitalisierungsexperte: Warum Homeoffice bleibt

Frankfurter Buchmesse 2014 - Christoph Keese
Warum Begegnung in der Wirtschaft fehlt und es keinen Grund für ein bedingungsloses Grundeinkommen gibt, sagt Manager Christoph Keese im Interview.

Christoph Keese ist Geschäftsführer von hy, einer Tochtergesellschaft der Axel Springer SE, die sich auf digitale Transformation spezialisert hat.

KURIER: Sie haben im Lockdown sieben Regeln aufgestellt. Eine lautet: "An die positive Kraft der selbsterfüllenden Prophezeiung glauben. Optimismus wird wahr, wenn alle entschlossen genug daran festhalten." Haben wir noch Grund, optimistisch zu sein?

Christoph Keese: Wir sind verpflichtet, optimistisch zu sein. Wenn wir uns ergeben in das Abwarten auf einen wirksamen Impfstoff, dann ist der Wirtschaft noch viel weniger geholfen. Wir müssen aus diesem furchtbaren Dilemma – Gesundheit versus Wirtschaft – herausfinden. Die Wirtschaft kann sich in Österreich wie Deutschland nicht leisten, dass wir aufhören zu arbeiten.

Parallel zu den steigenden Infektionszahlen steigen die Arbeitslosenzahlen.

Anfang des Jahres standen wir vor der Wahl: Pest oder Cholera? Kommt es zur Verelendung durch Arbeitslosigkeit oder zu massenhaftem Sterben durch die Gesundheitskrise? Diese Wahl zwischen Pest und Cholera wünscht man niemandem. Politik und Gesellschaft müssen vermeiden, in solche Dilemmata hinein zu geraten. Hier war es aber leider nicht zu vermeiden. Corona hat uns das Dilemma aufgezwungen. Wie reagiert man darauf? Man kann sich weder für das eine noch das andere Übel entscheiden, sondern muss versuchen, beide so gering wie möglich ausfallen zu lassen. Das ist ungeheuer schwer. Der Rückhalt in der Gesellschaft für politische Entscheidungen ist auch deswegen gesunken, weil jede Betonung des einen Ziels leider eine Verschlechterung beim anderen Ziel zur Folge gehabt hat.

Sie meinen, der Rückhalt fehlt, weil die Politik sich nicht für Pest oder Cholera entscheidet?

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