Kraftvolle, vielsprachige Stimmen für Gleichberechtigung
Von Heinz Wagner
Update: 19. Juli 2020, 01.17 Uhr: Videos und Fotos von den Auftritten hinzugefügt.
Unter dem Titel „Roma Revolution“ spielen Sandra und Simonida Selimović Szenen aus dem Theaterstück Roma Armee, mit dem sie 2017/18 auf Tournee durch Europa waren und als Abschluss des „E Bistarde – Vergiss mein nicht“-Festivals im Wiener Volkstheater gastierten - siehe hier unten
Nach diesem Duo treten am Abend EsRap auf und präsentieren erstmals live ihren FM4-Hit "Yallah Habibi".
Die beiden Schwestern singen und rappen Nummern ihres Hip-Hop-Duos „Mindj Panther“. In den Sprachen Romanes, Serbisch, Englisch und Deutsch benennen sie Diskriminierungen von Roma, und (nicht nur) ihren Kampf dagegen. Aber auch für viel mehr, für ein gleichberechtigtes Leben aller Menschen. Übrigens das Romanes-Wort „Rom“ bedeutet auf Deutsch „Mensch“.
"Cin ci baj taj nas Kaj te djas tumen traden amen Pe jek rig avas pe aver rig našas Kaj mudarden e Romen savo suno Te avel amen Tumaro konik nikamel Sose te avas sar tumen" (auf Romanes)
Die deutschsprachgie Übersetzung dazu: „Wohin sollen wir gehen, wenn ihr uns vertreibt. Auf der einen Seite kommen wir, auf der anderen Seite fliehen wir. Ihr habt die Roma umgebracht. Welche Träume sollen wir haben? Eure Träume will niemand. Wieso sollen wir wie ihr sein?“
18. Juli 2020, Donauinselbühne des Wiener Kultursommers beim Schulschiff
Gratis, aber aufgrund von Corona-Abstandsregeln Online-Voranmeldung nötig - für beide Veranstaltungen
Roma Revolution: 18 Uhr
Kultursommerwien -> Roma Revolution/
EsRAp: 20 Uhr
Yalla Habibi
Ebenfalls Geschwister sind Esra und Enes Özmen aus OTK, wie der 16. Wiener Bezirk Ottakring von Jugendlichen oft genannt wird. Sie begann schon vor mehr als zehn Jahren mit 16 zu rappen, was ihr – wie sie damals in einem Interview mit dem Jugend-KURIER erzählte, auch in der Schule geholfen hat. „Früher hab ich mich nicht einmal richtig getraut, Referate zu halten, jetzt mach ich meinen Mund auf, wenn mir etwas nicht gefällt!", sagte sie im November 2009.
Erst einige Jahre später gesellte sich ihr jüngerer Bruder Enes dazu. Sie die kräftige, starke Lead-Sängerin, er sanft und zart eher im Hintergrund. Die Rollen sind heute noch ähnlich, wenngleich seine Stimme kräftiger wurde. Dennoch ist dem Duo auch diese Rollenverteilung wichtig. „Wir wollen ein anderes Bild von Hip-Hop zeigen“, meinte Esra Özmen in einem späteren KiKu-Gespräch. „Meistens singen Jungs im Vordergrund und Mädchen nur hinten. Oft geht’s um Aggression. Mein Bruder und ich wollen die Rollen tauschen und gefühlvoll rappen. Und trotzdem genauso stark auf der Bühne sein.“ Das sind sie.
Auch vielsprachig
Die beiden verwenden als EsRap – so wie das davor auftretende Duo „Mindj Panther“ mehrere Sprachen. Türkisch, Deutsch, Englisch, Kurdisch und im neuen zum Hit gewordenen Song „Yalla Habibi“ (Gemma Freund oder Schatz) auch Arabisch. Auch sie kämpfen in ihren Texten gegen Diskriminierungen und für Gleichberechtigung – egal welcher (Herkunfts-)Kultur und welchen Geschlechts.
Und so treten sie am selben Abend – 18. Juli – nach den Schwestern Selimović auf.