Theater unter Brücken, auf Plätzen...

Unter der Brücke...
Junge Schauspieler_innen zeigten Stücke unter einer Brücke und auf einem öffentlichen Platz.

Ein abgefuckter Platz. Unter einer Brücke am Donaukanal. Die Pfeiler und Wände voller – meist eher düsterer – Graffitis. Ein Bursch lungert auf einer Matratze. Eher müde, antriebslos.

Theater unter Brücken, auf Plätzen...
Unter der Brücke...
Später taucht seine jüngere Schwester auf. Offenbar ist ein Wochentag, Vormittag. Denn, so der „große“ Bruder, sollte sie in der Schule sein. Er will ihr sein Schul-Abbrecher-Schicksal ersparen. Später kommt noch ein Freund. Der ärgert das Mädchen. Irgendwann sie auch ihn. Der fühlt sich unterlegen, greift zu einer Pistole. „Jetzt hab ich das Sagen...“ Streit, Kampf. Irgendwann liegt die Pistole einfach so auf dem Boden. Der Freund nimmt sie geht mit seinem Skateboard ab.

Könnte wieder kommen. Der Tag könnte sich wiederholen, so oder vielleicht ein bisschen anders. Was wahrscheinlich gleich bleiben würde: Eher Trostlosigkeit.

Starke Gegenpunkte liefert die live rappende EsRaP. Sie besingt auf Türkisch und Deutsch das Leben am Rande der Gesellschaft – aber auch die Notwendigkeit und den Mut zum Widerstand.

Theater unter Brücken, auf Plätzen...
Unter der Brücke...
Die Dialoge des sehr jungen Schauspieltrios um Perspektivlosigkeit, Schule ist scheiße, „hast du schon?“..., die Emotionen, die Aggressionen – sie wirken sehr echt und glaubhaft. So, dass bei der einen oder anderen Aufführung schon Vorübergehende „hört auf!“ geschrien oder die Polizei gerufen haben...

Nicht gesellschaftsfähig
Autorin: Katharina Kutil
Regie: Emel Heinreich
Spiel: Clara-Luise Bauer, Simon Maria Kubiena, Moritz Klock
Live-Musik: EsRaP
Dramaturgische Begleitung: Holger Schober

Aktionismus oder nicht?!

Theater unter Brücken, auf Plätzen...
Schauspielerinnen und Kids - und nun wirklich - mitten im Geschehen
Streit auf der Straße. Theater? Poltische Aktion? Kunstaktion? Performance? Oder einfach „nur“ eine heftige Auseinandersetzung zwischen zwei jungen Frauen?
Zuschauen oder eingreifen?
Der Plott: Die eine will Zelte aufbauen – aktionistisch sowohl auf Obdachlosigkeit als auch auf unzureichende Unterbringung von Flüchtlingen aufmerksam machen. Die andere lehnt diese Form der Polit- und/oder Kunstaktion ab.

Eingreifen?

Theater unter Brücken, auf Plätzen...
Das schienen sich zumindest bei einer „versteckten“ Probe auf der Mariahilfer Straße einige Vorübergehende sehr offensichtlich zu denken. Stehen bleiben. Streng schauen. Auf dem Sprung, doch was zu sagen. Und dann nicht. Erleichtert Requisiten entdecken. Doch eine gespielte Szene.

Bei einer der Vorstellungen auf dem Wallenstein Platz in Wien-Brigittenau sahen sich fünf Kinder vom Spiel sehr angezogen, sie ließen sich rasch voll ins Geschehen reinziehen, stahlen den beiden Schauspielerinnen so ziemlich die Show.

Machten unfreiwillig und indirekt aber auch auf eine Schwäche dieses politischen Stücks über Aktionismus oder nicht zugunsten Benachteiligter durch Privilegierte aufmerksam: Die Sprache des Kurzstückes wirkt über so manche Strecke abgehoben – ein intellektueller Disput unter Privilegierten – der an dem – mitunter auch stehen bleibenden Laufpublikum vorbeizieht.

Die fünf Kinder am Wallensteinplatz ergötzten sich immer dann, wenn im Streit Wörter fallen, von denen ihnen die Erwachsenen zumeist sagen, dass sie diese nicht verwenden sollen...

Theater unter Brücken, auf Plätzen...
Schauspielerinnen und Kids - und nun wirklich - mitten im Geschehen
Ohne Titel
(Menschen und Zelte auf Platz)

Autorin: Katharina Paul
Regie: Michael A. Pöllmann
Spiel: Naemi Latzer, Louise Knof/ Nancy Mensah-Offei (abwechselnd)
Dramaturgische Begleitung: Bernhard Studlar

Mehr Infos - auch über ein drittes Stück

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