Anschober: Infektionszahlen werden wieder ansteigen
Von Josef Siffert
Morgen, Montag, berät die Regierung wieder mit ExpertInnen, Opposition und Landeshauptleuten über etwaige Öffnungsschritte. Groß werden sie angesichts einer Inzidenz von rund 100 und einer weiteren Ausbreitung von Virus-Mutationen nicht sein.
Auch die Infektionszahlen gehen nicht wesentlich zurück. Am Montag wurden 1.057 neue Infektionen registriert, 1.197 am Dienstag, 1.469 am Mittwoch, 1.577 am Donnerstag und 1.731 am Freitag. Am Samstag wurden 1.433 Neuinfektionen gemeldet. Und von gestern auf heute kamen 1.184 Neuinfektionen dazu. Am Wochenende fallen die Infektionszahlen geringer aus, als unter der Woche.
Gesundheitsminister Rudolf Anschober sieht in den aktuellen Infektionen "eine stabile Weiterentwicklung, die jedoch noch weitgehend von den Auswirkungen des Lockdowns mitgeprägt ist."
Der harte Lockdown wirkt also noch nach, damit ist es laut Gesundheitsminister bald vorbei. Der stark steigende Anteil der Mutationen mit höherem Ansteckungsrisiko werde dazu führen, dass "die Infektionszahlen in den kommenden Wochen schrittweise ansteigen werden. Darauf weist auch die nun langsam steigende Reproduktionszahl (heute bei 1,02) hin. Dem versuchen wir mit einer einzigartigen Testdichte entgegen zu steuern”, so Anschober via Aussendung.
Bisher gab es in Österreich damit insgesamt 433.487 positive Testergebnisse. 8.211 Personen sind im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben und 411.199 wieder genesen. Als "aktiv" positiv galten österreichweit 14.077 Menschen, um 60 weniger als am Samstag.
Die Sieben-Tages-Inzidenz - die Zahl der Neuinfektionen in diesem Zeitraum pro 100.000 Einwohner - lag am Sonntag bei 108,4. Am Vortag hatte sie noch 109,9 betragen. Die 14-Tage-Inzidenz lag bei 214,5.
1.311 Menschen wurden mit einer SARS-CoV-2-Infektion in Spitälern behandelt, um 60 weniger als tags zuvor. Binnen sieben Tagen hat sich die Zahl der Covid-Krankenhauspatienten um 16 Prozent verringert.
258 der Patientinnen und Patienten mit Covid-19 befanden sich auf Intensivstationen, um acht Personen weniger als am Samstag. Insgesamt ist die Zahl der Corona-Intensivfälle in sieben Tagen um elf Prozent gesunken.
Seit Samstag wurden weitere 16 Todesfälle nach einer Corona-Infektion gemeldet. In absoluten Zahlen sind in den vergangenen sieben Tagen 199 Menschen in Österreich im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Die Zahl der Todesfälle je 100.000 Einwohner beträgt 92,2.
Aktuelle Zahlen aus den Bundesländern
- Burgenland: 34
- Kärnten: 105
- Niederösterreich: 254
- Oberösterreich: 161
- Salzburg: 93
- Steiermark: 155
- Tirol: 74
- Vorarlberg: 61
- Wien: 247
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Hospitalisierungen in Österreich
Maßgeblich für etwaige weitere Maßnahmen gelten vor allem die Spitalskapazitäten. Grob gesagt gilt hier die 100-10-1-Regel: Von 100 infizierten Menschen müssen rund 10 hospitalisiert werden, einer davon landet auf der Intensivstation - und das meist gleich für mindestens 10 Tage.
Wie die Bettenkapazitäten in Spitälern in den einzelnen Bundesländern aussieht, das zeigt die folgende Grafik.
Die folgende Grafik zeigt die 7-Tages-Inzidenz für ganz Österreich, heruntergebrochen auf Bezirksebene.
Die sogenannte Inzidenz gilt als wichtiger Richtwert in der Pandemiebekämpfung. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner an. Die 14-Tages-Inzidenz wird herangezogen, um langfristige Tendenzen besser darstellen zu können.
In Deutschland etwa liegt die zulässige Obergrenze bisher bei 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. In Österreich ist eine solche Grenze nach wie vor nicht genau definiert. Für die - inzwischen obsoleten - Corona-Ampel wurde eine Region auf Rot gestellt, wenn es eine "hohe kumulative 7-Tages-Inzidenz relativ zur Bevölkerungsgröße" gab.
Todesfälle in Österreich
Corona-Hotspots in Österreich
Folgende Grafik zeigt täglich die neuen Fälle gerechnet auf 100.000 Einwohner - gereiht nach Bezirk.
Anmerkung: Bei Bezirken unter 100.000 Einwohnern sind die Fälle statistisch hochgerechnet um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die in dieser Kategorie angegebenen Neuinfektionen müssen also nicht den tatsächlichen Fällen entsprechen.
Testungen und Anteil positiver Tests
Steigen die Zahlen nur, weil wir mehr testen? Diese Frage beschäftigte vor allem im Sommer die Corona-sensibilisierte Öffentlichkeit. Eine Antwort darauf kann die Positivrate bei den Testungen liegen. War diese im Sommer bei rund fünf Prozent, so landete sie im Herbst bei bis zu 25 Prozent. Wären steigende Neuinfektionszahlen nur auf vermehrte Tests zurückzuführen, dürfte sich der Anteil positiver Tests eigentlich nicht ändern.
Klicken Sie in die Kurve, um die genauen Anzahl der täglich neuen Testungen zu sehen.
Internationaler Vergleich
Acht Monate nach Beginn der weltweiten Corona-Pandemie findet sich Österreich im weltweiten Spitzenfeld des Infektions-Geschehens wieder.