Störche und Seeadler brüteten heuer besonders erfolgreich

Weißstörche legen zwei bis fünf Eier.
Jetzt fliegen die schwarz-weißen Zugvögel Richtung Süden. Das heimische Wappentier bekommt bald Besuch aus dem Norden.

Noch sind im Waldviertel und in Oberösterreich größere Trupps an Weißstörchen zu sehen. Bald werden es nur mehr einzelne Exemplare sein. Für Meister Adebar gibt es keine Reisebeschränkungen. Die Überfliegen zieht es wie jedes Jahr vor Herbstbeginn in den sonnigen Süden. Die Jungtiere begeben sich unabhängig von den Eltern auf den weiten Weg in die afrikanischen Überwinterungsgebiete. Heuer sind es mehr als sonst.

Die meisten Störche beziehen ihren Horst traditionell im Burgenland, dem östlichen Niederösterreich und der südlichen und östlichen Steiermark. Seit etwa zehn Jahren wächst auch der Bestand im Vorarlberger Rheintal stetig an. In der Zwischenbilanz zeigt sich eine positive Entwicklung: Laut BirdLife Österreich haben die rund 360 österreichischen Weißstorchpaare durchschnittlich je zwei Jungvögel aufzogen.

„Besonders erfolgreich waren die Störche im Waldviertel sowie im Südburgenland, wo auch einige lange Jahren leerstehende Horste wieder besiedelt wurden“, sagt sich Eva Karner-Ranner: „So lebt die Hoffnung, dass sich heuer viele Jungvögel auf den Weg in den Süden machen, die in drei bis fünf Jahren wieder zu uns zurückkommen, um selbst zu brüten.“

Zwei Routen für Langstreckenzieher

Weißstörche folgen auf ihrem Flug nach Afrika nur solche Routen, die weitestgehend über Land verlaufen. „Die gewaltigen Entfernungen, die Störche auf ihrem Weg nach Afrika und wieder zurück nach Europa zurücklegen, könnten sie im aktiven und kräftezehrenden Ruderflug nicht bewältigen. Daher nutzen sie, ähnlich wie Segelflugzeuge, die warmen Aufwinde, wie sie nur über Land entstehen“, erklärt die Expertin. Mehrere Wochen brauchen die Störche für ihre bis zu 10.000 Kilometer lange Reise.

 

Störche und Seeadler brüteten heuer besonders erfolgreich

Weißstörche brechen in wärmere Gefielde auf.

10.000 Kilometer unterwegs

Der Großteil der heimischen Störche fliegt als so genannten „Ostzieher“ über den Bosporus und die Türkei in den Nahen Osten, und dann weiter ins östliche Afrika, teilweise sogar bis Südafrika. Die „Westzieher“, zu denen die Vorarlberger Störche zählen, starten aus Westeuropa und nutzen die schmale Mittelmeerenge bei Gibraltar, um in Westafrika zu überwintern.

Überwinterer in Vorarlberg

Unter den Westziehern gibt jedoch mittlerweile viele Störche, die gar nicht bis Afrika fliegen, sondern in Spanien oder sogar im Brutgebiet überwintern. So sind im Vorarlberger Rheindelta bis zu mehrere 100 Überwinterer anzutreffen. In den anderen Bundesländern sind nur vereinzelt Tiere im Winter zu beobachten. „Die Kälte ist für die Störche kein Problem. Solange der Winter nicht zu hart ist, finden sie ähnlich wie Graureiher und Silberreiher ausreichend Nahrung“, betont die Storchenexpertin von BirdLife Österreich: „Erst eine geschlossene Schneedecke und längerer Frost macht die Nahrungssuche unmöglich. Viele Störche weichen dann aber in günstigere Gebiete aus.

Adler in bester Gesellschaft

Auch Seeadler aus dem Norden und Osten suchen bald ihre Winterquartiere auf: Viele von ihnen landen zwischen Boden- und Neusiedler See. Etwa die Hälfte der Seeadler, die im Winter in Österreich gezählt werden, sind Gäste aus dem Ausland. Sie ziehen zu Frühlingsbeginn wieder in ihre Heimat - nach Norddeutschland, Tschechien, Russland, Skandinavien und ins Baltikum. Die ganzjährig ansässigen Vögel werden stetig mehr. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich berichtet aktuell von einer erfolgreichen Brutsaison.

Störche und Seeadler brüteten heuer besonders erfolgreich

Der Seeadlerbestand in Österreich erholt sich stetig.

Von den 40 heimischen Paaren brüteten 2020 35 Adlerpaare und brachten insgesamt 33 Jungvögel zum Ausfliegen. „Der Fortpflanzungserfolg bestätigt den Aufwind für die heimische Seeadler-Population. Die Rückkehr der ehemals ausgerotteten Art ist ein Paradebeispiel für die Wirksamkeit von Schutzmaßnahmen. Nur wenn der Mensch natürliche Lebensräume erhält, wiederherstellt und Tiere konsequent vor Verfolgung schützt, sind solche Erfolgsgeschichten möglich“, zeigt sich WWF-Greifvogelexperte Christian Pichler erfreut.

Intakte Natur als idealer Lebensraum

Zu den wichtigsten Brutgebieten der Greifvögel zählen Niederösterreich, das Burgenland und die Steiermark. Auch Oberösterreich beheimatet wieder Elternpaare. Besonders wohl fühlen sich die Tiere in gewässerreichen Tieflandregionen. „Intakte und ruhige Naturlandschaften bieten die besten Voraussetzung für den scheuen Seeadler. Dort findet er Fische und Wasservögel für den Nahrungserwerb sowie mächtige Horstbäume in abgeschiedenen Waldbereichen für die Brut“, erklärt Pichler.

Die ausgeflogenen Jungvögel haben die Horstumgebung großteils bereits verlassen. Fortan werden sie Österreich und die umliegenden Länder erkunden. Wie Störche kehren sie im Alter von vier bis fünf Jahren in die Nähe ihres Geburtsortes zurück, um dort selbst zu brüten.

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