„Penthouse-Bewohner“ verlassen ihre Nester

„Penthouse-Bewohner“ verlassen ihre Nester
Nach einer erfolgreichen Brutsaison ziehen die Störche nun in ihre Winterquartiere in Richtung Süden.

Ein bisschen Wehmut herrscht schon, wenn die letzten Gäste ihre Quartiere verlassen. „Zwei Drittel sind schon Richtung Süden aufgebrochen“, sagt Josef Karassowitsch über seine Schützlinge, die Störche.

Seit 20 Jahren ist Karassowitsch Mitglied im Ruster Storchenverein, seit vier Jahren hat er die Funktion des Obmanns inne. Die Ankünfte und Abreisevorgänge der geheimen Wappentiere des Landes überwacht er genau.

Dabei sei Interessantes zu beobachten. „Früher sind die Störche Ende März binnen weniger Tage angekommen. Ende August sind sie abgeflogen.“ Heuer sei der erste Storch am 14. März in Rust gelandet, die letzte Ankunft der „Penthouse-Bewohner“ wurde Mitte April registriert.

Auch die „Abreisedauer“ habe sich verlängert: „Das zieht sich jetzt in etwa von 20. August bis 10. September.“ Heuer habe es etwa ein paar Nachzügler gegeben. „Wir haben ein Nest, da haben die Jungstörche erst vergangene Woche zu fliegen begonnen. Die werden dann natürlich später aufbrechen.“

Erfolgreiches Storchenjahr

Insgesamt sei es ein sehr erfolgreiches Storchenjahr gewesen, zieht Karassowitsch Bilanz. 20 Paare seien zu Gast gewesen, 16 von ihnen haben gebrütet, 44 Junge sind geschlüpft.

Auch österreichweit sei heuer die Brutsaison für die heimischen Weißstörche gut verlaufen, heißt es von der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich.

Die rund 360 Weißstorchpaare konnten durchschnittlich mehr als zwei Jungvögel aufziehen. „Besonders erfolgreich waren die Störche im Waldviertel und im Südburgenland, wo auch lange leer stehende Horste wieder besiedelt wurden“, so Storch-Expertin Eva Karner-Ranner.

„Penthouse-Bewohner“ verlassen ihre Nester

Storchenvereins-Obmann Josef Karassowitsch

10.000 Kilometer lange Reise

In den vergangenen Tagen haben sich die meisten der Störche für ihre Reise in ihre Winterquartiere gerüstet. Mehrere Wochen brauchen sie für ihre bis zu 10.000 Kilometer lange Reise.

Der Großteil fliegt als „Ostzieher“ über den Bosporus und die Türkei bis ins östliche Afrika, teilweise sogar bis Südafrika. Die „Westzieher“ starten aus Westeuropa und nutzen die schmale Mittelmeerenge bei Gibraltar, um in Westafrika zu überwintern.

Die Wintergäste von Rust

Dennoch werden einige Tiere auch den Winter über bleiben, sagt Karassowitsch. Zwei verletzte Störche würden wohl zu Dauerpflegefällen. Sie werden – gemeinsam mit fünf weiteren verletzten Störchen– in der Pflegestation des Vereins in Rust versorgt. Dazu kommen auch drei „Wintergäste“, die der Kälte trotzen.

Auch die Herausforderungen für den Vereinwerden größer, meint Karassowitsch. Da (Benefiz-)Veranstaltungen Corona-bedingt nicht stattfinden können, sei man auf Mitgliedsbeiträge und Spendengelder angewiesen.

Zudem würde der Klimawandel seinen Tribut vom Storchenverein abverlangen. „Werden die Sommer immer heißer, werden die Störche weniger Futter finden.“ Dann, so Karassowitsch, müsste man die „Sommerfrischler“ wohl mit Fischen versorgen.

www.storchenverein.at

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