„Brutbeihilfe“ für Störche: Land zahlt bis zu 1.500 Euro pro Nest
„Seppl“ ist ein Zuzügler. 2104 ist er nördlich von München zur Welt gekommen. Im mittelburgenländischen Markt St. Martin hat sich der bayrische Storch seit Juli niedergelassen. Ortsbewohner Josef Schmid hat ihn fotografiert.
„Anhand seiner Beringungsmarke und mithilfe des Max-Planck–Instituts für Verhaltensbiologie ist es gelungen, mehr über die Herkunft des Vogels herauszufinden“, sagt Jürgen Karall, SPÖ-Bürgermeister von Markt St. Martin. Die Bewohner haben den Storch auf den Namen „Seppl“ getauft. Mit seinen vier Jahren hat „Seppl“ auch schon für Nachwuchs gesorgt: Gemeinsam mit seiner Partnerin hat er zwei Jungvögel aufgezogen, die schon flügge geworden sind.
Mast für den Storch
Das Nest der Storchenfamilie thront auf einem etwa zehn Meter hohen Mast, an dem aber schon der Zahn der Zeit genagt hat. „Wir haben schon einen neuen Masten auf deine Kosten bestellt“, sagt der Ortschef lachend zu seinem Gast, Naturschutzlandesrätin Astrid Eisenkopf (SPÖ). Um den Bestand der Zugvögel im Burgenland „nicht zuletzt als touristisches Aushängeschild auch für die Zukunft“ zu sichern, unterstütze das Land ab sofort den Bau von Storchennestern, verspricht die Landesrätin bei einem Besuch in Markt St. Martin.
„Störche sind ein Tourismusfaktor für das Burgenland geworden“, sagt Eisenkopf über die inoffiziellen Wappentiere des Landes. Damit sie im Frühling immer wieder zurückkehren, brauchen sie jedoch ein attraktives Lebensumfeld. Bis zu einem Betrag von 1.500 Euro fördert das Land den Nestbau – samt Metallgestell und Unterlage – ebenso wie die Übersiedlung von Störchen in ein neues Nest, wenn das alte nicht mehr entspricht. Gemeinden, Vereine oder auch Privatpersonen können die Förderung beantragen. Das Geld kommt aus dem Landschaftspflegefonds.
Population schwankt
„Für den Artenschutz brauchen wir die Mithilfe von Vereinen, Gemeinden und engagierten Menschen“, sagt die Landesrätin. Erst im Juli hatte die Organisation Birdlife auf die sinkende Population im Burgenland hingewiesen. Während es laut Birdlife in den 1960er-Jahren noch etwa 230 Brutpaare im Burgenland gab, seien es aktuell rund hundert weniger. Die zunehmende Verbauung der Bodenflächen und das Verschwinden der Wiesen schränkt das Futterangebot stark ein.
Laut Andreas Ranner von der Naturschutzabteilung des Landes sei die Population der Störche im Schwanken. „Den höchsten Bestand in Österreich gab es in den 1990er Jahren“, sagt Ranner. Nach einer stabilen Phase gehe es derzeit „leicht bergab“. Laut Ranner gibt es derzeit zwischen 130 und 150 Brutpaare – die größten Populationen im Südburgenland rund um Moschendorf, am Neusiedler See und im Mittelburgenland. „Wichtig für den Storch ist die Sicherung von Nahrungsflächen“, sagt der Experte. Er brauche Grünflächen und Feuchtwiesen, wo er Maulwürfe, Mäuse, Frösche und Insekten vorfindet. Weil Störche brutorttreu sind, hofft man in St. Martin auf ein Wiedersehen mit „Seppl“ im nächsten Sommer.
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