Männergesundheit darf kein Tabu sein

Über ihre Gesundheit zu reden ist für viele Männer immer noch ein Tabu – mit negativen Folgen.

"Es ist immer noch ein Tabuthema", sagt Ekkehard Büchler, Obmann der "Selbsthilfe Prostatakrebs" (www.prostatatakrebse.at) – und bringt gleich ein plakatives Beispiel: "Wir hatten früher bei unseren Postaussendungen als Absender den vollständigen Namen unserer Selbsthilfegruppe angegeben – aber da haben dann viele gesagt, das ist ihnen peinlich. Jetzt kürzen wir den Absender mit SHP ab – und alle sind zufrieden."

Männergesundheit darf kein Tabu sein
Gesundheitstalk, Männergesundheit
Büchler war Mittwochabend in Wien einer der Podiumsdiskutanten beim Gesundheitstalk zum Thema "Männergesundheit" von KURIER, MedUni Wien und Novartis. "Bei Frauen baut sich in der Regel sehr Früh ein Vertrauen zur Frauenärztin bzw. zum Frauenarzt auf", sagte Univ.-Prof. Shahrokh F. Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien. Aber ein Besuch beim Urologen ist oft mit Schamgefühl verbunden. "Männer glauben immer, mit allem alleine zurechtkommen zu können, verharmlosen Symptome. Und unter Freunden sprechen sie nicht über Krankheiten, sondern über Sachen, die sie als cool empfinden."

Sehen Sie hier den kompletten, eineinhalbstündigen Gesundheitstalk:

"Bei der Geburt beträgt das Verhältnis männliche zu weibliche Säuglinge 105 zu 100", sagte der Internist Univ.-Prof Siegfried Meryn, MedUni Wien. "Aber bereits mit dem 33. Lebensjahr gibt es mehr Frauen als Männer. Das heißt, die Männer verlieren in den ersten 30 Jahren ihren Vorsprung – und das hat mit der Lebensweise zu tun."

Und mit dem Verdrängen des Themas Gesundheit: "Est wenn ein Hollywoodstar oder ein Skiläufer zum Beispiel über das Thema Prostata redet, gibt es großes Interesse", sagte Meryn.

Wie zuletzt bei US-Schauspieler Ben Stiller, der im Alter von 48 Jahren mit der Diagnose Prostatakrebs konfrontiert war.

"Unglaublicher Effekt"

Stiller
wurde am Memorial Sloan Kettering Center in New York operiert – diese Klinik hatte ihm sein Freund Robert de Niro, 73, empfohlen – auch ihm wurde dort vor 13 Jahren die Prostata wegen eines bösartigen Tumors entfernt.

"Ich hatte das Glück, dass ich damals als junger Arzt an diesem Zentrum in dem Team war, das Robert de Niro behandelt hat", erzählte Shariat, der 16 Jahre lang in den USA gearbeitet hat. "Als de Niro damals mit seiner Diagnose an die Öffentlichkeit gegangen ist, haben wir einen unglaublichen Effekt gesehen – so etwas muss man nützen, um eine nachhaltige Wirkung für die Stärkung des Gesundheitsbewusstseins, aber auch, um mehr Unterstützung für Forschung zu erzielen."

"In Österreich ist die Offenheit der Prominenten im Umgang mit dieser Erkrankung leider nicht so groß", sagt Büchler. "Hier wird die Erkrankung in der Regel verschwiegen."

"Was bedeutet intelligenter Einsatz des

PSA-Tests
?(Prostata-spezifisches Antigen, kann auf eine Krebserkrankung hinweisen, Anm.)", wollte ein Teilnehmer aus dem Publikum wissen.

"Es geht nicht um einen Einzelwert, sondern um den Verlauf mehrerer Werte und um die Schnelligkeit des Anstiegs", betonte Meryn. Auch das Alter sowie Prostatakrebsfälle in der Familie spielen eine wichtige Rolle. Shariat: "Ebenso natürlich die Untersuchung der Prostata durch den Urologen, der Ultraschall, eventuell eine Magnetresonanztomografie." Erst dann wird entschieden, ob überhaupt eine Biopsie – Gewebeentnahme – notwendig ist. Die erfreuliche Konsequenz für die Patienten, so Shariat: "Dadurch benötigen wir viel öfter, als wir das bisher geglaubt haben, in der Anfangsphase gar keine Therapie, sondern kommen mit einer engmaschigen Überwachung aus."

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