
© REUTERS/DYLAN MARTINEZ
"Der PSA-Test hat mein Leben gerettet"
Das Outing von Schauspieler Ben Stiller lässt die Diskussion um den PSA-Wert wieder aufleben.
Es war der 13. Juni 2014. "Damals wurde bei mir Prostatakrebs diagnostiziert", schreibt US-Schauspieler Ben Stiller ("Zoolander") in einem Beitrag für die große US-Initiative zur Krebsbekämpfung ("Moonshot Initiative"). Er habe Glück gehabt, dass ihm sein Arzt im Alter von 48 Jahren den PSA-Test (wird im Blut gemessen) ans Herz gelegt habe: "Dieser Test hat mein Leben gerettet." Stillers Prostata wurde entfernt, drei Monate später erhielt er die Diagnose, dass er "cancer free" sei. Jetzt sprach Stiller erstmals in der Öffentlichkeit über seine Erkrankung. "Sie kam aus heiterem Himmel."
Jahrelang wurde der Nutzen des PSA-Testes auch unter Experten heftig diskutiert. Univ.-Prof. Shahrokh F. Shariat, Leiter der Universitätsklinik für Urologie der MedUni Wien, hat mehrere Jahre an Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York gearbeitet, wo auch Ben Stiller behandelt wurde. "Das Problem ist nicht der PSA-Test: Es geht um die Schritte, die man nach einem solchen Test setzt", so Shariat, der kommenden Mittwoch auch einer der Podiumsdiskutanten beim großen KURIER-Gesundheitstalk zum Thema "Männergesundheit" ist (siehe unten).
Weniger Todesfälle

"Die Studie ist tot"
"Doch vergangenes Jahr hat sich gezeigt: Auch in der Kontrollgruppe, die eigentlich keine PSA-Tests hätte durchführen lassen sollen – um eben die Unterschiede zu ermitteln –, ließen 90 Prozent der Männer einen solchen durchführen. Damit ist klar, warum sich hier kein Unterschied gezeigt hat. Aber diese Studie ist tot."
Wichtig sei das intelligente Vorgehen nach dem Vorliegen des Testergebnisses. Wurde ein Prostatakarzinom entdeckt und ist der PSA-Wert nicht stark erhöht, wird der Patient aktiv überwacht ("active surveillance") – es finden also regelmäßig engmaschige Kontrollen statt. Entscheidend ist dann der Verlauf der PSA-Werte, nicht der Einzelwert.
Lesen Sie unter der Grafik über verbesserte Behandlungsmöglichkeiten

Stigma
Prostatakrebs sei leider immer noch mit einem Stigma behaftet, bedauert der Urologe. "Es gibt wenige prominente Betroffene, die mit der Diagnose an die Öffentlichkeit gehen wollen – vielfach herrscht der Glaube vor, ohne Prostata sei man kein ganzer Mann mehr. Auch wir haben schon viele Prominente operiert – und alle wollen inkognito bleiben."
Doch die Risiken von Nebenwirkungen seien deutlich gesunken: "Wir sehen kaum mehr Inkontinenz." Auch die Wahrscheinlichkeit von erektiler Dysfunktion sei heute viel geringer: "Die Operations- und Bestrahlungsmethoden haben sich sehr verfeinert. Wir sehen die Nervenbahnen besser als früher – und können sie besser erhalten. Bei den meisten Patienten bekommen wir das gut hin."
"Wir leben in einer nicht perfekten Welt", sagt Stiller in seinem Text. Die Diskussion rund um den PSA-Test sei eine komplizierte Sache. "Aber ich glaube, der beste Weg, gegen eine potenziell tödliche Krankheit vorzugehen, ist, diese früh zu entdecken."
Gute Chancen bei früher Diagnose
Ben Stiller hatte sich seinen urologischen Chirurgen am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York von seinem Freund und Kollegen Robert De Niro,73, empfehlen lassen.

De Niro war dort selbst vor mehr als zehn Jahren wegen Prostatakrebs erfolgreich operiert worden.

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