Die US-Seuchenschutzbehörde CDC erwägt die Entnahme von Abwasserproben aus internationalen Flugzeugen, um neu auftretende Varianten aufzuspüren, so die Behörde gegenüber Reuters. Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, sagte, die WHO benötige mehr Informationen, um den jüngsten Anstieg der Infektionen in China zu bewerten, ohne jedoch zur Frage der Reisetests Stellung zu nehmen.
Mehrere Varianten für Welle verantwortlich?
Wie der KURIER schon die vergangenen Tage berichtete, ist vor allem die Variante BF.7 für die Welle in China verantwortlich. Weil eine immunnaive Person - also ohne bisherigen Kontatk mit dem Erreger bzw. ohne Impfung -, die sich mit BF.7 ansteckt, die Infektion im Schnitt an zehn bis 18 andere Personen weiter gibt, sieht sich China derzeit mit Millionen von Infizierten konfrontiert.
Allein im Dezember steckten sich laut offiziell unbestätigten internen Schätzungen 248 Millionen Menschen in China mit dem Virus an. Wissenschaftler warnen schon lange vor neuen Varianten, die ihren Weg in andere Länder finden würden. Zehntausende könnten schon ums Leben gekommen sein - Krematorien können die Leichen nicht schnell genug einäschern.
Nach Berechnungen des in London ansässigen Forschungsunternehmens Airfinity infizieren sich derzeit 1,8 Millionen Menschen täglich neu, während rund 9.000 pro Tag sterben. Bis Ende April könnte die Zahl der Corona-Toten den Berechnungen zufolge auf 1,7 Millionen anwachsen. Offizielle Zahlen veröffentlichen die chinesischen Behörden nicht mehr.
Peking war Anfang Dezember in einer radikalen Kehrtwende von seiner strengen Null-Covid-Politik abgerückt. Nach dem Ende der Testpflicht ist es laut den Behörden inzwischen unmöglich, die Zahl der Corona-Fälle abzuschätzen. Es gibt daher keine offiziellen Statistiken zu Corona-Todesfällen und Krankenhaus-Einweisungen.
In einer kürzlich abgehaltenen Pressekonferenz erklärte NK Arora, ein bekannter indische Mediziner und Leiter des Impfgremiums NTAGI, jedoch, dass es sich bei dem Ausbruch in China um mehrere Varianten handelt. Arora geht davon aus, dass BF.7 nur 15 Prozent der Fälle ausmacht. Die Mehrheit - 50 Prozent - würde zur BN- und BQ-Varianten-Familie zählen, weitere 10 bis 15 Prozent der Fälle würden zur SVV-Variante gehören.
BF.7 hat sich wie BQ.1 aus BA.5.2 entwickelt, anders die Variante BN, diese stammt von BA.2.75 ab. Der Urahne ist in beiden Fällen der Omikron-Stamm BA.2.
Impfung schützt
Zuletzt gab es positive Nachrichten für Geimpfte: Laut einer US-Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine erschienen ist, wirkt der bivalente BA.5-Booster bei zahlreichen besorgniserregenden Varianten: "Personen, die den bivalente BA.5-Booster erhielten, hatten eine bessere neutralisierende Aktivität gegen alle Omikron-Subvarianten - insbesondere gegen BA.2.75.2, BQ.1.1 und XBB - als diejenigen, die nur einen oder zwei Stiche mit dem herkömmlichen Impfstoff hatten." (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen.)
Im Westen ist die Ansicht verbreitet, dass der in China produzierte klassische Totimpfstoff CoronaVac nicht die Qualität der mRNA-Vakzinen erreicht. Das stimmt nur bedingt: Ein aktuelle Booster-Studie aus Hongkong stellt dem Impfstoff erneut kein schlechtes Zeugnis aus. Die durch die Impfung erzielten Antikörpertiter waren gegen die Variante BA.2 nach drei Stichen mit CoronaVac deutlich niedriger als nach drei Stichen mit dem herkömmlichen Impfstoff von Biontech. Der Impfschutz war jedoch ähnlich, der Unterschied der Impfdurchbrüche nicht signifikant. Der Vorteil des Boosters in beiden Impfgruppen: deutlich mildere Verläufe. (Sie können die Studie hier auf Englisch nachlesen.)
Nur 40 Prozent der über-80-Jährigen haben in China eine dritte Impfung erhalten, bei den über-60-Jährigen sind es zwei Drittel. In Österreich haben 17,7 Prozent vier oder mehr Stiche, 56,2 Prozent drei Stiche erhalten: In der Gruppe der 75- bis 84-Jährigen haben 85,3 Prozent den dritten Stich. Bei den über-84-Jährigen 80,4 Prozent den dritten Stich.
Schon angesichts der Welle in New York riet der renommierte US-Mediziner Eric Topol: "Wenn Sie also in den vergangenen vier Monaten oder mehr keine Auffrischungsimpfung erhalten haben, wäre dies jetzt sehr ratsam."
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