Die jüngsten Fallzahlen aus Mailand, wo beinahe jeder zweite Passagier in zwei Maschinen aus China Corona-positiv war, belegen das eindrucksvoll. Umso unverständlicher, dass die dafür nötigen politischen Entscheidungen, die niemand ernsthaft in Zweifel ziehen könnte, gerade in Wien und in der EU-Zentrale in Brüssel unnötig vertrödelt werden. "Dringlichkeits-Sitzungen" in Brüssel, die seltsamerweise ohne Entscheidung endeten und Sprachgirlanden aus Wien von einer "abgestimmten europäischen Vorgangsweise", der man sich anschließen werde: All das klingt nach dem üblichen halblauten Theaterdonner, den man veranstaltet, wenn die eigentlichen Entscheidungsträger lieber nicht aus ihrer weihnachtlichen Beschaulichkeit herausgerissen werden wollen.
Druckkochtopf
Die Pandemie, die in China ihren Anfang genommen hat, kann sich innerhalb kürzester Zeit dank neuer Varianten wieder rund um die Welt ausbreiten. Dank der ausgezeichneten Immunlage in Europa und in anderen westlichen Ländern besteht kein Grund zur Panik. Allerdings ist ein Volk von eineinhalb Milliarden Menschen, von denen derzeit mindestens jeder fünfte eine Covid-Infektion durchmacht, der perfekte Druckkochtopf für neue Virusvarianten. Das muss man inzwischen wohl niemandem mehr erklären, auch den Gesundheitsbehörden in Wien, oder in Brüssel nicht. Doch während Länder wie die USA, Japan, oder Indien sofort reagiert und verpflichtende Tests für Einreisende aus China verhängt haben, geht in der EU wieder einmal jeder seinen eigenen Weg. Die Italienische Regierung hat nach den dramatischen Zahlen aus Mailand sofort gehandelt und verpflichtende Tests für Einreisende aus China verhängt, auch Spanien handelt jetzt auf eigene Faust und will nicht mehr auf Brüssel warten. Wie so oft in der EU wird eine Maßnahme, die ohnehin unausweichlich scheint und die wohl niemand als unnötig kritisieren würde, verzögert - solange bis man wieder einmal Entscheidungsschwäche und Handlungsunfähigkeit demonstriert hat. Dann wird man wohl ohnehin die Entscheidung treffen, die einem der gesundheitspolitische Hausverstand ohnehin aufdrängt. Nur bis dahin hat man nicht nur unnötig Hunderte neue Corona-Fälle nach Europa importiert, man auch wieder einmal all jenen, die mit EU-Skepsis billige Punkte machen, den Ball auf den Elferpunkt gelegt. Und auch in Wien drängt die Zeit, schließlich ist Hochsaison und dass einem eine Corona-Infektion auch eine lange ersehnte Reise verderben kann, ist eine Erfahrung, die wohl gerade Touristen aus China verstehen. Deren Regierung war ja mit solchen Maßnahmen von Anfang an nicht zimperlich.
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