Doch wer ist besonders gefährdet, beim Sex an einem plötzlichen Herztod zu sterben? Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Meist trifft es Männer - im Durchschnitt 59 Jahre alt -, und meist ist die Ursache ein Herzinfarkt. Das ergab eine groß angelegte Analyse von 32.000 Verstorbenen, die über Jahrzehnte hinweg in Deutschland durchgeführt wurde.
Nicht nur Männer
Eine neuere Studie der University of London zeigt nun, dass der Herztod beim Sex keineswegs nur Menschen jenseits der 50 treffen kann. Die Forscher untersuchten plötzliche Herztodesfälle an knapp 7.000 Verstorbenen zwischen 1994 und 2020. Von diesen ereigneten sich 17 - also 0,2 Prozent - während oder innerhalb einer Stunde nach der sexuellen Aktivität, schreiben die Forscher im Fachjournal JAMA Cardiology.
Das Durchschnittsalter beim Sex-Tod betrug 38 Jahre. 35 Prozent der Fälle waren Frauen, ein deutlich höherer Anteil als in früheren Studien. Diese Frauen starben typischerweise nicht an Herzinfarkten, wie es bei älteren Männern meist der Fall ist. Bei etwa der Hälfte zeigte das Herz eine normale Funktion, Todesursache war eine plötzliche Rhythmusstörung.
Die zweithäufigste Ursache war ein Aortenriss (12 Prozent). Die restlichen Fälle waren auf strukturelle Anomalien wie Kardiomyopathien oder seltene genetische Konditionen zurückzuführen.
Ursachen
Ein veränderter Herzrhythmus, etwa durch Anstrengung beim Sex, kann einen Sauerstoffmangel verursachen und zu einem plötzlichen Herzstillstand führen, schreibt der Pathologe David Gaze von der University of Westminster auf Science Alert. "Diese neue Studie legt nahe, dass Menschen unter 50 hauptsächlich durch plötzliche, unklare Rhythmusstörungen (SADS, Anm.) oder Kardiomyopathien sterben."
Jüngere Erwachsene, bei denen solche Diagnosen vorliegen, sollten ihren Kardiologen zum Thema sexuelle Aktivität befragen, schreibt Gaze. Die Ergebnisse würden aber auch zeigen, dass das Risiko sehr niedrig ist - "sogar bei Menschen mit vorliegenden Herzproblemen".
Laut dem Informationszentrum für Sexualität und Gesundheit überschätzen Menschen die körperliche Leistung, die sie beim Sex erbringen. Zwar seien Blutdruck und Herzfrequenz vor und während des Orgasmus sehr hoch, die Belastung auf das Herz dauert aber nur wenige Sekunden. Für Herzkranke sei es daher ratsam, mit einem langen Vorspiel zu beginnen und sich dann langsam zu steigern - ähnlich wie beim Sport.
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