Coronavirus: Temperaturanstieg könnte Infektionen zurückdrängen
US-Präsident Donald Trump hat seine eigene Theorie, wann das „Corona-Problem“ gelöst ist: „Viele Menschen glauben, dass es im April mit der Hitze verschwinden wird. Normalerweise wird es im April weg sein.“ Robert Redfield, Chef der US-Seuchenkontrollbehörde CDC, teilte vor dem US-Kongress diese Ansicht nicht: „Es ist wahrscheinlich, dass dieser Krankheitserreger für einige Zeit unter uns sein wird.“
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Doch auch wenn das Virus nicht verschwinden wird: Einen gewissen Effekt könnten Wärme und UV-Strahlung haben: „Das Coronavirus SARS-CoV-2 wird nicht verschwinden. Aber die Infektionszahlen könnten zurückgehen“, sagt Wegene Borena, Virologin an der MedUni Innsbruck (Institut für Virologie).
Zwar sei das derzeit nur eine Vermutung, betont sie: „Aber wir sehen einen solchen Effekt jedes Jahr bei jenen vier Coronaviren, die grippale Infekte auslösen und deren Häufigkeit wir regelmäßig erheben.“
Die meisten Infektionen mit den bisherigen Coronaviren gebe es im Winter. Im Gegensatz zu den Influenzaviren verschwinden die Coronaviren zwar Ende März / April nicht und seien das ganze Jahr hindurch nachweisbar: „Aber außerhalb von Spätherbst und Winter gibt es deutlich weniger Infektionen.“ Dies habe wahrscheinlich mehrere Ursachen: „Viren, die Atemwegserkrankungen auslösen, bleiben in kalter und trockener Luft stabiler. Gleichzeitig sind bei Kälte und Trockenheit die Atemwege anfälliger für Infektionen.“ Studien zeigten auch, dass generell das Immunsystem bei Kälte schwächer ist: „Und dann hält man sich mehr in geschlossenen Räumen auf.“
Dass es aber – so wie bei Influenza – zu einem praktisch kompletten Stopp der Infektionen in den wärmeren Monaten komme, glaubt Borena nicht: „Das wäre untypisch für Coronaviren.“
Auch der deutsche Virologe Mathias Pletz äußerte sich vorsichtig optimistisch: UV-Strahlen, hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme könnten das Virus außerhalb des Körpers schneller inaktivieren. Ähnlich sein deutscher Kollegen Christoph Drosten, der in den wärmeren Monaten „helfende Effekte“ dazukommen sieht, um eine Verbreitung des Virus zu verlangsamen: „Die Wärme im Sommer, UV-Strahlen und die Tatsache, dass Leute vermehrt draußen sind und sich weniger aneinander infizieren können.“
Unklar
„Ja, diese Hoffnung ist da“, sagt auch der Infektiologe Heinz Burgmann von der MedUni / AKH Wien. „Aber ob der Effekt wirklich maßgeblich ist, das ist derzeit völlig unklar. Wir wissen es einfach nicht.“ Denn gegen die vier Coronaviren, die Schnupfen auslösen, habe das Immunsystem vieler Menschen bereits Abwehrstoffe gebildet. „Aber mit dem neuen Erreger hatte es noch nie zu tun.“
Es könnte aber zumindest zu einer Verlangsamung der Virusausbreitung kommen: „Das würde uns eine Atempause verschaffen. Wertvolle Zeit für die Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen könnte gewonnen werden, gleichzeitig wäre auch die Belastung der Gesundheitssysteme natürlich geringer, „wenn nicht alle gleichzeitig krank werden.“
Im Endeffekt werde es aber höchstwahrscheinlich so sein, dass neben den Influenza- und bisherigen Coronaviren auch dieses neue Coronavirus der Menschheit bleiben wird.“
Hoffnung auf Sonnenlicht und Feuchtigkeit
Dass Wärme Infektionsketten nicht komplett stoppt, zeigt Singapur mit seinem tropischen Klima und durchschnittlichen Februar- und März-Temperaturen von rund 25 Grad: Dort gibt es bis jetzt an die 100 bestätige Infektionen – etliche durch Mensch-zu-Mensch-Übertragung direkt im Land.
Der britische Virologe Jonathan Ball erklärte im BBC-Magazin Health Check: „Wir wissen, dass Sonnenlicht und Feuchtigkeit Viren schädigen und die Infektiosität senken. Je wärmer und feuchter es ist, umso kürzer überleben Viren in der Umwelt. Aber wenn Sie in der Nähe einer Person stehen, die gerade infizierte Tröpfchen ausgehustet hat, und Sie diese einatmen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich anstecken.“
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